Rössing. Adel verpflichtet, Tradition aber ebenso. Das gilt für Familie von Rössing auch in kirchlichen Angelegenheiten. Denn sie lebt auf dem Rittergut in Rössing und hat zugleich das Patronat für die St.-Peter-und-Paul-Kirche im Dorf inne. Diese Aufgabe bringt viele Pflichten, aber auch Rechte mit sich. So hat die Patronatsfamilie das Ehrenrecht, im Gottesdienst statt auf Kirchenbänken auf der Prieche – in Augenhöhe mit dem Predigenden – Platz zu nehmen.
Früher zählte der Gottesdienst ja noch als gesellschaftliches Ereignis, aber sitzt man auf der Prieche heute nicht ziemlich auf dem Präsentierteller?
von Rössing: Die Prieche wird von meiner Familie fast ausschließlich zu Weihnachten genutzt, und dieses hauptsächlich aus praktischen Gründen: So müssen wir nicht bangen, noch einen Platz in der – ausnahmsweise – überfüllten Kirche zu bekommen, wenn wir in einer größeren Gruppe in die Kirche gehen. Wenn ich alleine gehe, sitze ich immer mit anderen Gemeindegliedern zusammen – ich habe im Alltag ausreichend Gelegenheit für mich zu sein.
Seit wann existiert Ihr Kirchenpatronat und ist es an das Rittergut gebunden?
von Rössing: Es ist immer der aktuelle Inhaber des landwirtschaftlichen Betriebes automatisch auch Patron der Kirche in unserem Dorf, also ja: Das Patronat ist an das Rittergut gebunden. Wie lange es existiert, weiß ich allerdings nicht.
Wie wird Ihre Sonderrolle von den Menschen in Rössing gesehen?
von Rössing: Vielleicht täusche ich mich, aber ich glaube, die Sonderrolle als Patronin wird in Rössing nicht besonders wahrgenommen.
Lassen Sie sich als Patronin jeden Sonntag zum Gottesdienst sehen?
von Rössing: Es wäre mir eine Freude, diese Frage mit „ja“ beantworten zu können, aber Gottesdienste finden in Rössing schon lange nicht mehr jeden Sonntag statt.