Hannover, Berlin. Der hannoversche Geschäftsführer der Evangelischen Freiwilligendienste, Martin Schulze, appelliert eindringlich an die Ampel-Koalition, die geplanten Haushaltskürzungen bei den Freiwilligendiensten zu überdenken. Der Etat für das Bundesfamilienministerium müsse insgesamt erhöht werden, sagte Schulze am Freitag im „Morgenmagazin“ des ZDF. Ziel der aktuellen Proteste sei es nicht, an einer Stelle der Jugendarbeit zu sparen, damit die Freiwilligendienste mehr bekommen.
In den kommenden beiden Jahren will die Koalition aus SPD, Grünen und FDP insgesamt 113 Millionen Euro bei den Freiwilligendiensten kürzen, um die Sparvorgaben für den Bundeshaushalt zu erfüllen. Das entspricht jeweils einem Drittel der Ausgaben für das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Ökologische Jahr für junge Menschen und den Bundesfreiwilligendienst für alle Altersstufen. Pro Jahrgang leisten insgesamt rund 100.000 Menschen einen Freiwilligendienst.
Wenn die Kürzungen wie geplant in Kraft treten, könnten wahrscheinlich etwa 30.000 Stellen nicht mehr besetzt werden, sagte Schulze, der als Geschäftsführer die Evangelische Freiwilligendienste gGmbH mit Sitz in Hannover leitet. Die Auswahl möglicher Einsatzbereiche für die jungen Menschen werde geringer. Zudem sänken die Chancen für jene mit niedrigeren Bildungsabschlüssen.
Auch die Einrichtungen würden schwer getroffen, erwartet Schulze. Die Freiwilligen erledigten wichtige Hilfstätigkeiten, um die hauptamtlichen Beschäftigten zu entlasten. Wenn es weniger Menschen in Freiwilligendiensten gäbe, könnten zum Beispiel Altenheime keine Ausflüge mehr anbieten, und in Sportvereinen werde das Angebot für junge Kinder eingeschränkt.
Mit einer Demonstration im Berliner Regierungsviertel hatten am Mittwoch vorwiegend junge Freiwilligendienstleistende gegen die drohenden Kürzungen protestiert. Die 19-jährige Marie Beimen hatte für eine Petition in kurzer Zeit 100.000 Unterschriften gesammelt und war Anfang der Woche im Bundestag angehört worden. Die Kampagne „Freiwilligendienste stärken“ fordert eine Verdoppelung des Taschengeldes auf gut 900 Euro im Monat, damit sich auch Jugendliche mit wenig Geld den Freiwilligendienst leisten können, sowie die Finanzierung von mehr Plätzen.
epd Niedersachsen-Bremen