Jugendandachtspreis 2019 verliehen

Nachricht 10. März 2019

17-Jähriger aus Hannover belegt 1. Platz

Pastor Mathis Burfien, Oberlandeskirchenrätin Dr. Nicola Wendebourg, Laudator Joachim Lau , Philo Hirte (Gemeinde des Stephansstiftes, Hannover) und Philipp Poisel (von links). Bild: Patrice Kunte/Landeskirche Hannovers

Loccum/Hannover. Zum zweiten Mal wurde im altehrwürdigen Kloster Loccum am Sonntag (10. März 2019) der Jugendandachtspreis der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers verliehen. Das Thema, ein Bibelvers, war zuvor über eine Abstimmung bei Instagram ermittelt worden: „Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit.“ (2. Korinther 3,17). Den mit 1.000 Euro dotierten ersten Platz belegte Philo Hirte (17) aus Hannover. Platz zwei und 500 Euro gingen an eine Gruppe von ehemaligen Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Kirchengemeinde Eime (Kreis Hildesheim). Den dritten Platz und je 300 Euro teilten sich Merle Mörchen (15) aus Buxtehude und Nele-Marie Hagen (18) aus Diepholz.

Rund 300 Gäste waren zu dem Festakt in das mehr als 850 Jahre alte Gotteshaus gekommen, bei dem vor allem die Worte wärmen mussten – die Heizung war an dem Tag ausgefallen. Der feierlich-fröhlichen Stimmung tat dies keinen Abbruch. Dafür sorgte auch der musikalische Stargast des Abends: Philipp Poisel („Wo fängt dein Himmel an?“) spielte exklusiv für die Preisträgerinnen und Preisträger und ihre Angehörigen.

Für Wettbewerbsorganisator Pastor Mathis Burfien ist der Andachtspreis ein wichtiger Teil der theologischen Nachwuchsförderung. Die Gewinnerin von 2016, Julia Schönbeck, studiert inzwischen Theologie. Waren es seinerzeit bei der Premiere noch 26 eingereichte Arbeiten, so hat sich die Zahl nun fast vervierfacht: Insgesamt 94 Andachten hat die Jury gesichtet. „Ich möchte gerne jungen Menschen Mut machen und sie darin unterstützen, eine eigene Sprache für ihren Glauben zu entwickeln“, sagt Pastor Burfien.

Für den Gewinner Philo Hirte steht indes ein Theologiestudium nicht zur Debatte: „Gott als Wesen ist mir suspekt. Ich glaube aber, dass Gott in den Menschen ist.“ In seiner Andacht „Die Veränderung meines Lebens“ erzählt Philo Hirte sehr persönlich davon, wie er „in Gefangenschaft“ geraten ist, als Suizidgefährdeter „eingesperrt in eine geschlossene Psychiatrie“. Von der Anwesenheit Gottes sei zunächst nichts zu spüren gewesen. Doch dann habe der Schüler, der aktuell in einer therapeutischen Wohngruppe des Stephansstiftes in Hannover lebt, Gott in den Menschen gespürt, die ihm „mit ganz normalen Gesprächen“ Hoffnung gaben. Laudator Joachim Lau (Evangelische Medienarbeit) nannte die Andacht „riskant und atemberaubend“. Doch obwohl Philo Hirte von sich selbst spreche, habe er auch seine Zuhörerinnen und Zuhörer im Blick und mache ihnen Mut.

Die knappe, schnörkellose Sprache erinnert an die Form des Poetry Slam, mit der Philo Hirte mehr Erfahrung hat als mit Andachten, wie er freimütig zugibt. Während eines Praktikums bei einer Religionspädagogin habe er von dem Wettbewerb erfahren.

„Ich habe nach einem Zeitpunkt in meinem Leben gesucht, wo ich keine Freiheit mehr hatte. Da fiel mir natürlich als erstes die Zeit in der geschlossenen Psychiatrie ein,“ beschreibt Philo Hirte wie er an das Thema Freiheit herangegangen ist. Gott sei bei dem ganzen Vorbereitungsprozess zunächst nur von geringer Bedeutung gewesen, so Philo Hirte, „doch dann fragte ich mich doch: Wo war er?“ So sei der Leitfaden für seinen Text entstanden. „Später fand ich die Antwort: Gott ist in den Menschen, in jeder einzelnen Tat.“

Für Jury-Mitglied Jochen Arnold, Direktor des Zentrums für Gottesdienst und Kirchenmusik in Hildesheim, zeigt die hohe Beteiligung, „dass wir mit dem Freiheitsbegriff offenbar einen Nerv getroffen haben – auch all jener, die auf der Suche sind“. Zugleich scheine die kirchliche Jugendarbeit „frommer“ zu werden; aktuelle Jugendstudien sprächen von einer „Generation Worship“. Junge Leute wollten die befreiende Botschaft der Bibel erfahren und teilen. „Damit öffnen sie auch für uns als Kirche neue Horizonte. Was sie sagen, ist relevant und glaubwürdig“, betonte Arnold.

Sind Andachten überhaupt noch wichtig und zeitgemäß für Jugendliche? Philo Hirte: „Ich habe selbst erlebt, dass mich einige Andachten tief berührt und mir in schwierigen Lebenslagen geholfen haben. Deswegen: Ja, für Jugendliche sind Andachten sehr wichtig, solange sie die heutige Realität aufgreifen.“

Wie kann die Kirche zukunftsfähig werden? Das ist das Thema der Jurorin und Architektin Gesche Grabenhorst. Als besonderes Bonbon erhalten die Gewinner des Andachtspreises daher eine Neugestaltung ihres Jugendraumes. Wie das genau aussehen kann, vermag Grabenhorst noch nicht zu sagen: „Wir haben den Gemeinden einen umfangreichen Fragenkatalog geschickt, danach beginnen wir mit der Planung.“ Die Professorin in Bielefeld wird sich im nächsten Semester mit ihren Studierenden an die konkrete Umsetzung machen.

„Mit jedem deiner Fehler lieb’ ich dich mehr“, sang Philipp Poisel in das kalte Kloster hinein. Die Kirche meinte er damit nicht. Im Gegenteil: Viele seiner Texte könnten auch gut in eine Andacht passen, wie nicht nur Veranstalter Mathis Burfien meinte. Auf dessen Frage, ob das Gebet in Philipp Poisels Leben eine Rolle spiele, sagte der Sänger: „Ja, auf jeden Fall.“

Text: Lothar Veit/Landeskirche Hannovers

(Text: F. Gartmann / Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hannover)