Eine Kerze, Brot und Salz, Blumen, ein zerbrochener Teller, Energieriegel und ein Kreuz - Symbole stehen nun seit heute, Freitag, 1. September, in einzelnen Räumen im Evangelischen Hospiz in Barsinghausen. Symbole, die in einer Prozession durch das 1918 errichtete Haus getragen wurden, begleitet von Saxophonist Simon Becker-Foss, Gesang und Worten und vielen Gästen, die auch einen ersten Eindruck von den Räumen im neuen Hospiz bekamen. Bei der Prozession dabei war auch Schwester Erika Krause, früher Oberin der Henriettenstiftung. Sie überreichte ein besonderes Kreuz an Joachim Richter, dem Vorstand des Vereins für Gemeindediakonie Barsinghausen, dem Eigentümer des Gebäudes. Denn das Kreuz kommt aus der Henriettenstiftung für die das Haus als "Anna-Forcke-Stift" errichtet wurde. Nach dreijähriger Bauzeit wurde das Hospiz nun offiziell eingeweiht, auch wenn die Zimmer für zehn Hospizgäste noch eingerichtet werden müssen.
Vor der Prozession durch das Haus, die Superintendentin Antje Marklein und der Vorstand der Dachstiftung Diakonie Pastor Hans-Peter Daub begleiteten, hörten die vielen Gäste vor dem Haus Grußworte. "Es war eine begeisternde Idee, die hier realisiert wurde. Wir haben uns schon gefragt, ob dieser Aufwand gerechtfertigt ist und uns dafür entschieden, weil es unbedingt unterstützenswert ist. Denn dieses Hospiz setzt Standards und kann ein Beispiel auch für andere Orte sein, wie würdiges Sterben aussehen kann", sagte Hans-Peter Daub. Die Dachstiftung ist ein Gesellschafter im Verein für Gemeindediakonie, der das Gebäude gekauft hat. Auch die Klosterkammer Hannover unterstützt das Hospiz mit 250.000 Euro für die Einrichtung der Räume. "Das sind zehn Prozent unserer jährlichen Förderungen, also schon ein großer Anteil. Damit zeigen wir, dass wir die Hospizarbeit insgesamt stärken wollen. Hier können Menschen in Würde leben und sterben. Und ich bin sehr froh, dass das Gebäude kein 'lost place' mehr ist", betonte Kammerdirektor Andreas Hesse. Nachdenkliche Worte fand Bürgermeister Henning Schünhof. Das Gebäude sei sehr wichtig für Barsinghausen und führe nun kein Schattendasein mehr. "Das Anna-Forcke-Stift wird nun wieder mit Leben gefüllt. Das ist sehr passend, denn Leben ist ohne den Tod nicht denkbar. Beides wird hier seinen Platz haben", sagte er und dankte dem Verein für Gemeindediakonie für das Engagement.
Es ist so etwas wie ein Neuaufbau, den das alte Anna-Forcke-Stift in Barsinghausen erlebt hat. 1918 für die Henriettenstiftung errichtet, war es nach langem Leerstand im Jahr 2015 nahezu eine Ruine. Doch Joachim Richter und die damaligen Eigentümer Ernst und Andrea Wildhagen entwickelten zusammen mit anderen Wegbereitern die mutige Idee für das Evangelische Hospiz Barsinghausen. "Ja, das ist zu schaffen", zitierte Joachim Richter in seiner Rede auch den Architekten und Bauleiter Dirk Nolte und dankte ihm, den vielen Handwerkern und Unterstützerinnen und Unterstützern. Immerhin gut 209.000 Euro an Spenden kamen mittlerweile zusammen. Rund vier Millionen Euro Baukosten wurden zunächst kalkuliert, diese sind mittlerweile auf rund fünf Millionen gestiegen. Nun müsse noch das Mobiliar kommen. Das Team ist bereits im Aufbau. Hospizleiterin Christina Brandes ist seit Juni dabei und stellte mit ihrer Rede auch die Haupt- und Ehrenamtlichen vor. „Wieviel Mut ist für so ein Projekt nötig. Ich nehme sehr viel Mut wahr, um bis hierher zu gelangen. Meinem neuen Team wünsche ich, anders zu sein und sich nicht zu verbiegen. Wir entwickeln hier ein Haus des Lebens mit viel Lachen, Tanzen aber auch vielen stillen Momenten“, sagte sie. Weitere Unterstützung für das Hospiz zeigte sich bereits bei der Eröffnung. Franz Neuendorff und Marcus von Oertzen vom Johanniterorden und der Hilfsgemeinschaft überreichten den Erlös aus dem Klostercafé beim Stadtfest in Höhe von 3.000 Euro. Damit sollen Sitzgelegenheiten angeschafft werden, auf denen auch Angehörige den weiten Blick über das Calenberger Land genießen können.
Sabine Freitag