„Mitten im Sterben vom Leben umfangen“

Nachricht Ihlow, 19. November 2019

Vortrag von Regionalbischof Klahr beim Frauenkreis in Ihlow

Der dunkle Monat November sei eine „fienkellige Tied“, eine Zeit, die einen ganz tief innen berührt, sagte Silfie Fröhling, Leiterin des Frauenkreises der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Ihlow, als sie Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr auf Plattdeutsch begrüßte. Unmittelbar vor dem Ewigkeitssonntag, auch Totensonntag genannt, hatte der Frauenkreis den Regionalbischof für den Sprengel Ostfriesland-Ems zu einem Vortrag über das Thema: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden - Martin Luthers Sermon „Von der Bereitung zum Sterben“, eingeladen.

Zu diesem offenen Nachmittag waren auch Frauen benachbarter Frauenkreise erschienen, rund 50 Frauen aus Westerende, Kirchloog, Barstede, Bangstede, Ihlowerfehn, Ludwigsdorf, Aurich, Simonswolde, Wallinghausen und Timmel.

Genau vor 500 Jahren habe Martin Luther diese Schrift verfasst, sagte Dr. Klahr. Zu jener Zeit sei das Thema Sterben und Tod viel präsenter gewesen als heute. Vielleicht beschäftigt man sich so ungern mit dem Thema, weil wir unser Leben so gerne kontrollieren. Zum Tod gehöre aber der völlige Kontrollverlust, gerade das bereite uns Angst, so Klahr.

Unvorbereitet zu sterben, wäre für Martin Luther das Allerschlimmste gewesen. Luther hatte im Jahr 1519 auf die Frage hin diesen Text verfasst, wie man sich auf das Sterben vorbereiten könne. Diese frühe reformatorische Schrift gehört zu den Bestsellern des 16. Jahrhunderts.

Dabei stehe das Bibelwort aus Psalm 90,12, „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“, im Mittelpunkt, so Klahr.

Luther betonte zunächst, wie wichtig es sei, dass man sein Testament aufsetze, wenn man sein Leben gestaltend zu Ende bringen wolle. Man ordne seinen Nachlass, damit es keinen Streit gebe, und vergebe sich untereinander, damit kein Ärger zurückbleibe.

Luther schaute von seiner reformatorischen Theologie her mit einem neuen Blick auf dieses Thema. So drehte Luther den Satz, „Mitten im Leben sind wir vom Sterben umfangen“, einfach um und sagte: „Mitten im Sterben sind wir vom Leben umfangen.“

Es sei nicht leicht mit dem Sterben, das wusste Luther, er betonte aber, wie wichtig es sei, sich in der Todesstunde keine Angst machen zu lassen. Die Beichte und der Empfang des Heiligen Abendmahls seien tröstlich, auch müssten Schreckensbilder durch Bilder des Trostes vertrieben werden.

Solch ein Trostbild war für Luther der gestorbene und auferstanden Christus, weil dieser den Tod überwunden hatte.

„Sie haben alle ein Bild von Christus in sich, von dem, was er ihnen bedeutet. Darauf können sie schauen“, sagte Dr. Klahr. „Schau auf ihn, dann findest Du Trost, dann kannst Du auf ihn hin sterben“, fasste Klahr die Worte Luthers zusammen und sagte: Sich auf das Sterben vorzubereiten bedeute, heute den Glauben ins Leben hinein zu holen und sich jetzt zu fragen, auf wen man sich im Sterben verlassen könne.

„Wenn ich jeden Tag und jede Nacht im Gebet in Gottes Hände lege, dann fällt es mir auch leichter, das am Ende des Lebens zu tun.

Alle erhielten vom Regionalbischof eine Karte mit der Abbildung der Lutherrose. Auch sie sei ein Trostbild. Luther habe in seinem Wappen festgehalten, worauf es ihm im Leben und im Sterben ankam.

Dabei stehe das Kreuz Christi im Zentrum, betonte Dr. Klahr. Dort habe sich Gott in Christus den Menschen in Barmherzigkeit zugewendet.

Zum Abschluss stellte der Regionalbischof eine Broschüre vor, die im Sommer diesen Jahres erschienen ist: „Ins Gespräch gebracht und gut geregelt. Vorsorge ist sinnvoll“ lautet der Titel des von der Landeskirche herausgegebenen Heftes, das als Ergänzung eine Handreichung und Formulare zur Christlichen Patientenvorsorge enthält. Bereits 15.000 Exemplare wurden bestellt und ausgeliefert. Es kann kostenfrei im Haus kirchlicher Dienste in Hannover bestellt werden. Anfang 2020 erscheint die dritte Auflage.

Anliegen dieser Vorsorgemappe sei es, das Gespräch über Sterben und Tod anzuregen. Hier werde Orientierung in Form von ganz konkreten Informationen gegeben, etwa zu den Themen Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Vermögensaufstellung, Bestattungsformen, Trauergespräch, Trauerphasen und Trauern mit Kindern. Dabei würden gerade die Hilfsmöglichkeiten und Kompetenzen der Kirche deutlich.