„Der frühe Vogel kann mich mal“

Nachricht Holtland, 25. März 2019

Regionalbischof Klahr über Sprichwörter

Auf Einladung des Landfrauenvereins Holtland und Umgebung sprach Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr über das Thema „Von frühen Vögeln und alten Bäumen. Sprichwörter und Redewendungen mal anders verstanden“. Sprichwörter gehörten zum Allgemeinwissen und seien in aller Munde, doch es komme auch darauf an, sie durchaus mal in Frage zu stellen, sagte der Regionalbischof für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems.

Unter dieser Aufgabenstellung hatte Dr. Klahr mit dem Seelsorgeausschuss der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) 42 Sprichwörter und Redewendungen bearbeitet. Dieses Büchlein wurde im Jahr 2018 im Auftrag der Kirchenleitung der VELKD herausgegeben: „Von frühen Vögeln und alten Bäumen. Seelsorgerliche Miniaturen zu Sprichwörtern und Redewendungen“.

Sprichwörter seien wie Erziehungssprüche, sagte eine der Landfrauen. Von dem Sprichwort „Früher Vogel fängt den Wurm“ solle man sich aber nicht unter Druck setzen lassen, darauf wies der Referent hin. „Der frühe Vogel kann mich mal“, könne entgegnet werden, schließlich sei nicht alles planbar, auch nicht durch frühes Aufstehen. Manches Gute im Leben stelle sich erst zu später Stunde ein, so Klahr.

Die Gewohnheit, unüberlegt Sprichwörter zu verwenden, müsste gerade dann durchbrochen werden, wenn dadurch andere Menschen verletzt würden, wie etwa in dem Satz: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“.

Auch gelte es aufzupassen, dass Sprichwörter einen nicht wie ein Aberglaube ängstigen.

Der Regionalbischof tauschte sich mit den 60 Landfrauen über Sprichwörter aus. Dr. Klahr war begeistert von deren Kenntnis und freute sich darüber, sogar regionale Besonderheiten kennenzulernen: In Bayern heiße es „Morgenrot bedeutet frühen Tod“, in Ostfriesland hingegen „Morgenrot bedeutet Wasser im Schlot“.

Und gerade zu Ostfriesland gehöre die Redewendung „Abwarten und Teetrinken“. Es sei gut, sich auch mal bei Entscheidungen Zeit zu lassen, gelassen zu bleiben und eine Tasse Tee trinken, sich nur nicht verrückt machen lassen.

In der Bibel sei mit den „Sprüchen Salomos“ sogar ein ganzes Buch mit Sprüchen zu finden.

Sprüche gehörten zum Allgemeinwissen von Menschen aller Kulturen zu allen Zeiten. Es sei lohnenswert, sich der Sprichwörter zu erinnern und an die Weisheit, die darin liegt, doch dürfe man sie durchaus auch in Frage stellen, sagte Klahr.

Die Vorsitzende des Landfrauenvereins Holtland und Umgebung dankte dem Regionalbischof für den lebhaften Austausch und fröhlichen Vormittag, der mit einem gemeinsamen Frühstück im Dorfgemeinschaftshaus in Holtland begonnen hatte.