Die christliche Hoffnung vor Augen

Nachricht Ardorf, 04. April 2023

Regionalbischof Klahr würdigt Ardorfer Altarbild

Das Ardorfer Altarbild sei etwas ganz Besonderes, es erzähle in seiner Ortsbezogenheit auf zeitgenössische Weise von der Hoffnung, sagte Regionalbischof Dr. Detlef Klahr. 
Auf Einladung des Frauenkreises der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Ardorf kam der Regionalbischof des Sprengels Ostfriesland-Ems in die Ardorfer Kirche. Dort hielt der Regionalbischof  eine Andacht und einen Vortrag zum 25-jährigen Jubiläum des Altarbildes. 
            
Die Leiterin des Frauenkreises, Herta Andreßen, gehörte zu dem Kirchenvorstand, der sich gemeinsam mit der damaligen Pastorin Silke Nitz für dieses Altarbild einsetzte. Nun freute Andreßen sich, dass der Regionalbischof nun nach der Pandemie ihrer vor drei Jahren ausgesprochenen Einladung in den Frauenkreis folgen konnte und dabei das Altarjubiläum bedachte. 

Die ehemalige Kantorin des Kirchenkreises Harlingerland, Inka Drengemann-Steudtner, sorgte mit ihrem Blockflötensolo und an der Orgel für die musikalische Gestaltung.
 

Heft zum Ardorfer Altarbild

Regionalbischof Klahr hatte eigens zu diesem Anlass ein Heft zum Ardorfer Altarbild herausgegeben und übergab es zu allererst dem Künstler Hermann Buß und dann allen 70 Anwesenden. Auf den 36 Seiten im Din A 5-Format sind alle acht Bildtafeln, aus denen das Altarbild besteht, abgebildet und vom Regionalbischof interpretiert. Zudem gibt es Beiträge von Lothar Teckemeyer, dem damaligen Leiter der Arbeitsstelle für evangelische Religionspädagogik Ostfriesland in Aurich, und vom Künstler Hermann Buß. Das Heft bietet Zugänge zum Altarbild. 

Die Bilder von Hermann Buß seien für den Dialog von Kunst und Kirche besonders geeignet. Sie beziehen den Betrachter mit ein in den Dialog, in dem sie zu Fragen anregen, so Klahr.
 

25jähriges Jubiläum

„25 Jahre habt ihr dieses Altarbild in der Kirche und ihr macht die Kirche lebendig“, freute sich der Regionalbischof über die vielen Besucherinnen aus den Frauenkreisen Ardorf, Wittmund und Leerhafe und über weitere Interessierte.

Ganz gleich, welche Kirche es sei, es gehe in ihr immer um die Begegnung mit Gottes Wort. Dabei bilde der Altar die räumliche Mitte im Kirchenraum. „Seit Jahrhunderten laden große Bildwerke zu Andacht und Gebet ein“, sagte Dr. Klahr.

Das Ardorfer Altarbild von Hermann Buß

Das Ardorfer Altarbild sei ein zeitgenössisches Bild, das die Weite Ostfrieslands aufnehme. „Tief ist den Menschen hier die Landschaft eingeprägt. Sie leben hier mit der Natur und nicht gegen sie“, sagte Klahr und erläuterte, dass damals der Auftrag an den Künstler lautete, ein Altarbild zu schaffen, das unverkennbar nach Ardorf gehöre. Seit 1915 hatte diese Kirche kein Altarbild mehr, weil es an ein Museum gegeben wurde und bis heute nicht auffindbar ist.
 
Hermann Buß hatte sich für eine Momentaufnahme im zu Ende gehenden Winter entschieden, für kahle Bäume und eine von leichtem Schnee bedeckte Landschaft. Ein Mensch geht allein auf dem Weg durch die Winterlandschaft. Hinter dem grau verhangenen Himmel scheint die Sonne durchzubrechen. 

Als sei das Gedicht von Hilde Domin, „Die schwersten Wege werden alleine gegangen“, für den Mittelteil des Altarbildes geschrieben worden, zitierte der  Regionalbischof das Gedicht und verknüpfte damit Poesie und Malerei.

Dass das Altarbild ein Osterbild sei, mag das dort abgebildete Osterfeuer andeuten, das in Ostfriesland in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag seine Tradition habe, führte Klahr weiter aus. Im Osterfeuer werden die abgeschnittenen Zweige des vergangenen Jahres verbrannt, ein Neuanfang werde möglich. 
Für den Neuanfang stehe Christus. Er trage der Welt Sünde und sei hier symbolisch in einem geschorenen und verwundeten Schaf dargestellt. 
In jedem Gottesdienst halte sich die christliche Gemeinde die Osterhoffnung  vor Augen. Jeder Gottesdienst sei ein kleines Osterfest, so Klahr.

Im Gottesdienst rufe die Gemeinde Gott an: „Herr, erbarme dich“. Darin schließe sie alles Leid dieser Welt mit ein, auch das persönliche. Dieses Leid sei in den Tränen, dem Schmerz und dem Leid von Menschen zu sehen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Region Wittmund in Lagern für Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene waren und hier abgebildet sind.  
 
Im unteren Bereich zeigt das Altarbild ein Schiff. Es liegt aber mit einem Leck an Land. Damit sei es auch Sinnbild für die christliche Gemeinde, die ebenfalls in Not kommen könne. Die kleine brennende Flamme in dem Schiff könne als Hinweis auf den Heiligen Geist verstanden werden. Gottes Geist schaffe immer wieder Neuanfang und Leben, so Klahr.
 
Im oberen Teil des Altarbildes deuten weiße Kondensstreifen auf hellblauem Himmel und eine Anflugbefeuerung am Boden auf den nahegelegenen Militärflugplatz Wittmundhafen. „Wir Menschen brauchen im Leben dringend Orientierungszeichen“, sagte der Regionalbischof und sieht dort ein Kreuz in T-Form angedeutet, Zeichen für Demut und Erlösung. An diesem Kreuz Christi orientiere sich die Gemeinde. „Kreuz und Auferstehung gehören im Glauben immer zusammen.“
 

Tee und Gespräche

Pastor Thomas Thiem dankte bei der anschließenden Teetafel im Gemeindehaus allen Beteiligten. Ein Ziel des Nachmittags sei es gewesen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das Altarbild rege dieses Gespräch an. „Wir sind eine der wenigen Gemeinden mit einem modernen Altar“, freute sich Pastor Thiem und erzählte, dass die Ardorfer Kirche im vergangenen Jahrhundert mehrfach umgestaltet wurde. 

Zum Abschluss der Veranstaltung betonte Hermann Buß, wie froh und dankbar er dafür sei, an diesem Nachmittag mit seiner Frau Evelyne dabei gewesen zu sein.  Der Künstler bot an, gerne zu einem Gespräch über das Altarbild wieder zu kommen, wenn er dazu eingeladen werde.