„Allein, aber nicht einsam“

Nachricht Veenhusen, 09. März 2018

Vortrag von Regionalbischof Klahr in Veenhusen

Auf Einladung des Deutschen Hausfrauenbundes Veenhusen hielt Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr vor rund 90 Frauen einen Vortrag im Dorfgemeinschaftshaus Veenhusen. Der Regionalbischof für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems sprach über das Thema „Allein, aber nicht einsam. Vom Umgang mit sich selbst“.

Sich allein oder einsam fühlen, das kenne jeder. Dabei sei es egal, ob man in einer Beziehung lebe oder alleine, so Klahr. Es gebe auch viele Alleinlebende, die ihr Leben zwar allein gestalten, dabei aber nicht einsam seien. In großen Städten gebe es bis zu 50 Prozent Single-Haushalte. „Diese Leute sind oftmals sehr gut vernetzt und treffen sich mit anderen, eben weil sie ungebunden sind“, gab Dr. Klahr zu bedenken. Zwölf Prozent der Bevölkerung auf dem Land leben allein. Insgesamt gesehen habe sich die offizielle Zahl der Alleinlebenden durch die neuen Möglichkeiten der „Verpartnerung“ verringert.

 

„Allein zu sein ist eigentlich ein Phänomen unserer Zeit. Man ist dann aber nicht zwingend einsam“, so Klahr.

Für Einsamkeit gebe es unterschiedliche Gründe. Isolation könne es geben, obwohl man mit anderen zusammen ist. Das gelte für das Kind in einer Schulklasse, das einsam ist, weil es nicht auf Klassenfahrt mitfahren kann oder gemobbt wird. Ältere Menschen vereinsamen, wenn sie auf Grund ihrer kleinen Rente nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. In einer Ehe, Partnerschaft oder Freundschaft könne man das Gefühl haben, einsam zu sein, wenn man nicht verstanden wird.

Der Regionalbischof machte darauf aufmerksam, dass es in allen Kulturen eine der höchsten Strafen sei, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden.

„Alleinsein gehört aber unbedingt zum Leben dazu“, sagte Klahr. Es gebe schließlich auch die Sehnsucht danach, mal allein zu sein und die Ruhe zu genießen. In Klöstern bestimme das Alleinsein und zur Ruhe kommen den Lebensrhythmus. Auch Jesus habe sich immer wieder allein in die Wüste zurückgezogen. So halten viele Christen eine „Stille Zeit“, eine Auszeit im Alltag, etwa durch Besinnung auf einen Bibeltext oder ein kurzes Gebet. Von den Phasen des Alleinseins kann eine Kraft ausgehen, die dann auch hilft, einsame Momente durchzustehen, sogar die letzte schwere Stunde des Lebens.

Eine Balance zwischen Alleinsein und Gemeinschaft zu finden sei lebensnotwendig. Daher riet der Regionalbischof dazu, sich nicht zurückzuziehen, sondern sich auf andere einzulassen. Eine Offenheit und ein Interesse für Neues könnten gerade ältere Menschen im Umgang mit ihren erwachsenen Kindern und Enkelkindern aus der Isolation befreien. „Wagen Sie doch einfach mal etwas Neues! Und bleiben Sie interessiert für Ihre Mitmenschen!“, machte Klahr den Zuhörerinnen Mut.

Die Vorsitzende des Hausfrauenbundes Veenhusen, Bertraud Diekmann, dankte dem Regionalbischof für seinen Vortrag und übergab ihm als Dank eine Spende für die Ostfriesische Bibelgesellschaft. Damit wird das Verteilen von Bilderbüchern mit biblischen Geschichten bei den Ostfriesischen Tafeln unterstützt.

Der Deutsche Hausfrauenbund Veenhusen trifft sich monatlich und besteht im kommenden Jahr 45 Jahre. Er hat 134 Mitglieder.