Die Regionalbischöfin fand deutliche Worte im Gottesdienst: Narzisstische Egotrips und sexualisierte Gewalt dürfe es nicht unter dem Deckmantel der Worte „Gott hat dich lieb“ geben. „Schlimmer kann man das Evangelium nicht korrumpieren“, sagte Schiermeyer.
Das sich durchsetzende Gotteswort war Thema ihrer Predigt über ihren Ordinationsspruch aus Jesaja 55, Vers 10 und 11. Dazu gehöre auch die Unterscheidung von Gotteswort und Menschenwort.
Gottes Wort sei lebensschöpfend und Welten schaffend. Es wecke Hoffnung, dass nichts so bleiben müsse, wie es ist; dass Freude und Frieden das Ziel bleiben. Gott berühre ein Menschenleben so, dass in ihm der ganz eigene Ton erklinge, den nur dieses Leben geben könne. Er mache Mut, dass die Zukunft immer noch Schätze bereithalte. „Worte von Gott lassen hoffen, rücken Dinge in ein anderes Licht, werden Wegbegleiter für ein ganzes Leben.“
Rückblickend auf ihren bisherigen Dienst als Pastorin sagte die 56-Jährige: „Die Kirche, in die ich hinein ordiniert wurde, gibt es nicht mehr.“ Veränderung gehöre zur Kirche dazu.
„Ein herausfordernder Weg liegt vor uns. Die ForuM-Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche hat schwer beschädigt, wofür viele von uns seit vielen Jahren arbeiten. Meine Kirche bleibt meine Kirche, das steht gar nicht zur Debatte. Aber ich möchte, dass die Kirche, und die bin ich auch mit meinem Gesicht und meinem Leben, Buße tut. Dazu gehören der ehrliche Blick auf Fehler und Versäumnisse, das Klären der Verantwortung und die Umsetzung von Konsequenzen. Wir werden als Kirche daran gemessen werden, wie schnell und konsequent wir dafür sorgen, dass wir sind, was wir sein wollen: Ein sicherer Raum, in dem Menschen etwas von dem großen Ja Gottes zu ihnen erfahren. Ein Raum, in dem wir einander vertrauen können. Dafür möchte ich mit Ihnen arbeiten“, sagte Regionalbischöfin Schiermeyer in ihrem Schlusswort.