Das Reformationsjubiläum – eine Bilanz

Nachricht Papenburg, 13. Dezember 2017

Regionalbischof Klahr beim Tag der Geschichte am Gymnasium in Papenburg

Auf Einladung des Fachbereichs Geschichte kam Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr zum „Tag der Geschichte“ an das Gymnasium „Europaschule“ nach Papenburg. Der Regionalbischof für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems zeigte sich begeistert davon, wie die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung und Entwicklung von Ereignissen in der Vergangenheit auf aktuelle Fragen der Gegenwart übertrugen. 

Regionalbischof Klahr sprach in seinem Vortrag über die Reformation und zog eine Bilanz zum 500-jährigen Reformationsjubiläum, das am 31. Oktober 2017 begangen wurde. Im anschließenden Gespräch nutzten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, kritische Fragen zu stellen. Wenn Reformation Erneuerung der Kirche bedeute, was wären dann heutige Kritikpunkte an der Kirche, wollte ein Schüler vom Regionalbischof wissen. „Wir sind oftmals zu schnelllebig und atemlos mit den dauernden Veränderungen in unserer Kirche. Wir sollten wie Luther erst einmal in die Bibel schauen“, sagte Dr. Klahr. Einen Rückbezug auf das, was den Kern der Reformation ausmache, hätte die Kirche zu jeder Zeit nötig. Außerdem fehle oft der Mut zur Gestaltung. „Ich kenne keinen Menschen in der Geschichte, der so viel verändert hat wie Martin Luther, sei es an seinem eigenen Leben, in der Kirche oder in der Gesellschaft“, so Klahr. Auch kritische Fragen kamen zur Sprache wie Luthers Rolle im Bauernkrieg oder seine Äußerungen über die Juden.

In seinem Vortrag stellte Dr. Klahr fünf wichtige Punkte der Reformation vor. „Martin Luther wollte keine neue Kirche gründen, sondern seine Kirche erneuern, indem er sich auf ihre Quellen besann.“ Dazu gehörte zuallererst die Bibel. Sie ins Deutsche zu übersetzen und den Menschen nahe zu bringen, sei Luthers vornehmstes Anliegen gewesen. So habe Martin Luther 1522 das Neue Testament und 1534 die ganze Bibel in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Auch nach 500 Jahren habe man sich in der Bearbeitung der Bibelübersetzung an Luthers Sprache orientiert.

Der Reformator forderte Schulgründungen für alle Kinder – auch für die Mädchen. Zu der Zeit sei das etwas Besonderes gewesen. Bildung war für Luther sehr wichtig, damit alle die Bibel selber lesen können.

Zu Luthers Reformprogramm gehörte auch, die guten Werke nicht als Leistung zu verstehen, mit der Gottes Zuwendung verdient werden könnte. Gute Werke seien eine Folge des Glaubens und dienten dazu, in aller Freiheit Weltverantwortung zu übernehmen.

Freiheit! Kein Zwang! Das betone Luther in seiner dritten Reformschrift aus dem Jahr 1520. So hatte er in der Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ herausgestellt, ein Christ sei niemandem Untertan, diene aber allen Menschen.

„Luther wollte mit seiner Reformation Dinge so in Gang setzen, dass Glaube und Kirche der Welt dienen“, fasste Klahr zusammen.

Martin Luther habe mit dem Buchdruck, den Bildern und der Musik zeitgemäße Medien verwendet, um sein Reformprogramm zu vermitteln. Würde Luther heute leben, würde er das Handy und das Internet benutzen, gab der Regionalbischof zu bedenken. „Mit Hilfe der Druckerpresse konnten seine Schriften in hoher Anzahl in Kürze weit verbreitet werden. Und als die Schriften verboten waren, trugen Luthers Lieder dessen Theologie weiter.“

Auch habe Luther von Anfang an Wert auf die Bebilderung der Bibel gelegt. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!“, ist Klahr überzeugt.

Ausgangspunkt für die Reformation sei die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Menschen, fasst Klahr Luthers Reformprogramm zusammen.

Seit zwölf Jahren richtet der Fachbereich Geschichte einmal im Jahr diesen Vormittag für den 11. und 12. Jahrgang aus. In diesem Jahr gestalteten zum ersten Mal Lehrkräfte aus den Fachbereichen Geschichte und Religion den Tag gemeinsam. 250 Schülerinnen und Schüler kamen in die schuleigene Aula, hörten einen Impulsvortrag, kamen anschließend mit dem Referenten ins Gespräch und konnten an zwei Arbeitsgruppen teilnehmen.

Zudem war eine Wanderausstellung zur Reformation im Eingangsbereich der Schule zu sehen, die von Schulpastorin Wiebke Nehuis (ev.-ref.) vorgestellt wurde.

Referenten aus der evangelisch-lutherischen, der evangelisch-reformierten und der römisch-katholischen Kirche boten abwechslungsreiche Arbeitsgruppen an. Sie zeigten kurze Videoclips, sprachen über Texte, erzählten aus ihrem Arbeitsbereich oder führten ein Rollenspiel vor. Dazu gehörten: Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr (Emden), Dr. Bernd Brauer, Superintendent des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Emsland-Bentheim, Kaplan Hermann Prinz (St. Antoniusgemeinde Papenburg), Pastor Sebastian Borghardt (ev.-luth. Nikolaikirche Papenburg), Pastorin Anna Riese (ev.-luth. Erlöserkirche Papenburg), Pastor Ralf Maennl (ev.-luth. Kirchengemeinde Aschendorf), Pastorin Bianca Spekker (ev.-reformierte Gemeinden Papenburg und Mitling Mark) und Gerd Harpel aus Aschendorf.