Epiphaniaskonvent des Sprengels Hannover

Nachricht 20. Februar 2018

Diakoninnen und Diakone befassen sich mit ihrer Berufsmotivation

Am Montag kamen rund 80 Diakoninnen und Diakone aus dem Sprengel Hannover auf Einladung von Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr zum Epiphanias-Konvent in Hannover zusammen. Das Treffen stand unter dem Thema "Motivation - Durstig bleiben". Für den Hauptvortrag konnte der Sprengel Hannover Prof. Dr. Herbert Asselmeyer von der Universität Hildesheim gewinnen. Der Sozial- und Organisationspädagoge erläuterte in seinem lebhaften Vortrag die Grundlagen eines motivierenden Arbeitsklimas. Anschließend konnten die Teilnehmenden Workshops besuchen, die das Tagesthema aus unterschiedlichen Perspektiven vertieften und Anregungen für die Praxis boten.

"Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst."

Der Tag begann mit einer Andacht in der Epiphanias-Kirche. Diakon Michael Benkowitz verteilte kleine Kaleidoskope. Das facettenreiche und überraschende Lichtspiel sei als Symbol zu verstehen: "Es bewegt sich was vor unseren Augen und auch etwas in uns. Gottes Geist will uns animieren und motivieren.", so Benkowitz. Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr hob in ihrer Auslegung der Jahreslosung die antreibende Funktion des Durstes heraus: "Noch gefährlicher als Durst ist es, keinen Durst mehr zu haben. Nicht zu spüren, dass Überlebenswichtiges fehlt."

"Berufsfreude kommt nicht von allein und ist ohne Gemeinschaft nicht zu haben"

Prof. Dr. Asselmeyer stellte in seinem Vortrag die Bedeutung von Emotionen für ein produktives Arbeitsklima heraus. "Werden Zielorientierungen mit Emotionen verknüpft, steigt die Handlungsbereitschaft." Dabei müsse man angesichts einer komplexen Welt immer wieder mit Zielabweichungen rechnen und umgehen lernen. Wichtig sei es, emotionale Blockaden wie Ängste, Neid, Wut und Frust abzubauen. Jeder sei dazu aufgerufen, für gute Stimmung selbst zu sorgen. So könne ein wertvolles Miteinander gefördert werden, in dem die Fülle der Möglichkeiten sichtbar wird. "Berufsfreude entsteht dadurch, dass man in der Lage ist, so zu kommunizieren, dass die anderen Gemeinschaft empfinden."

Eindrücke aus den Workshops

„Das war total gut – man lernt aus den eigenen Fehlern und aus denen der anderen.“ Nadine Förster, Diakonin im Anerkennungsjahr in der Region Gehrden-Wennigsen, ist begeistert: Gerade hat sie sich auf einem an Seilen schwankenden Brett allein mit Muskelkraft und im Team mit Kerstin Dede auf zwei Meter Höhe emporgearbeitet. „Man muss durchschauen, wie das System funktioniert und genau im Blick haben, was die Partnerin macht“, sagt sie weiter – Herausforderungen, die für die Arbeit mit Gruppen ideal sind.

Ermöglicht wurde die Erfahrung auf schwankendem Brett, die neben Nadine Förster noch mehrere Diakoninnen und Diakone aus dem Sprengel Hannover machen konnten, von Sven-Oliver Salzer, Diakon und Erlebnispädagoge aus dem Kirchenkreis Burgdorf. Kistenweise hatte er Seile, Klettergurte, Helme und Handschuhe in die Ephiphanias-Kirchengemeinde in Hannover gefahren, um dort einen Workshop zur Erlebnispädagogik anzubieten. Anlass war der Epiphanias-Konvent, zu dem Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr alle Diakoninnen und Diakone aus ihrem Sprengel eingeladen hatte. Rund 80 von ihnen folgten der Einladung und setzten sich über mehrere Stunden mit ihrer eigenen Motivation auseinander.

„Der Konvent ist ein super Format“, stellte Franziska Feldmann, Diakonin im Anerkennungsjahr im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen, in der Mittagspause bei Nudelsalat und Fruchtspießen fest. „Wir können inhaltlich arbeiten und haben Zeit für den Austausch.“ Am Vormittag hatte sie bereits am Workshop „Wie verbrenne ich nicht?“ teilgenommen, den Meike Kohzer, Diplom-Psychologin aus dem Haus Inspiratio im Kloster Barsinghausen, leitete. „Es ist super schwierig, sich auf die eigenen Gefühle einzulassen und sie von den Gedanken zu trennen“, stellte Franziska Feldmann dabei fest. „Das muss geübt werden“, bestätigte Meike Kohzer. In ihrem Workshop zeigte sich einmal mehr, dass der Wunsch nach Selbstwahrnehmung und die Beschäftigung mit den eigenen Grenzen „weibliche“ Themen sind: In der intensiv arbeitenden Gruppe saßen zwölf Frauen, jedoch nur zwei Männer. „Es ist hilfreich, immer mal wieder einen Schritt zurückzutreten und den Blick auf die Strukturen von dem auf die Inhalte zu trennen“, gab Meike Kohzer ihnen allen in den Berufsalltag mit. 

Mit „Magic Moments“, Momenten mit einem intensiven Wir-Gefühl, identitätsstiftender Kraft und hoher Emotionalität, beschäftigen sich die Diakoninnen und Diakone, die mit Fabian Gartmann, theologischer Referent in der Landessuperintendentur, in einem Workshop arbeiten. „Wir wollen das Funkeln dieser Momente in unserer Kirche erleben“, sagt er – um dann gleich hinterher zu schieben, dass man Magic Moments aber nicht planen könne. Freiräume, Überraschungen, Emotionalität zulassen, das innere Kind rauslassen, für magische Momente wach sein, sie erkennen und für sich nutzen – das sind seine Empfehlungen um den Augenblicken, die tief berühren und lange in Erinnerung bleiben, auf die Spur zu kommen. Und: „Es darf auch mal richtig was in die Hose gehen; auch das können besondere Momente sein“, ist Fabian Gartmann überzeugt.

Hohe Arbeitszufriedenheit in der Diakonenschaft

„Wie ermöglichen wir Berufsanfängerinnen und -anfängern einen guten Weg in ihr Berufsfeld?“ – diese Frage stand für Kerstin Dede, landeskirchliche Beauftragte für Diakoninnen und Diakone, im Fokus des Epiphaniaskonvents. Sie berichtet von einer hohen Arbeitszufriedenheit in der Diakonenschaft, von gut genutzten Gestaltungs- und Entscheidungsspielräumen und von viel Anerkennung für die geleistete Arbeit auf Leitungsebene. Dennoch: „Aufgrund der Doppelqualifikation unserer Diakoninnen und Diakone müssen wir überlegen, wie Kirche als Arbeitgeberin attraktiv bleibt und wie wir junge Menschen an uns binden können.“

An der Hochschule Hannover studieren junge Frauen und Männer gleichwertig Religionspädagogik und Soziale Arbeit und erwerben in beiden Arbeitsfeldern den Abschluss. „Sie werden damit sprachfähig sowohl im kirchlichen wie auch im gesellschaftlichen oder staatlichen Raum und können als Übersetzer wertvollen Dienst leisten“, sagt Kerstin Dede. Gleichzeitig berge die Doppelqualifikation die Gefahr, dass sich gut ausgebildete junge Menschen nicht für die Kirche sondern für andere Träger entscheiden: „Da müssen wir mit attraktiven Stellen gegensteuern“, sagt Kerstin Dede. 

Isabel Becker, Diakonin im Anerkennungsjahr in der religionspädagogischen Arbeit des Stephansstiftes in Hannover, wird sich wohl gegen einen kirchlichen Arbeitgeber entscheiden: Obwohl sie sehr gerne im Stephansstift tätig ist, tendiert sie doch dazu, ihre erste Stelle im Berufsfeld Soziale Arbeit zu suchen. „Dabei werden mir die religionspädagogischen Kompetenzen, die ich im Studium und im Anerkennungsjahr erworben habe, sicher helfen“, sagt sie.

Smileys, Herzen und der Segen zum Schluss

Auf den Feedback-Plakaten verteilten die Teilnehmenden Herzen und Smileys, um ihrer Zufriedenheit Ausdruck zu verleihen. (Foto: F. Gartmann)

Mit einem Abschluss-Segen verabschiedete Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr die Diakone und Diakoninnen des Sprengels, dankte für die gute Vorbereitung und wünschte allen Teilnehmenden, dass sie gestärkt, zufrieden und motiviert in ihre Arbeit gehen mögen. Schaut man auf die Feedback-Plakate am Ausgang, wo Smileys und Herzen klar den Ton angeben, scheint sich dieser Wunsch erfüllt zu haben.

(Text: Andrea Hesse / Fabian Gartmann)