Als das Gespräch während des Haareschneidens darauf kam, dass Henrike Wahl die neue Äbtissin sei, ließ die Friseurin das erstmal eine Weile sacken. Dann fragte sie: „Ist das … mit Glauben?“ Ja, ist es. Und Henrike Wahl liebt solche Gespräche. Sie fühlt sich verbunden mit allen Fragenden und Suchenden. Ihre Suche führte sie ins Kloster Barsinghausen bei Hannover, das sie seit Anfang März leitet. Am Samstag wurde sie von Regionalbischöfin Petra Bahr in einem Gottesdienst in der Klosterkirche offiziell in ihr neues Amt eingeführt.
Der Konventsaal in dem evangelischen Kloster am Deister ist mit Sicherheitstechnik geschützt, weil sich darin wertvolle Gemälde und in einem Nebenzimmer ein massiver Holzschrank mit dem Klosterarchiv befinden. „Manchmal greife ich mir einen Karton heraus und stöbere in den alten Handschriften“, sagt Henrike Wahl. „Wenn ich die Zeit hätte, würde ich das jeden Tag machen.“ Der Gedanke, dass sie in dem 1193 von Augustinerinnen gegründeten Kloster in einer jahrhundertealten Tradition steht, fasziniert die 48-Jährige. „Aber natürlich habe ich auch immer wieder Zweifel, ob ich das stemmen kann und der Bestimmung des Klosters gerecht werde.“