Kirchenkreisempfang in Ronnenberg

Nachricht Hannover, 30. Oktober 2017

"Habt Mut zur Theologie und redet Klartext"

Superintendentin Antje Marklein dankte Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr für ihren Vortrag anlässlich des Reformationsempfangs des Kirchenkreises. (Foto: Sabine Freitag)

500 Jahre Reformation - zehn Jahre Kirchenkreisempfang am Vorabend des Reformationstages - und trotzdem eine Premiere: am vergangenen Montag war Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr erstmalig in der Ronnenberger Michaeliskirche zu Gast. In ihrem Vortrag "Die Zukunft der Reformation - Luthers Herausforderungen für heute" stellte sie insgesamt 15 Thesen vor. "Diese Thesen sind zugespitzt und sollen zum Gespräch einladen", erklärte die Landessuperintendentin. "Vergesst die Kirche", forderte sie in ihrer ersten These und "versteht das Christentum wieder als Gottesvolk-Bewegung". "Macht Platz für das Evanglium", sagte die Hannoversche Regionalbischöfin und forderte zu einer geistigen Aufräumaktion gegen Gedankenträgheit und Besitzstandswahrung auf. "Reformation ist eine Aufgabe und kein Datum. Kirche soll sich immer wieder erneuern mit Blick auf die Buße und Umkehr", führte Bahr aus. Das Aufräumen sei auch mit "Lassen können" verbunden, mit dem sich trennen von den "drittliebsten" Dingen. Dies gelte auch für die Zeit nach dem Jubiläum. "Was ist wirklich wichtig?", müssten sich Christinnen und Christen fragen. Petra Bahr wünschte sich in ihren weiteren Thesen eine Kirche, in der "Klartext" geredet wird, in der deutlich wird, dass das Christentum von Christus herkommt, eine Kirche, in der auch Zweifel zu Wort kommen können und in der selbstständig gedacht wird. Wichtig sei die Feier des Gottesdienstes in vielfältiger Form und auch der Gottesdienst im Alltag. Und in "evangelischer Fröhlichkeit" sollten Christinnen und Christen weiter Reformationstag feiern, so die letzte These von Petra Bahr. "Wir sollen weiter feiern, groß einladen, Räume nutzen. Menschen brauchen runde Feiertage und wer feiert, kann auch im Alltag bestehen", meinte sie und beantwortete einige Fragen aus dem Publikum. Mit Blick auf die kürzlich von Kardinal Marx gewünschte  "Wiedervereinigung" der christlichen Kirchen wies sie auch auf Hindernisse, wie das Amtsverständnis in den Kirchen hin oder die Trennung im Abendmahl hin. Es gehe sicher um lange Zeiträume, aber es sei immer gut, wenn es Menschen gäbe, die daran glaubten.

Superintendentin Antje Marklein erinnerte in ihrer Begrüßung an die Idee, die hinter dem Reformationsempfang des Kirchenkreises stehe: Der Kirchenkreis wolle nach dem Auftrag der Kirche in der Gesellschaft fragen und dazu auch mit Menschen vielen Gruppen, Verbänden, Vereinen, Parteien, Religionen ins Gespräch kommen und Begegnung ermöglichen. "Ich freue mich auf die Begegnung mit ihnen", meinte sie und nannte im Rückblick auf das Jubiläumsjahr ein paar besondere Veranstaltungen im Kirchenkreis. Insgesamt, so die Superintendentin, sei es gelungen, im Kirchenkreis das Jubiläum in der Fläche zu feiern und auch die ökumenische Dimension sei wichtig gewesen. "Kirche ist neu im Gespräch und erlebt eine kritische Würdigung ihrer Geschichte", meinte sie.

Musikalisch setzte Kirchenkreiskantor Christian Windhorst anspruchsvolle Akzente mit Werken von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy und dem erst 1962 geborenen Komponisten Johannes Matthias Michel.

Im Gemeindehaus der Michaelisgemeinde trafen sich nach der gut einstündigen Feier in der vollbesetzten Kirche viele Gäste zu Gesprächen bei Getränken und einem Imbiss. Im Hintergrund lief eine Präsentation mit Bildern, die einen Eindruck vom zurückliegenden Jubiläumsjahr im Kirchenkreis vermittelte.

Fotos und Text: Freitag