Die Reformation geht weiter!

Nachricht Leer, 31. Oktober 2017

Regionalbischof Klahr predigte zum Reformationsjubiläum in Leer

Am 31. Oktober 2017 predigte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr im ökumenischen Festgottesdienst zum 500-jährigen Reformationsjubiläum in der Lutherkirche in Leer. Die lutherischen Kirchengemeinden Leers feierten diesen Abendmahlsgottesdienst gemeinsam mit der katholischen Kirchengemeinde St. Michael und der reformierten Gemeinde Leer. Bürgermeisterin Beatrix Kuhl sprach das Grußwort für die Stadt Leer.

„Die Reformation geht weiter! Da geht noch was mit der Reformation in Leer, Ostfriesland und anderswo!“, sagte der Regionalbischof für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems den 650 Gottesdienstbesuchern.

„Reformation verstehe ich im Sinne der Erneuerung und Rückbesinnung auf das, was wirklich wichtig ist, auf das, was die Kirche gründet, nämlich auf die Beschäftigung mit Gottes Wort. Dabei geht es nicht um Wortklauberei, wer Recht hat und wer nicht, sondern um eine Beschäftigung, die die eigene Erfahrung des Lebens mit einbezieht, damit das Wort Gottes lebensnah erfahrbar wird. Reformation kann sich für mich nur so gestalten, dass Gottes Wort, wie es uns in Christus lebendig und liebenswert begegnet, auf das eigene Leben bezogen wird“, so Klahr. 

„Reformation geht weiter“ meine, sich von Gottes Wort bewegen zu lassen, mutig zu werden und daraus zu lernen, dass nichts so bleiben muss, wie es ist, im eigenen Leben nicht und auch nicht in der Kirche.

Klahr dankte Pfarrer Dr. Andreas Robben (röm.-kath.), dass er im Gottesdienst die neue Lutherbibel 2017 als Altarbibel eingeführt hat. Das sei mehr als eine Geste. Die Heilige Schrift und das Evangelium von Jesus Christus verbinde die Christen im Glauben miteinander. „Dass wir den 500. Jahrestag der Reformation in so geschwisterlicher Einheit miteinander begehen dürfen, ist ein Geschenk, für das ich dankbar bin“, betonte der Regionalbischof und hob eine der 95 Ablassthesen Martin Luthers hervor. Was Luther in seiner 62. These sagte, stehe auch im Mittelpunkt dieses Gottesdienstes: „Der wahre Schatz der Kirche ist das hochheilige Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes.“

Klahr dankte dem Pastor der evangelisch-reformierten Gemeinde Leer, Uwe Wiarda, für die Evangeliumslesung als Zeichen dafür, dass das Evangelium alle Konfessionen miteinander verbindet. In der Anwesenheit von Bürgermeisterin Kuhl und in ihrem Grußwort komme die Bedeutung dieses Tages für die Gesellschaft zum Ausdruck.

Mit Blick auf den Predigttext, in dem Jesus das Geschäftemachen im Tempel kritisierte, fragte der Landessuperintendent: „Müssen wir wirklich in unserer Gesellschaft am Heiligen Abend, der dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, die Geschäfte für vier Stunden öffnen? Ich halte das für falsch, schon, wenn ich an die vielen Angestellten denke, die sich ja auch auf den Heiligen Abend vorbereiten wollen.“

Bei der feierlichen Einführung der Altarbibel sagte Pfarrer Robben, es sei für ihn und Pastor Wiarda eine große Ehre, dies gemeinsam vorzunehmen. „Die Bibel bringt uns das Wort von der Versöhnung“, sagte der katholische Priester.

Nach der Abendmahlsfeier bedankte sich der Pastor der Lutherkirchengemeinde, Christoph Herbold, bei allen Mitwirkenden und Gottesdienstbesuchern: „Mich macht es dankbar, was ich heute hier an Gemeinschaft und Zusammenhalt, an Frieden in unserer Stadt erleben darf.“

Die Bürgermeisterin der Stadt Leer, Beatrix Kuhl, sagte in ihrem Grußwort im Anschluss an den Gottesdienst: „Dass hier heute in Leer ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert werden kann, ist vor allem eine Erfolgsgeschichte von Toleranz und Miteinander. Danke, dass wir die Reformation heute gemeinsam feiern, als Kirchen und als Stadt.“ Kuhl machte darauf aufmerksam, dass zur 300-Jahr-Feier der Reformation sämtliche evangelische Gemeinden der Stadt gemeinsam feierten. Heute, zur 500-Jahr-Feier, sei man mit Beteiligung der römisch-katholischen Kirchengemeinde Leer noch ein Stück weiter.

„Das, was wir im Rückblick Reformation nennen, veränderte nicht nur Kirche und Theologie, sondern ebenso Politik und Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, Bildung und Medien, privates und öffentliches Leben“, so die Bürgermeisterin.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Kirchenmusikdirektor Joachim Gehrold (Orgel und Vokalquartett der Lutherkirchengemeinde), dem Sprengelposaunenchor unter der Leitung von Landesposaunenwart Hayo Bunger, dem Flötenkreis der Friedenskirchengemeinde Loga unter der Leitung von Sieghild Sauer und dem Chor der Paulusgemeinde unter Leitung von Christa Pollmann-Busch.

Anschließend fand ein fröhliches Fest rund um das Lutherhaus und die Lutherkirche statt.