Wir sind Beschenkte - Erntedankfest feiern

Nachricht 03. Oktober 2021

Betrachtung von Regionalbischof Klahr

„Herr, es ist Zeit, der Sommer war sehr groß“, so dichtete es Rainer Maria Rilke in seinem Herbstgedicht. In dieser schwierigen Zeit haben wir den Sommer vielleicht ganz anders empfunden als der Dichter Rilke. Er war aber doch sehr groß im Blick auf das, was er uns geschenkt hat. 
Das können wir am Sonntag mit dem Erntedankfest bedenken. Ein Fest des Dankes an Gott für alle Lebensmittel, die wir zum Leben empfangen. Zwar pflügt und streut der Mensch in die Gärten und Felder, aber das Wachsen und Gedeihen liegt in Gottes Hand.

Einmal im Jahreslauf richten wir im Gottesdienst den Blick auf das Wachsen und Reifen, dass wir Menschen so gar nicht in der Hand haben. Alle Ernte ist Arbeit, aber eben auch Geschenk.
Die geschmückten Altäre in den Kirchen zeigen uns, dass wir Beschenkte sind. Dabei mag sich die Ahnung einstellen, dass nichts selbstverständlich ist, nicht das tägliche Brot und auch nicht die anderen Güter, die wir zum Leben brauchen.

Wer sich beschenkt weiß, wird bereit, mit anderen zu teilen, was er hat, so wie es in dieser kleinen Geschichte zum Ausdruck kommt: 
Ein Mönch an der Klosterpforte bekommt von einem Winzer eine herrliche Weintraube geschenkt. Die ist so schön, dass er sie gleich weiter verschenkt an einen kranken Mönch. Der freut sich so sehr über diese schöne Traube, dass er sie einem anderen Mitbruder gibt, der ihn besucht hat. Am Abend aber, schenkt dieser Mitbruder dem Mönch an der Pforte, eben diese Weintraube, der sie sich nun am Abend fröhlich schmecken lässt.
 
Als von Gott Beschenkte haben wir eigentlich täglich Gründe, ein kleines Erntedankfest zu feiern. Für das tägliche Essen allemal, oder auch für die Früchte des Glaubens, die Namen tragen wie Glück, Liebe oder Gnade.