"und vergib uns unsere Schuld" - Gottesdienst am Buß- & Bettag

Nachricht Hannover, 22. November 2017

14. Dialog-Gottesdienst "Kirche und Politik"

Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr hielt die Predigt zum Buß- & Bettag im Dialog mit der niedersächsischen Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Foto: F. Gartmann)

Der Sprengel Hannover hat die Tradition fortgeführt, am Buß- und Bettag einen Gottesdienst gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik zu feiern. Zum 14. Mal fand so der Dialog-Gottesdienst "Kirche und Politik" statt - in diesem Jahr erstmalig in der Marktkirche Hannover und mit Beteiligung der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Rund 300 Besucher aus Landespolitik, Kirche und Gesellschaft, unter ihnen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und CDU-Landeschef Bernd Althusmann folgten der Einladung von Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr.

Niedersachsens scheidende Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) rief die Gottesdienstbesucher, darunter auch die Abgeordneten des Landtags, zur kritischen Selbstprüfung auf. Politiker müssten sich die Frage stellen: "Sind wir bereit und in der Lage, unsere Maßstäbe immer wieder neu zu überprüfen und sie am Gemeinwohl zu kalibrieren?"

Im "Dickicht der eigenen und fremden Interessen" und in Zeiten "alternativer Fakten" sei die Wahrheit oft nur schwer erkennbar, sagte Niewisch-Lennartz in der Dialogpredigt mit der hannoverschen Regionalbischöfin Petra Bahr: "Greifen wir nicht einfach bei dem zu, was politisch nutzt, lassen es als Wahrheit gelten und prüfen es vorsichtshalber nicht nach, weil es gut passt für den Angriff oder die Verteidigung?" Der Streit um Maßstäbe und um die Wahrheit, die nicht immer eine objektive Größe sei, bilde den Kern des politischen Geschäfts. Dabei seinem Gewissen zu folgen, könne auch bedeuten, "über den eigenen politischen Schatten zu springen"

Auch Landessuperintendentin Bahr mahnte zur kritischen Selbstbesinnung: "Was wäre, wenn der andere recht hätte? Das ist nicht nur in der Demokratie, sondern auch in der Kirche eine ziemlich herausfordernde Frage", sagte sie. "Wer das Gericht Gottes als letzte Instanz ernst nimmt, der zögert, fragt, wartet ein paar Minuten länger mit der eigenen Meinung."

Für die langjährige Richterin Niewisch-Lennartz war es die letzte öffentliche Amtshandlung als Justizministerin. Unmittelbar nach dem Gottesdienst trat der Landtag zusammen, um einen neuen Ministerpräsidenten zu wählen. Stephan Weil will mit der CDU in einer Großen Koalition regieren, während die Grünen in die Opposition gehen.

Text: epd / F. Gartmann