Glockenklang verbindet

Nachricht Emden, 21. März 2020

Sonntagsbetrachtung von Regionalbischof Klahr zum 22. März 2020

Eine schwierige Zeit, die uns abverlangt, dass wir zueinander körperlich auf Distanz gehen. Das bedeutet Sicherheitsabstand zueinander und Verzicht auf die sonst so vertrauten sozialen Kontakte. Das ist nicht leicht und kann einem aufs Gemüt schlagen.

Auch der selbstverständliche Besuch eines Gottesdienstes ist nicht möglich, denn die Kirchen und Gemeindehäuser bleiben geschlossen. Das ist in Zeiten der Gefahr von Ansteckung auch genau die richtige Entscheidung.

In diesen Tagen achte ich besonders auf die Glocken der Kirchen, die in einer vertrauten Selbstverständlichkeit zu den Tageszeiten läuten. In vielen Orten läuten sie am Morgen, Mittag und Abend und rufen, ja laden ein, zu einem Gebet.  So ist es von alters her gemeint. Eine Art Zeitansage und zugleich eine Einladung zu einem Vaterunser. Das ordnet den Tag und hält uns in Verbindung mit Gott dem Schöpfer unseres Lebens.

Schon lange habe ich mir angewöhnt, beim Läuten der Glocken, für einen kurzen Augenblick alles stehen und liegen zu lassen. So manche Sitzung in meinem Büro habe ich unterbrochen und zu den Anwesenden gesagt: „Die Glocken der Kirchen läuten zum Gebet, lasst uns kurz unsere Arbeit unterbrechen. Denkt an Gott und an die Menschen, die ihr lieb habt.“ Nur eben eine Minute schweigen, die Glocken hören und zur Ruhe kommen.

Besonders jetzt, da wir nicht wie sonst zusammen sein können, höre ich die Glocken wie eine Verbindung, zu all den anderen in ihren Häusern und bei ihrer Arbeit.

Gerade in der Einsamkeit der Isolation, die uns auferlegt ist, können die Glocken uns daran erinnern, dass wir untereinander in Verbindung stehen. Als Mitmenschen in der Gesellschaft, als Christen im Glauben.

Es ist gut, dass die Glocken jetzt auch am Sonntag zur gewohnten Gottesdienstzeit läuten. Sie rufen nicht in die Kirche, sondern erinnern uns an die Gottesdienste, die wir dann am Fernsehen, im Internet oder in der persönlichen Stille feiern können. So wie wir den Klang der Glocken hören, so sind wir dabei untereinander verbunden.

Wenn wir die Glocken hören, lasst uns daran denken, dass wir zusammen diese Zeit durchstehen müssen und wir einander brauchen. Nicht einsam, sondern gemeinsam sind wir stark. Nicht nur ich höre die Glocken, die anderen hören sie auch.

Es grüßt Sie herzlich mit diesen Gedanken

Ihr

Dr. Detlef Klahr

Regionalbischof für den Sprengel Ostfriesland-Ems