Als Sie mit der Behindertenarbeit angefangen haben, hat es die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen noch gar nicht gegeben. Was hat sich verändert in all den Jahren?
Elke Bode: Zunächst: Aus dem Sonder-Konfirmandenunterricht für Jugendliche mit Behinderung ist eine inklusive Gruppe geworden. Das brauchte zwar einige Jahre Anlauf, hat dann aber funktioniert. Mittlerweile ist es bei uns selbstverständlich, dass zu einer schwerstnormalen Gruppe auch Jugendliche mit geistiger Behinderung gehören.
Gibt es da Unterschiede zwischen geistiger und körperlicher Behinderung?
Bode: Auf jeden Fall! Sich auf körperlich behinderte Menschen einzustellen, war viel früher möglich. Das ging ruck-zuck, dann war eine Rampe zum Altar gebaut, damit unser erster Konfirmand im Rolli am Abendmahl teilnehmen konnte. Barrieren abzuschaffen ist bei körperlichen Beeinträchtigungen verhältnismäßig einfach. Es gibt Akustik-Schleifen für Hörgeschädigte, es gibt leichte Sprache, es gibt Piktogramme, es gibt entsprechend aufgebaute Webseiten. In Klammern: Auf der anderen Seite gibt es überall noch immer Barrieren, wenn jemand einfach nur im Rollstuhl sitzt.
Echte Barrieren oder auch welche im Kopf?
Bode: Sowohl als auch. Eine Kollegin von mir wurde bei einem Kinobesuch einmal nicht als Betreuerin unserer Gruppe angesehen, bloß, weil sie im Rollstuhl sitzt. Da liegen dann die Behinderungen in den Köpfen der Schwerstnormalen. Die sehen eine körperliche Beeinträchtigung und denken die geistige gleich mit. Auch wenn es die gar nicht gibt.
Woran liegt das?
Bode: Am fehlenden Zugang zu Menschen mit Behinderung. Je mehr Kontakt ich habe, desto selbstverständlicher wird er. Viele Menschen haben aber gar keine Berührungspunkte mit behinderten Menschen. Unsere Jugendlichen haben die häufig zum ersten Mal beim Konfer. Beispiel Gymnasium: Wo gibt es dort schon Inklusion?
Was müsste Ihrer Meinung nach passieren, damit sich das ändert?
Bode: Es müsste ein komplettes Umdenken geben, um die Gesellschaft beziehungsfähig zu Menschen mit Behinderung zu machen. Es muss ganz normal sein, dass Menschen mit Behinderungen mit dabei sind, bei allem.