„Interkulturalität gehört zum Wesen der Kirche“

Nachricht Berlin-Emden-Norden-Hannover, 26. Juni 2020

Gossner Mission betont kulturelle Vielfalt als Grundlage ihrer Arbeit

Mit einer beeindruckenden Andacht hat sich Oberkirchenrat Dirk Stelter aus Hannover als neuer Vertreter der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers im Kuratorium der Gossner Mission vorgestellt. Er vertritt als Ökumenereferent der Landeskirche Regionalbischof Dr. Detlef Klahr aus Emden, wenn dieser verhindert ist. Die beiden Ostfriesischen Kuratoren, Superintendent Dr. Helmut Kirschstein (Norden) und Pastor i.R. Michael Schaper (Emden), begrüßten Stelter herzlich in Berlin, nachdem er vom Vorsitzenden Harald Lehmann im Kuratorium willkommen geheißen worden war.

In seiner Andacht bezog sich Stelter auf die „Black Lives Matter“-Bewegung und erinnerte an die Anfänge der Kirche, wie sie in der Apostelgeschichte (Kapitel 11 und 13) beschrieben werden. Die christliche Gemeinschaft in Antiochia sei eine Versammlung von Migranten und Geflüchteten gewesen – aus Israel, Jerusalem, Kleinasien, Zypern, Libyen und Schwarzafrika. Von dort wurden Paulus und Barnabas in die Mission entsendet. „Ohne Flucht und Migration wäre die christliche Botschaft gar nicht nach Europa gekommen,“ sagte Stelter und betonte, dass Interkulturalität von Anbeginn zum Wesen der Kirche gehöre.

Das wegen der Corona-Pandemie verschobene Frühjahrskuratorium tagte in der St. Bartholomäus Kirche in Berlin und hatte den Jahresbericht 2019 und das 50-jährige Engagement der Gossner Mission in Sambia als Schwerpunkte. Vor 50 Jahren bat Kenneth Kaunda, Präsident der kurz zuvor gegründeten Republik Sambia, die Gossner Mission um partnerschaftliche Mithilfe beim Aufbau des vom Kolonialismus befreiten Landes. Dies sei sicher ein singuläres Ereignis, dass ein Staatspräsident eine Missionsgesellschaft um Aufbauhilfe anfragt, meint Michael Schaper.

Das daraus entstandene Projekt im Süden Sambias ist in der Folge in eine eigenständige sambische Organisation übergegangen, die Kaluli Development Foundation (KDF), zu der die Gossner Mission weiterhin partnerschaftliche Beziehungen unterhält. Genauso wie zu weiteren Initiativen und der United Church of Zambia, der größten protestantischen Kirche des Landes. Koordiniert und betreut wird die Arbeit vor Ort in einem Verbindungsbüro, zu dem auch Gästehäuser der Gossner Mission gehören. Seit neuestem arbeiten dort regelmäßig Weltwärts-Freiwillige mit. Zwei von ihnen, die wegen der Corona-Pandemie vorzeitig nach Deutschland zurückkehren mussten, gaben dem Kuratorium einen beeindruckenden Einblick in ihren Aufenthalt.

 

Die Gossner Mission hat seit ihrer Gründung im Jahr 1836 enge Beziehungen nach Ostfriesland. Hier äußerten arbeitslose Handwerker den Wunsch, als Missionare zu arbeiten. Damals undenkbar, weil dies nur ausgebildeten Theologen vorbehalten war.

Johannes Evangelista Goßner, der dem imperialistischen Missionsgebaren seiner Zeit sehr kritisch entgegenstand und die tätige Nächstenliebe vor Ort als Frucht der Evangelisation ansah, ließ sich jedoch „von diesen Arbeitsleuten“ überzeugen und sandte sie nach einer Zurüstung in die Welt. Der Ostfriesische Freundeskreis unterhält gemeinsam mit der Gossner Mission Partnerschaftsbeziehungen nach Indien, Nepal, Uganda und Sambia sowie zu sozialen Aktivitäten in Deutschland.