Uelzen, Hannover. Die hannoversche Landeskirche möchte sich stärker mit lutherischen Kirchen in aller Welt über Initiativen und Projekte für den Frieden vernetzen. Dazu besuchen Delegierte des Lutherischen Weltbundes aus Äthiopien, Malawi, Südafrika, Indien, Brasilien und Peru noch bis Montag (25. September) die acht Friedensorte der Landeskirche. Es gehe darum, voneinander zu lernen und sich über die jeweiligen Wege zu einem gerechten Frieden auszutauschen, sagte der evangelische Landesbischof Ralf Meister beim Auftakt der Reise am Donnerstag im Friedensort Woltersburger Mühle in Uelzen.
Vor allem der Ukrainekrieg, aber auch Konflikte in anderen Ländern forderten die Kirchen heraus, sich für den Frieden einzusetzen, sagte Meister. Friedensarbeit sei jedoch auch angesichts problematischer Entwicklungen innerhalb der deutschen Gesellschaft wichtig. Der Bischof nannte Tendenzen zu Entsolidarisierung und Rechtsradikalismus. „Wir wollen in diesen Tagen teilen, wie wir versuchen, mit unseren Wurzeln im christlichen Glauben Schritte des Friedens zu gehen“, so Meister. „Da haben wir als Landeskirche mit den Friedensorten einige Modelle.“
Die Bischöfin Naledzani Josephine Sikhwari von der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Südlichen Afrika ergänzte, der Ukrainekrieg werde häufig als der derzeit schlimmste Konflikt herausgestellt. Auch in anderen Ländern der Welt tobten jedoch grausame Kriege, wie im Sudan oder Äthiopien. Diese dürften nicht aus dem Blick geraten. Deshalb sei der Ukraine-Krieg auch in der Abschlusserklärung der jüngsten Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Krakau nicht extra hervorgehoben worden.
Sikhwari und die brasilianische Kirchenpräsidentin Sílvia Beatrice Genz berichteten von Kriminalität, Gewalt gegen Frauen und ethnischen Konflikten in ihren Ländern. Genz betonte, ihre Kirche werbe für Toleranz gegenüber Menschen anderer Nationen und anderen Glaubens. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass analog zu den Friedensorten in Niedersachsen auch in ihrem Land „Plätze des Friedens“ geschaffen werden. Dort könnten die Menschen friedliches Miteinander lernen und für den Frieden beten.
Felix Paul, Referent für Friedensarbeit im Haus kirchlicher Dienste, erläuterte, die acht Friedensorte seien Bildungseinrichtungen mit Schwerpunkten wie Nachhaltigkeit, Flucht und Migration oder Erinnerungskultur. „Wir sehen bei dieser Arbeit nicht unbedingt einen Effekt im Großen. Aber wir sehen einen Effekt für jede Besucherinnen- und Besuchergruppe, für jedes Seminar, für jeden Workshop.“
An den Friedensorten arbeiteten neben Theologen unter anderem auch Historiker, Politikwissenschaftler und Pädagogen, ergänzte Karin Köhler, Mitglied der Landessynode, dem Parlament der Landeskirche. Die Kirche mache durch die Friedensorte in Politik und Gesellschaft als wichtiger Gesprächspartner auf sich aufmerksam. „Um als Kirche glaubwürdig zu sein und das zu tun, was wir predigen, müssen wir einen wichtigen Beitrag zum Frieden leisten“, sagte Köhler, die als Vorsitzende des Vergabeausschusses Friedensorte über die finanzielle Förderung mitentscheidet.
Claudia Ostarek, Pastorin am gastgebenden Friedensort Woltersburger Mühle, nannte als aktuellen Schwerpunkt ihrer Arbeit Tagungen über biblische Friedenstheologie und wie sich diese angesichts des Ukraine-Krieges verändert. „Der internationale Besuch ist eine Horizonterweiterung für uns. Wir merken bei jedem Problem, wie global und komplex es ist. Es stärkt uns, wenn wir sehen, dass Menschen weltweit an den gleichen Themen arbeiten“, sagte Ostarek.
epd Niedersachsen-Bremen / EMA