Sprengel Hannover zeichnet musikalischen Nachwuchs aus

Nachricht 14. Juni 2021

13 Nachwuchsmusiker*innen erhalten Kirchenmusik-Stipendium

Der Sprengel Hannover hat am Freitag 13 Nachwuchsmusiker*innen im Alter von 14 bis 37 Jahren mit dem Kirchenmusik-Stipendium ausgezeichnet. Die Förderung von jeweils 650€ dient der Finanzierung von Notenmaterial und Unterricht. Coronabedingt entfiel in diesem Jahr eine große, zentrale Feier zur Ehrung. Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr und Kirchenmusikdirektor Harald Röhrig besuchten stattdessen die Stipendiat*innen in ihren jeweiligen Regionen und überreichten ihnen Glückwünsche und Urkunden in einer kurzen Zeremonie unter freiem Himmel. Die Reiseroute quer durch den hannoverschen Kirchenbezirk umfasste vier Stationen.

„Dass sich junge Leute für Kirchenmusik aller Art interessieren, ist wichtig für die Zukunft unserer Kirche und berührend zugleich“, betonte Regionalbischöfin Bahr in ihrer Ansprache. Besonders im zurückliegenden Jahr sei die Musik und vor allem das Singen schmerzhaft vermisst worden. „Ich kann mir meine evangelische Kirche nicht ohne Musik vorstellen. Das wäre nur eine halbe Kirche.“. Den Stipendiat*innen gelte daher ein besonderer Dank für ihr Durchhaltevermögen. „Mit Ihrer Musik schenken Sie anderen Menschen gute und berührende Momente, die tragen“, hielt Bahr fest. 
„Die Kirchenmusik sorgt für Beteiligung, indem sie der Gemeinde eine Stimme gibt. Dort, wo lange geschwiegen werden musste, geht langsam wieder immer mehr. Schön, dass engagierter Nachwuchs da ist, um gemeinsam loszulegen“, ergänzte Kirchenmusikdirektor Harald Röhrig.

Einmal auf Island Orgelspielen

Beim ersten Halt in Wunstorf wartete Orgel-Stipendiat Linus Battermann gemeinsam mit Ortspastor Volker Milkowski vor der Stiftskirche auf den Besuch aus Hannover. Der musikbegeisterte Schüler spielt seit mehr als zwölf Jahren Geige und ist inzwischen Mitglied in sechs Orchestern. Vor zwei Jahren begann er mit dem Orgelunterricht und begleitet bereits eigenständig Gottesdienste. Sein Traum ist es, einmal in der futuristisch anmutenden Hallgrimskirche Reykjavík auf Island zu spielen. „Die riesige Orgel dort ist laut und bombastisch, hat aber auch zart klingende Flöten. Die Möglichkeiten sind unendlich“, schwärmt der 18-jährige. Am liebsten mag er das Orgelnachspiel am Schluss eines Gottesdienstes: „das ist stets festlich und die Besucher können gut gelaunt in die neue Woche gehen.“

Der zweite Stopp führte nach Rodenberg in den Kirchenkreis Grafschaft Schaumburg, wo vier Orgelschüler begleitet von Kirchenkreiskantorin Daniela Brinkmann ausgezeichnet wurden. Malte Julitz aus Hessisch Oldendorf ist ein musikalisches Allroundtalent. „Musik war schon immer ein wichtiger Teil in meinem Leben“, sagt der 21-jährige. Mit 7 Jahren spielte er bereits Waldhorn im Posaunenchor seines Vaters in Großenwieden. Mittlerweile ist Malte Julitz selbst Dozent für Blechbläser und studiert Musik auf Lehramt an der Universität Osnabrück, wo er auch im Sinfonieorchester spielt und im Universitätschor singt.

Auch Fynn Großmann (18) aus Lauenau ist vielseitig musikbegabt. Er spielt Schlagzeug und Percussions in mehreren Formationen, beherrscht Klavier ebenso wie Gitarre und Ukulele. Nun kommt die Orgel hinzu, deren Vielfalt ihn schon immer fasziniert habe, so der 18-jährige, der sich in der St. Lukas Gemeinde in Lauenau ehrenamtlich als Teamer engagiert. Die Brüder Tobias (15) und Julius Luther (20) aus Rodenberg sitzen gelegentlich zu zweit auf der Orgelbank ihrer katholischen Kirchengemeinde in Bad Nenndorf und spielen vierhändige Stücke zusammen. Julius studiert seit einem Jahr Medizin in Hannover, wo er auch in evangelischen Kirchen aushelfen möchte.

Mit Tanzschuhen an der Orgelbank

Bei der dritten Station in Burgdorf treffen Bahr und Röhrig auf Kirchenkreiskantor Martin Burzeya und seinen Orgelschüler Jorias Fuhrmann aus Uetze. Der 22-jährige studiert Chemie und Evangelische Theologie auf Lehramt. Sein anderes großes Hobby neben der Musik, der Gesellschaftstanz, verschafft ihm an der Orgel einen überraschenden Vorteil: „meine dünnen, flexiblen Tanzschuhe eignen sich hervorragend zum Bedienen der Orgelpedale.“ Sein Lehrer Burzeya bestätigt: „sein Tanztraining beschert ihm eine ganz außergewöhnliche Fußtechnik“.

Besondere Gemeinschaft im Posaunenchor

Bei Station Nummer vier in Laatzen wurden sechs weitere Stipendiat*innen geehrt. Jana Kansteiner (23) aus Laatzen sowie Maike Simon (23) und Religionslehrer Benedikt Thebes (37) aus Hannover werden mit der Sprengelförderung nun zur Leitung von Posaunenchören ausgebildet. Ihr Können stellten sie im Ensemble von Landesposaunenwart Henning Herzog hörbar unter Beweis. Blechbläser-Klänge erfüllten den weitläufigen, in die Abendsonne getauchten Pfarrgarten der St.-Gertruden-Kirchengemeinde Gleidigen. „Ganz am Schluss dieses Tages, der ja der Kirchenmusik gewidmet ist, hören wir nun endlich Musik. Das tut so gut“, bedankte sich Regionalbischöfin Bahr. „Ich empfinde die Gemeinschaft innerhalb eines Posaunenchores als etwas Besonderes, von der man viel für das Leben lernen kann. In der Ausbildung sehe ich eine große Chance für meine persönliche und musikalische Weiterentwicklung.“, sagte Jana Kansteiner vor der Ehrung.

Engagiert im Gospelchor und bei Fridays For Future

Weiter wurden Tom Dieckow (14) aus Laatzen und Carl Wendenburg (16) aus Hemmingen ausgezeichnet. Beide haben erst seit wenigen Monaten Orgelunterricht bei Kirchenkreiskantor Zoltan Suhó-Wittenberg. Stella Maczewski aus Hannover erhielt als einzige Popularmusik-Kandidatin ein Stipendium für ihr besonderes Gesangstalent. Die 17-jährige ist Sängerin im Gospelchor der St.Vitus-Kirchengemeinde sowie im Jugendchor der Marktkirche und ist ebenso als Solistin unterwegs. Ausbilder Jan Meyer, Gospelreferent der Landeskirche Hannovers, lobt, wie begeistert seine Schülerin bei der Sache ist. „Singen ist für mich mehr als nur Musik. Mit Gesang lassen sich Gefühle ausdrücken und gemeinsames Singen verbindet“, bekennt Stella Maczewski, die sich nicht nur in der kirchlichen Jugendarbeit engagiert, sondern auch bei der Klimabewegung Fridays For Future. 

Bahr: "Kirchenmusik hat gute Zeiten vor sich"

„Die kleine, musikalische Rundreise durch den Sprengel hat mir gezeigt: Das Engagement und die Spielfreude unseres Nachwuchses sind riesig. Das steckt an und macht Lust auf mehr. Die Kirchenmusik hat gute Zeiten vor sich“, ist sich Regionalbischöfin Bahr am Schluss des Tages sicher.

Text & Fotos: Fabian Gartmann - Öffentlichkeitsarbeit Sprengel Hannover