Regionalbischöfin Dr. Bahr verabschiedet Superintendent Höflich in den Ruhestand

Nachricht 22. Juni 2023

„Sich nicht selbst für den Nabel der Welt halten“

Hannover. Superintendent Thomas Höflich wird am Sonntag, 2. Juli, mit einem feierlichen Gottesdienst in der Petrikirche in Hannover-Kleefeld in den Ruhestand verabschiedet. 17 Jahre lang hat er den Amtsbereich Süd-Ost im Stadtkirchenverband Hannover geleitet. Eine Zeit „starker Umbrüche und Veränderungen“, blickt der 66-Jährige zurück, der als Konfirmand der Bemeroder St.-Johannis-Kirche „die evangelische Kirche noch als Volkskirche“ kennengelernt hat. Dass eine Kirche mit weniger Mitgliedern dennoch aktiv und gesellschaftlich wirksam sein kann, hat er nach der Jahrtausendwende in Vorpommern erfahren. Dort arbeitete er fünf Jahre in einer ersten Superintendenten-Stelle und hatte die Freude, zehn Kirchen wieder einweihen zu können. 2005, zum Kirchentag in Hannover, trat er sein Leitungsamt im Stadtkirchenverband an.

Bittet man den Theologen, tragende Eckpfeiler seiner langen Berufsjahre  zu benennen, fallt als erstes das Wort „Teamarbeit“. „Wie gern ich im Team gestalte, habe ich schon in meinen ersten Gemeindepfarrämtern in Oyten und Sulingen gemerkt“, sagt Höflich. Es ist die Mischung aus „dem reichen Schatz an Ideen und der ständigen Notwendigkeit, sich mit anderen Standpunkten auseinanderzusetzen“, die er schätzt. Zwar ist der Superintendent eine herausgehobene Position, doch „meine Planungen und Entscheidungen geschehen verbunden mit anderen, den Pastorinnen und Pastoren des Amtsbereichs, Kirchenmusizierenden, Sekretariaten, Ehrenamtlichen, Küsterinnen und Küstern“. Stärkend und kollegial sei nicht zuletzt die gemeinsame Leitung des Stadtkirchenverbandes durch das Team, das der Stadtsuperintendent, die Superintendentin und die beiden Superintendenten bilden, betont Höflich.

Rückhalt im Team sei auch dort von Vorteil gewesen, wo es galt, schwierige Entscheidungen zu treffen. Entwidmung von Kirchen, Konsolidierung des kirchlichen Haushaltes, Zusammenlegung von Gemeinden, „die Herausforderungen durch die sinkenden Mitgliederzahlen werden noch anhalten“, sagt Höflich. Zuversicht verspürt er angesichts einer jungen Generation von Pastoren und insbesondere Pastorinnen. „Der theologische Beruf ist weiblicher geworden, die Frauen stellen eine Mehrheit in der Pastorenschaft“, beobachtet er. Gut so, denn der Superintendent attestiert unumwunden: „Frauen zeichnen sich durch ein hohes Maß an Empathie bei gleichzeitiger Fähigkeit zur Sachlichkeit aus.“ Regionale Zusammenarbeit von Kirchengemeinden klappe besser, wenn jüngere Kolleginnen im Team seien, bei denen er „ein gutes Gespür für das, was in Gegenwart und Zukunft nötig ist“ feststellt.   

Auch wenn er persönlich den Umbruch von der Volkskirche zu einer „Kirche unter anderen“ miterlebt hat, sieht er eine klare Linie: „Wenn sich die Kirche weiter an öffentlichen Diskursen und gesellschaftlichen Problemlösungen beteiligt, wenn sie mit den Menschen feiert, an ihrem Leben Anteil nimmt und dafür sorgt, dass die Schwachen, Alten und Ausgegrenzten nicht unter die Räder kommen, dann habe ich keine Sorge um ihre Zukunft.“ Und um ihre Spiritualität müsse sich die Kirche kümmern, mahnt er, „deshalb werden wir auch Kirchen behalten, manchmal eben in veränderter baulicher Form“. Spirituell bereichernd seien für ihn auch die ökumenische Zusammenarbeit und der interreligiöse Dialog in Hannover gewesen, sagt der Theologe. Für die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen und für den Rat der Religionen hat er lange Jahre Sprecherämter bekleidet. Gerade auch der Kontakt mit den kleineren Kirchen, den Freikirchen, Orthodoxen oder Kirchen anderer Sprachen und Nationen habe ihn Demut gelehrt, „sich nicht selbst für den Nabel der Welt zu halten“.     

Der Abschied in den Ruhestand hat für den Superintendenten schon begonnen, „ich trenne mich zurzeit von Kalendern zurückliegender Jahre“. Ein Umzug in eine Kleinstadt in der Region Hannover folgt bald, dann kann Höflich neue Prioritäten setzen. Da gibt es einen ersten Enkel, wenige Monate alt. Auch „sinnstiftende Arbeit beispielsweise in Unterstützungsteams für Grundschullehrer und -lehrerinnen“ kann sich Höflich vorstellen. Und dann ist da noch der „Traum, alle Hauptstädte Europas kennenzulernen, einige fehlen noch“. Ganz sicher wird man den Superintendenten i.R. auf dem Fahrrad im Großraum Hannover antreffen, denn „auf die Erkundung meiner neuen Wohnumgebung freue ich mich schon sehr“.  

Information: Der Gottesdienst zur Verabschiedung von Superintendent Thomas Höflich durch Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr in der Petrikirche am Sonntag, 2. Juli, beginnt um 15 Uhr.

 

 

Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hannover / Sabine Dörfel