Heilende Berührung

Nachricht Emden, 04. März 2022

Passionsandachten in Emden als Dialog zwischen Kunst und Kirche

Die Reihe der sechs Passionsandachten in der Martin Luther Kirche in Emden hat begonnen. In der Passionszeit finden von Aschermittwoch an mittwochs um 18.15 Uhr die Passionsandachten in der Predigtkirche des Regionalbischofs als Dialog zwischen Kunst und Kirche statt, seit 14 Jahren als Kooperation der lutherischen Gemeinden Emdens und des Sprengels Ostfriesland-Ems mit dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden. Regionalbischof Dr. Detlef Klahr überbrachte Grüße von Museumsdirektorin Jasmin Alley. 

Die 80 Anwesenden applaudierten bei seiner Ankündigung, die diesjährige Kollekte der Andachten der Diakonie Katastrophenhilfe für die humanitäre Hilfe in der Ukraine zu Gute kommen zu lassen. „Unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine“, sagte Dr. Klahr und brachte die Bitte um Frieden und die Situation der Not leidenden Menschen im Ukraine-Krieg im Gebet vor Gott. 

Gemeinsam mit der Kunsthistorikerin am Ostfriesischen Landesmuseum Emden, Dr. Annette Kanzenbach, widmete sich der Regionalbischof unter dem Motto „Heilende Berührung“ dem Gemälde „Christus heilt den Blinden“ des Künstlers El Greco und der biblischen Geschichte aus dem Markusevangelium (Mk 8,22-26).

Heilende Berührung

Die Passionszeit könnte dazu genutzt werden, sich von der Geschichte Jesu berühren zu lassen, davon, wie Jesus andere berührt und die Augen für Gottes Reich geöffnet habe, sagte Dr. Klahr. „Wo Jesus sich uns zuwendet in Wort und Tat, erfahren wir seine heilende Berührung – gerade jetzt in dieser unheilvollen Zeit.“

„Wie sehr wissen wir um die Kraft und Wirkung von Berührungen. Fehlende Berührung macht krank. In den vergangenen zwei Jahren ist uns schmerzlich bewusst geworden, wie sehr wir auf Nähe und Berührung verzichten müssen. Wir sind ärmer geworden. Abstand und Berührung passen nicht zusammen“, führte der Geistliche aus und wies darauf hin, dass das innere Berührtwerden als Kraft in Geist und Seele aber geblieben sei. „Die Zeit hat uns empfindsamer und sensibler gemacht, sich in der Seele berühren zu lassen“, so Klahr.

Christus heilt den Blinden

Dr. Annette Kanzenbach stellte vor, wie einer der bedeutendsten Renaissance-Künstler mit seiner eigenen Komposition ohne bestimmten Orts- und Zeitbezug mit eigenen bildnerischen Mitteln die biblische Geschichte von der Blindenheilung überzeugend vor Augen malte.

Seine Darstellung bewegte die Zeitgenossen. Deswegen habe El Greco (übersetzt: der Grieche), der eigentlich Domenikos Theotokópoulos hieß, das Bild mehr als einmal gemalt. Zwei weitere Versionen hätten sich erhalten. Diese Darstellung von 1570/76 sei die letzte. 

Der Künstler El Greco

Der Künstler sei schon zu seinen Lebzeiten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hoch angesehen gewesen. 1541 wurde er auf Kreta geboren und zunächst als Ikonenmaler ausgebildet. Der Maler, Bildhauer, Architekt und Kunstschriftsteller hätte Kontakt gehabt zur humanistisch gelehrten Gesellschaft und wurde von dieser sehr geschätzt. Mit 26 Jahren ging er nach Italien und arbeitete zunächst in Venedig und dann in Rom. „Anregungen dort gesehener Kunst prägen auch unser Gemälde“, sagte Dr. Kanzenbach. Im Alter von etwa 50 Jahren kam El Greco durch Aufträge nach Spanien und starb dort mit 73 Jahren 1614 in Toldeo.

Passende Musik zu den Wortbeiträgen

Kantor Marc Waskowiak und Landesposaunenwart Hayo Bunger brachten die beiden Teile des Intermezzos aus Opus 53 von Ernst Schiffmann (1901-1980) für Orgel und Posaune auf zarte und einfühlsame Weise zu Gehör. Mit dem Stück „Ich will den Herren loben allezeit“ von Heinrich Schütz (1585-1672) antworteten sie auf die kunstgeschichtliche Darstellung mit dazu passender zeitgenössischer Musik. 

Die diesjährigen Passionsandachten stehen unter dem Motto „Berührt werden“. 
Sie laden dazu ein, ganz unterschiedliche Erfahrungen von Berührungen im Zusammenhang der Leidensgeschichte Jesu nachzugehen. 

Einladung zur zweiten Passionsandacht

Die zweite Passionsandacht findet statt am Mittwoch, den 9. März 2022 um 18.15 Uhr in der Martin Luther Kirche, Bollwerkstraße 9, in Emden. Sie hat das Thema „Zärtliche Berührung“. 

Dr. Annette Kanzenbach stellt das Gemälde „Christus im Hause Simon“ von Peter Paul Rubens vor. Die theologische Betrachtung hat die Pastorin und Pastoralpsychologin Reina van Dieken aus Leer zum dazugehörigen Bibeltext von der Fußwaschung Christi aus dem Lukasevangelium (Lk 7,36-50) übernommen.

Margarethe Huisinga aus Nortmoor gestaltet die Andacht mit ihrem Akkordeon musikalisch.

Für die Andacht gelten als Corona-Schutzmaßnahmen Abstandsregel, Dokumentation und FFP2-Maskenpflicht, Impfnachweise sind nicht erforderlich.