Ökumene als Markenzeichen Emdens

Nachricht Emden, 31. Oktober 2018

500 Menschen aus fünf Konfessionen feierten gemeinsam Reformation

„Die Ökumene ist zu einem Markenzeichen Emdens geworden“, sagte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr am Reformationstag in Emden. Diesen Gottesdienst feierten fünf Konfessionen gemeinsam: Mennoniten, Baptisten, Reformierte, Katholiken und Lutheraner.

Es war der Wunsch des Regionalbischofs, den Reformationstag erstmals als gesetzlichen Feiertag in Niedersachsen auf besondere Weise zu begehen. „Ich freue mich, dass wir damit anknüpfen können an den ökumenischen Gottesdienst zu Beginn des 500-jährigen Reformationsjubiläums hier in der Kulturkirche Martin-Luther Emden“, so Klahr.

 

 

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit!“, dieses Wort des Apostels Paulus war das Thema des Gottesdienstes. Das gelte allen. „In unserer Taufe wurde uns das persönlich zugesprochen und begleitet uns ein Leben lang“, so Klahr. „Gleich welcher Konfession wir angehören: Wir sind Freie! Befreit durch Christus in unserer Taufe.“

Zum zentralen ökumenischen Festgottesdienst in seiner Predigtkirche begrüßte der Regionalbischof Vertreter der Politik. Auch die Abgeordnete des Deutschen Bundestages Gitta Connemann kam zu diesem Anlass nach Emden.

Bernd Bornemann sprach als Oberbürgermeister der Reformationsstadt Emden ein Grußwort: „Mit dieser prall gefüllten Kirche setzen sie wahrlich ein Zeichen der Würdigung des Reformationstages“, sagte der Oberbürgermeister zu den 500 Gottesdienstbesuchern. Es sei ein sichtbares Zeichen für die ökumenische Zusammenarbeit der Emder Kirchengemeinden, die schon lange gelebt werde und zur erfolgreichen Bewerbung um den Titel Reformationsstadt Europas geführt habe. „Mit dem heutigen Reformationstag feiern wir in diesem Jahr eines der zentralen Ereignisse unserer Geschichte“, so Bornemann. „Die Reformation hat nicht nur unser Land und Europa stark geprägt, sie hat auch Fragen aufgeworfen, die uns bis heute beschäftigen. Was vor 500 Jahren geschah, ist nicht nur für unsere christlichen Kirchen von großer Bedeutung, sondern für die ganze Gesellschaft. Europa musste lernen, wie man ein friedliches Nebeneinander der Konfessionen gewährleistet.“ Der Reformationstag lade dazu ein, nach dem Verhältnis von Politik und Religion, von Staat und Kirche zu fragen. Der Blick auf 500 Jahre Reformationsgeschichte mache bewusst, welch hohen Wert Religions- und Gewissensfreiheit sowie religiöse Toleranz für die einzelnen Menschen wie die Gesellschaft hätten. Emden werde auch weiterhin Zeichen setzen für Kooperation und für Zusammenhalt, gemäß dem Leitspruch der Stadt „Durch Eintracht wachsen kleine Dinge“.   

Zum Thema „Freiheit“ kamen Vertreter gesellschaftlicher Gruppen im Gottesdienst zu Wort. Dr. Jörg Weissmann vom Ärztlichen Dienst im Tagesaufenthalt Emden sprach über seine Erfahrungen im Umgang mit Obdachlosen. Viele sorgten sich um Essen, Trinken und eine Unterkunft. „Diese Menschen fühlen sich nicht frei. Sie haben Angst und fliehen oftmals in den Alkohol.“ Es gäbe aber auch andere, die sich gerade befreit fühlen, weil sie mit weniger auskommen als andere.

Hannes Sanders von der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention Emden, Evangelischer Diakonieverband in Ostfriesland, sagte: „In der Suchtberatung erlebe ich, wie Sucht unfrei macht, aber auch, wie Menschen in ihrer Freiheit wachsen, wenn sie unabhängig werden von ihrer Sucht. Es ist schön für mich zu sehen, wenn andere freier werden. Dabei begleiten wir Menschen.“

Sebastian Khodaddad flüchtete aus dem Iran und ließ sich im Mai 2016 in der Ev.-luth. Erlösergemeinde Emden-Borssum taufen: „Ich bin dankbar für die Freiheit, die Jesus Christus mir geschenkt hat. Ich bin frei, zu beten, zur Kirche zu gehen und seine Freiheit zu verkündigen. Freiheit bedeutet für mich ein Leben ohne Hass und Sünde.“

Neben Regionalbischof Klahr wirkten folgende Personen im Gottesdienst mit: Pastor Wolfgang Ritter, Evangelisch-lutherische Erlösergemeinde Borssum; Pastor Christoph Jebens, Ev.-luth. Martin-Luther Kirchengemeinde; Pfarrer Jörg Buß, Römisch-katholische Kirchengemeinde Christ-König; Pastor Holger Veddeler, Evangelisch-reformierte Gemeinde Schweizer Kirche; Pastor Michael Burg, Evangelisch freikirchliche Gemeinde Emden–Baptisten und Pastor Jan Lüken Schmid, Mennonitengemeinde.

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatten Landesposaunenwart Hayo Bunger mit der Bläsergruppe „Akzente Brass“ und Stephanie Hegewald an der Orgel übernommen.