„Ich sehe was, was du nicht siehst! – Klöster in Ostfriesland“

Nachricht Aurich, 23. Februar 2017

Regionalbischof Klahr trifft Kurdirektoren

Als Vorsitzender des Arbeitskreises „Kirche im Tourismus“ begrüßte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr Kurdirektoren und Vertreter von Tourismusorganisationen aus der Region im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft in Aurich zu einem Empfang des Evangelisch-lutherischen Sprengels Ostfriesland-Ems. Unter dem Motto „Ich sehe was, was du nicht siehst“ war die Zusammenkunft dem Thema „Klöster in Ostfriesland“ gewidmet und der Frage nach der besonderen Ausstrahlung solcher Orte am Beispiel des bewohnten Evangelischen Klosters Fischbeck in Südniedersachsen.

Der Regionalbischof wies darauf hin, dass die Reformation vor 500 Jahren in einem Kloster begann. Die Fragen und neuen Erkenntnisse des Mönchs Martin Luther seien im Kloster entstanden, vor allem die Frage, „wie sieht Gott mich an?“, sei eine urtümlich reformatorische Frage geworden.  Die Erkenntnis, dass Gott Luther mit liebenden Augen ansehe, habe ihn zur Reformation geführt.

Der Direktor der Ostfriesischen Landschaft, der Archäologe Dr. Rolf Bärenfänger, hielt einen Vortrag über Klöster in Ostfriesland. Im Mittelalter habe es in Ostfriesland mit etwa 28 Klöstern eine sehr hohe Anzahl gegeben. Als Enno II. Pfingsten 1529 Kirchen und Klöster plündern ließ, wurden anschließend beinahe alle Klöster zerstört, so dass es heute keine Gebäude und keine Schriftquellen mehr gibt. Die letzte noch stehende Klosterkirche war 1938 in Emden-Faldern durch einen Blitz abgebrannt.

Seit Ende der 1980er Jahre haben Archäologen Spuren gesucht und haben die Kirche des Praemonstratenser-Klosters Barthe bei Hesel durch eine Heckenbepflanzung sichtbar machen können. Dr. Bärenfänger geht davon aus, dass seit 1170 oder 1190 dort zunächst eine Holzkirche stand, bevor 1240 der Grundstein zur Backsteinkirche des Frauenstifts gelegt wurde. Auf dem Gelände des Klosters Barthe wurde einer der wenigen in Niedersachsen geborgenen Klosterschätze aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gefunden.

Auch in Ihlow habe zunächst ab der Klostergründung 1228 eine Holzkirche gestanden, bevor 1270 die Backsteinkirche gebaut wurde. Das Kloster Ihlow war mit einer Länge von 65 Metern und einer Breite im Querhaus von 34 Metern die größte und bedeutendste Kirche zwischen Bremen und Groningen. Archäologen haben hier den umfangreichsten Fund bemalter Fliesen aus dem Mittelalter sicherstellen können. Heute sind im Raum der Spurensuche am Ort der ehemaligen Krypta Ausgrabungen sichtbar und eine große Stahlkonstruktion gibt eine Vorstellung von der Größe der ehemaligen Kirche.

Vom Dominikanerkloster in Norden konnten in einem Schauraum Spuren sichtbar gemacht werden. Das Ulrichsgymnasium steht auf dem ehemaligen Klostergelände.

Pastorin Katrin Woitack (62), Äbtissin am Stift Fischbeck, erzählte in ihrem Vortrag von der spirituellen Kraft eines Klosters und von dem, was Menschen heute suchen. „Was es heißt, an einem Ort zu leben, an dem ohne Unterbrechung seit 955 Frauen gelebt und gebetet haben, das kann man nicht sehen. Das kann man spüren“, ist die Äbitissin überzeugt, die dort mit sieben Stiftsdamen lebt. Jede mit ihrer eigenen Wohnung und ihrer eigenen Küche, aber mit gemeinsamen Gebetszeiten in der Kirche. „Den Pulstakt der Jahrhunderte im Stift Fischbeck zu fühlen, ist für uns immer wieder erstaunlich.“ In Jahrhunderten zu denken, gebe Gelassenheit. Menschen im Urlaub suchten Orte, die der Seele Platz lassen, die der Seele Farbe geben, so Woitack. Spurensuche in Klöstern könne dazu verhelfen.

Im anschließenden Gespräch unterstrich Kai Koch, Kurdirektor Carolinensiel-Wittmund, die Ausführungen der Stiftsdame und sagte, dass auch die Touristiker Lebensräume erschließen wollten, die der Seele Farbe geben.

Klaus Stemmann, Leiter von Kirche und Tourismus im Haus kirchlicher Dienste Hannover, ergänzte, dass Kirche im Tourismus Menschen ausbilde, die auf Pilgerwegen und durch Kirchen führen. Ein gemeinsames Projekt von Kirche und Tourismus zum Reformationsjubiläum sei der Veranstaltungskalender „Reformation in Niedersachsen“, der gedruckt und auf der entsprechenden Homepage vorliege.

Stemmann freute sich, die Nachfolgerin des für Ostfriesland zuständigen Referenten für Kirche und Tourismus, Hartmut Schneider, vorzustellen. Antje Wachtmann (37) tritt ihren Dienst am 1. März an und wird am 19. Mai in der Lambertikirche in Aurich von Landessuperintendent Dr. Klahr in ihr Amt eingeführt.