Eine Ära geht zu Ende, etwas Neues kann beginnen

Nachricht Asel, 19. November 2022

Evangelische Jugendbildungsstätte Asel schließt zum Ende des Jahres

Über 90 Jahre gab es kirchliche Jugendarbeit mit Freizeiten und Seminaren in der Jugendbildungsstätte (Jubi) in Asel. Zum Jahreswechsel endet die Arbeit in dieser Einrichtung. Aus diesem Anlass nahm Regionalbischof Dr. Detlef Klahr am 19.11.22 in einem Gottesdienst in der Evangelisch-lutherischen St.-Dionysius-Kirche in Asel den offiziellen Abschied der Mitarbeitenden mit Gebet und Segen vor und überreichte Ihnen ein Buch und eine rote Rose. „Die Mitarbeitenden in der Jubi Asel haben zum Teil über Jahrzehnte herausragende Arbeit mit einem engen Finanzrahmen geleistet“, sagte Regionalbischof Klahr. „Sie waren, sind und bleiben das Gesicht und der Schatz der Jugendbildungsstätte. Nur durch ihr unermüdliches Engagement konnte die Bildungsarbeit durch alle Krisen und schwierigen Finanzlagen hindurch geleistet werden.“ 

Rund 70 Personen waren zum Abschied gekommen, darunter viele Ehemalige, langjährige Gäste, Vertreterinnen und Vertreter aus Gremien und Kirchengemeinden.  
Durch den Gottesdienst führte Superintendentin Eva Hadem und übergab den sechs Mitarbeitenden einen Blumenstrauß. Rena Folkers und Gunda Rosenboom hielten einen Rückblick über die Geschichte der Jubi Asel.
Landrat Holger Heymann sprach ein sehr persönliches Grußwort, hatte er doch selbst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Jubi Asel absolviert. Heymann würdigte die Mitarbeitenden und stellte die Bedeutung der Jugendbildungsstätte für den Landkreis heraus.
Weitere Grußworte sprachen Klaas Grensemann für das Landesjugendpfarramt der Landeskirche Hannovers, Michael Vogt für die Sprengel Jugend-AG und Jürgen Buß als Vorsitzender der Kirchenkreissynode für den Kirchenkreis Harlingerland. Dabei wurden besonders der Gemeinschaftsaspekt und das gute Miteinander in der Jugendbildungsstätte thematisiert, aber auch wie wichtig dies für den Zusammenhalt in der Gesellschaft sei. Dass Kirche und Gesellschaft weiter in Jugendarbeit investieren müssten, darin waren sich alle einig. 
Im Anschluss an den Gottesdienst hatte der Kirchenkreis Harlingerland zum Empfang in die Räume der Jugendbildungsstätte Asel eingeladen.
                          
Für den Standort Jubi Asel gibt es hoffnungsvolle Nachnutzungsideen. Der Kirchenvorstand Asel steht in Verhandlungen mit Interessenten, die das Areal weiter für Bildungsarbeit offenhalten würden. Wenn das gelingt, könnte ein nächstes Kapitel Bildungsarbeit am Standort Asel aufgeschlagen werden.  

Krisen und schwierige Finanzlagen

Die Kirchenkreissynode des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Harlingerland hatte in den vergangenen Jahren intensiv um Zukunftsperspektiven für die Jubi Asel gerungen. Dabei ergaben sich durch die Einschnitte der Corona-Pandemie noch einmal besondere Herausforderungen. Auch vor dem Hintergrund der schrumpfenden Finanzmittel in der kommenden Planungsperiode 2023 – 2028 beschloss das Kirchenparlament im Herbst 2021 die Schließung der Bildungseinrichtung. 

„Allen Synodalen ist der Schritt sehr schwergefallen, weil wir uns die Jugendarbeit ohne Jubi Asel gar nicht vorstellen können,“ betont Superintendentin Eva Hadem, „aber als Kirchenkreis sind wir nicht mehr in der Lage, die Trägerschaft allein zu stemmen und ein Bildungsangebot offen zu halten, das mehrheitlich von Gruppen und Schulklassen genutzt wird, die aus ganz Niedersachen und zum Teil aus dem  ganzen Bundesgebiet anreisen. Dazu fehlen uns als kleiner Kirchenkreis die finanziellen Mittel.“

Die Jugendbildungsstätte (Jubi) Asel

Die Jugendbildungsstätte Asel ist eine Einrichtung im Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems für die Landeskirche Hannovers in Trägerschaft des Kirchenkreises Harlingerland. Als Bildungs- und Begegnungsstätte vermittelt sie besonders Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Impulse zum Leben aus dem christlichen Glauben und in gesellschaftlicher Verantwortung. 

Auf Grundlage des lutherischen Bekenntnisses eröffnet sie Zugänge zu Themen, Formen und Erfahrungen des Glaubens in ökumenischer und interreligiöser Weite. Aus Ehrfurcht vor dem Leben und im achtsamen Umgang mit der Schöpfung steht das Lernen von gesellschaftlicher, kultureller, ökologischer und politischer Verantwortung im Mittelpunkt.

Drei Gästehäuser, umgeben von einem weitläufigen und naturnahen Gelände, bieten 70 Betten Platz. Die Gebäude können einzeln oder auch beliebig kombiniert gebucht werden. Die Häuser sind teilweise behindertenfreundlich gestaltet und bieten auch jeweils Leiterzimmer mit eigenem Bad (Dusche/WC). Es stehen sieben Gruppenräume für 10 bis 60 Personen, sowie eine Werkstatt zur Verfügung. Die nebenan gelegene St.-Dionysius-Kirche mit 120 Sitzplätzen in Einzelbestuhlung kann auf Wunsch ebenfalls als Seminarraum genutzt werden.
 

Seit 1929 Jugendpfarramt für Ostfriesland in Asel

Mit der Einrichtung des „Evangelisch-lutherischen Jugendpfarramtes für Ostfriesland“ und der Amtseinführung des ersten Jugendpfarrers nahm die Jugendarbeit 1929 in Asel ihren institutionellen Anfang. Ab 1931 wurden erste Freizeiten in der Aseler Pfarrscheune behelfsmäßig auf Strohsäcken durchgeführt.  In den Jahren ab 1938 kam diese kirchliche Freizeitarbeit durch staatliche Verbote zum Erliegen. Nach dem Krieg nahm die kirchliche Jugendbildungsarbeit in Asel unmittelbar wieder Fahrt auf. Zunächst als Projekt der Kirchengemeinde in improvisierter Form, dann aber wurde mit dem Neubau des Haupthauses 1964 die Arbeit auf professionellere Beine gestellt. Das „Jugend- und Freizeitheim Asel“ öffnete in Trägerschaft der Kirchengemeinde Asel am 05. April 1964 seine Pforten. 

Nach Abschluss eines Rahmenvertrages mit Landeskirche und Sprengel übernahm 1973 der Kirchenkreis Harlingerland die Trägerschaft und das Freizeitheim wurde eine Einrichtung des Sprengels Ostfriesland. 1979 bekam die Einrichtung ihren Namen, unter dem sie heute allen bekannt ist: Evangelische Jugendbildungsstätte Asel. Aus- und Umbauten prägten die nächsten Jahrzehnte.

Als sich die Landeskirche Hannovers 1994 aus der Finanzierung zurückzog, geriet die Jubi Asel ein erstes Mal in schwierige Fahrwasser. Durch die Mithilfe aller ostfriesischen Kirchenkreise konnte die Stelle der Leitung jedoch gesichert werden. Mit einzelnen Projektförderungen wurde die Bildungsarbeit auf neue Beine gestellt und mit viel Phantasie und Einsatz der Mitarbeitenden vor Ort aus- und umgebaut.

Ab 2007 fielen dann die meisten kirchlichen Zuschüsse weg. Seit 2008 hat auch das Sprengeljugendpfarramt nicht mehr seine Anbindung an Asel. Ab 2009 starteten darum die Verantwortlichen in Asel und im Kirchenkreis noch einmal neu mit einer umfassenden Neuordnung der Aufgaben der Jugendbildungsstätte und dem Aufbau eines wirtschaftlichen Gesamtkonzepts durch. 
Es begann verstärkt die über Kirche hinaus sehr geschätzte schulbezogene Jugendbildungsarbeit mit Sozialkompetenztraining und Klassenfahrten. Die neu geschaffene Stelle des Bildungsreferenten leistete dabei wertvolle pädagogische Arbeit. 2017 wurde das Leitungsteam mit Leiterin und Bildungsreferenten fachkundig aufgestellt und vom Pfarramt Asel, das bis dahin als Leitung zuständig war, losgelöst. Die konzeptionelle Weiterentwicklung und Steigerung der Belegungszahlen blieb für das neue Team die wesentliche Aufgabe. Mit der Pandemie wurden diese Bemühungen ab 2020 jäh ausgebremst.