Angst überwinden - Brücken bauen

Nachricht Frenswegen, 13. März 2018

Regionalbischof Klahr eröffnete Woche der Brüderlichkeit in Frenswegen

Die Woche der Brüderlichkeit wurde am Sonntag, den 11. März 2018, im Kloster Frenswegen mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet. Der Regionalbischof für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems, Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr, hielt die Predigt über das diesjährige Motto „Angst überwinden - Brücken bauen“. 

„Wir sind hier, um Angst zu überwinden und Brücken zu bauen zu den jüdischen Mitbürgern und anderen Religionen“, sagte der Regionalbischof. Gottes Worte der Zuversicht seien tragfähige Brückenpfeiler. Angst überwinden geschehe im Dialog, indem man aufeinander zugehe. Der Regionalbischof hätte gerne den Gottesdienst gemeinsam mit Juden gefeiert. 

„Es muss uns sehr nachdenklich machen, dass wir die Woche der Brüderlichkeit ohne Beteiligung von jüdischen Mitbürgern begehen müssen. Noch heute spüren wir die Folgen der menschenverachtenden Judenvernichtung. Wir wollen dazu beitragen, dass in unserem Land Juden nicht erneut um ihr Leben fürchten müssen, oder wegen ihrer Religion oder Zugehörigkeit zu einem Volk verleumdet, gedemütigt oder verfolgt werden“, sagte Kahr. Dies gelte ebenso für Menschen anderer Religionen und Kulturen, so Klahr.

„Sich die Angst einzugestehen und auszusprechen, ist wichtig! Sonst lähmt sie uns!“, sagte Dr. Klahr und erinnerte an den Titel des Films „Angst essen Seele auf!“ 

Gottes Worte der Zuversicht machen Mut, sich für andere einzusetzen, wenn sie bedroht und ausgegrenzt werden. Dabei bezog der Regionalbischof sich auf das Bibelwort (2.Tim 1,7) „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“

 „Wir begegnen dem Judentum mit der Achtung der Erwählung und verzichten auf die Missionierung von Juden in jeder Form“, gab der EKD-Synodale und Themenausschussvorsitzender die Verlautbarung der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands vom 9. November 2016 wieder.

„Gottes Zusagen und Erwählungen bleiben gültig und hängen nicht von unserer Sicht oder unserem Verstehen ab“, sagte Klahr.

Mitglieder des Forums Juden/Christen brachten durch ausgewählte Texte aktuelle Ängste von jüdischen Mitbürgern zur Sprache. In Brandenburg sei die Zahl der praktizierenden Juden von 800 in den neunziger Jahren auf 260 heute zurückgegangen. Auch andere in der Gesellschaft vorhandenen Ängste wurden thematisiert. „Die Angst betrifft alle gesellschaftlichen Schichten und kennt keine sozialen Grenzen“, hieß es in einem Text.

Der Leiter des Forums Juden/Christen, Gerhard Naber aus Nordhorn, hatte an der zentralen Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit am Vormittag in Recklinghausen teilgenommen. Naber wies aktuell darauf hin, dass an diesem Wochenende zwei Moscheen in Deutschland brannten und verurteilte jede Form von Gewalt gegen Andersgläubige. 

Das Forum Juden/Christen ist einer der ältesten Arbeitsbereiche im Kloster Frenswegen. Seit 30 Jahren hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, das Judentum in seinen vielen Facetten kennen zu lernen und sich für ein neues Verhältnis von Juden und Christen, von Israel und Kirche einzusetzen, indem es die Schuldgeschichte der Christenheit gegenüber dem Judentum aufarbeitet. 

In der Ökumenischen Bildungsstätte Kloster Frenswegen bei Nordhorn sind sechs Konfessionen unter einem Dach vereint. 

Seit 1952 begehen die „Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ im März jeden Jahres die „Woche der Brüderlichkeit“. Dabei wird für ein besseres Verständnis und Verhältnis zwischen den Religionen geworben.