Bischof Bode und Regionalbischof Klahr zur ökumenischen Bedeutung des Heiligen Martin

Nachricht Osnabrück, 11. November 2016

Auf Einladung von Bischof Franz-Josef Bode nahm Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr aus Emden am Pontifikalamt anlässlich des 1700-jährigen Martinsjubiläums am 11. November 2016 im Osnabrücker Dom teil und sprach dort ein Grußwort. Zugleich wurde mit diesem Gottesdienst das „Jahr der Barmherzigkeit“ beendet, das Papst Franziskus ausgerufen hatte. Gemeinsam mit den etwa 30 Priestern, Diakonen und Messdienern zog der Regionalbischof für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems in den Osnabrücker Dom durch die Pforte der Barmherzigkeit ein. Priester und Gemeindeglieder mit dem Vornamen Martin oder Martina waren besonders eingeladen, um ihren Namenstag mit Bischof Bode zu feiern und an die Geburt des Heiligen Martin vor 1700 Jahren zu denken.

 

Landessuperintendent Dr. Klahr betonte die ökumenische Bedeutung des Heiligen Martin. Dieser Heilige verbinde mit seiner Lebensgeschichte  beide Kirchen. „Es freut mich, dass es in meinem Sprengel etliche Kirchen gibt, die auf das Namenspatronat des Heiligen Martin zurückgehen.“ Sein Leben zeige auf besondere Weise, dass es oft die spontanen Dinge im Leben seien, die dann im Rückblick auf das Leben eine große Bedeutung bekommen. So auch die Teilung des Mantels durch den Heiligen Martin für einen frierenden Bettler am Wege. Diese Geschichte zeige, die Not der Anderen fordere zum Handeln und zur Hilfe, und werde darin auch zu einem Zeichen des Glaubens. „Gottes Barmherzigkeit mit den Menschen, darf im Glauben zu unserer Barmherzigkeit werden. Wir nehmen den Blick ein, mit dem Gott uns in Barmherzigkeit anblickt.“ Klahr begrüßte, dass Papst Franziskus den Begriff der Barmherzigkeit als Ermutigung zum Handeln neu betont habe. „Barmherzigkeit macht uns immer auch Christus ähnlich“, sagte der lutherische Regionalbischof.

Evangelische hätten noch eine weitere Verbindung zum Heiligen Martin. Im Martinsjahr werde zugleich auch des Anfangs der Reformation gedacht, die mit den theologischen Sätzen Martin Luthers in Gang gekommen sei und letztlich auch zur Trennung geführt habe, die heute noch schmerze.

Martin Luther erhielt den Vornamen des Heiligen, da er am Martinstag getauft wurde. Ausgerechnet Worms habe für Martin von Tours und Martin Luther eine besondere Bedeutung im Leben bekommen: Beide hätten hier großen Glaubensmut bewiesen. Der eine, weil er dem Kaiser, dem er diente, ins Gesicht gesagt habe: „Ich bin dein Ritter gewesen, nun aber will ich ein Ritter Christi sein.“ Damit sei Martin von Tours zum ersten christlichen Kriegsdienstverweigerer geworden, so Klahr.

Martin Luther habe ebenfalls einem Kaiser aus seinem Glauben heraus widerstanden: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, als das sagen, was ich in der Heiligen Schrift finde.̒“ Beide hätten auf ihre Weise gesagt, man müsse als Christ Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Klahr betonte: „Wenn wir als Christinnen und Christen, katholisch oder evangelisch, gemeinsam Christus nachfolgen, dann ist dies ein glaubwürdiges Zeugnis unseres Glaubens, dass wir dieser Welt nicht schuldig bleiben wollen.

Dieses Zeugnis unseres Glaubens umfasst immer beides: Gott von Herzen lieben und den Nächsten, so wie Jesus es gesagt und getan hat. Der Heilige Martin ist uns in seiner Nachfolge ein Vorbild im Glauben gewesen.“

Ebenso würdigte Bischof Bode in seiner Predigt Martin von Tours als ökumenischen Heiligen: „Es gehört zu den Wundern der Kirchengeschichte, welche Wirkung der Heilige Martin über 1700 Jahre hinweg bewahrt habe.“ Eben solch ein Wunder sei auch dessen europäische Wirksamkeit gewesen. Außerdem sei in seiner Person eine Synthese von Apostolat, Mönchtum und Mission zu finden, wie es sie nur selten gegeben habe. Martin von Tours sei der erste Heilige gewesen, der nicht als Märtyrer gestorben sei. Bei ihm könne von einer Lebenshingabe im Alltag gesprochen werden. „Das ganze Leben des Heiligen Martin durchzieht ein alle Menschen ansprechender Sinn für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Er geht auf Augenhöhe mit den Menschen um, besonders mit den Armen.“ In der Begegnung mit dem konkreten Menschen mit seinen Brüchen gehe es um Christusbegegnung.

Das gelte auch heute: „Papst Franziskus macht uns klar, dass eine Kirche nur auf Augenhöhe mit den Armen Zukunft hat“, sagte der Bischof.  Die Kirche müsse einen neuen Stil für die Zukunft finden, ohne populistische Lösungen zu suchen. In solchen Zeiten könne Martin ein Vorbild für uns sein. Wer auf Augenhöhe mit Martin gehe, lerne von ihm einen Stil, der von Barmherzigkeit geprägt sei.

„Wenn auch das Jahr der Barmherzigkeit zu Ende geht, so muss unsere Tür der Barmherzigkeit doch geöffnet bleiben, besonders in diesem Jahr des Reformationsgedenkens“, bekräftigte Bischof Bode vorausschauend auf das Jahr 2017.

Nach dem liturgischen Auszug der Gottesdienstgemeinde durch die Tür der Barmherzigkeit erhielt jeder einen Martinswecken.