„Kommt und seht!“

Nachricht Emden, 16. Juli 2017

Regionalbischof Klahr eröffnet Doppelausstellung "Mystiker der Moderne" in Emden

„Wer sein Leben in Beziehung zu Gott setzt, bekommt einen anderen Blick auf das eigene Leben und auf die Welt“, sagte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr zur Ausstellungseröffnung „Mystiker der Moderne“ in der Kulturkirche Martin-Luther in Emden. „Mystik beginnt mit einem genauen Hinsehen auf das, was ist, und erlebt im Sehen die Beziehung zu Gott als dem Schöpfer“, so Klahr. Christus lade dazu ein, wenn er sagt: „Kommt und seht!“, und er weise gleichzeitig darauf hin, dass es dabei um mehr gehe als um das, was zunächst sichtbar sei.

Der Dialog zwischen Gott und dem Menschen, den Zusammenhang von Geschöpf und Schöpfer zur Sprache zu bringen, sei auch ein Anliegen der Reformation gewesen. „Darum freut es mich, dass wir diese besondere Ausstellung im Jubiläumsjahr der Reformation in Emden zeigen können“, sagte der Regionalbischof für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems den 200 Zuhörern im Eröffnungsgottesdienst.

„Kunst und Kirche wollen sichtbar machen, was hinter der sichtbaren Wirklichkeit verborgen liegt“, sagte die Kuratorin der Ausstellung, Heike Stockhaus von der Ernst-Barlach-Gesellschaft Hamburg, und freute sich darüber, dass diese Kunstwerke in der Kirche in den kommenden acht Wochen zu vielen Gesprächen führen könnten. „Ernst Barlach und Jorge Rando gehen einen verblüffenden Dialog ein, obwohl sie 70 Jahre voneinander trennen. Beide Künstler betonen die spirituelle Dimension der Kunst“, erläuterte Stockhaus. Barlach wolle durch die Gestaltung des Gewöhnlichen zum Unendlichen gelangen und für Rando sei die Malerei eine spirituelle Suche. Dabei ginge es diesen Künstlern um die Suche nach Orientierung und nach Werten für eine humane und friedliche Welt, so Stockhaus.

Ernst Barlach (1870-1938), einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus, stehe mit seinem Werk bis heute kraftvoll, mahnend und tröstend für die Umgestaltung unserer Welt ein, beschreibt die Kuratorin die Wirkung der 30 Skulpturen Barlachs, die in Emden zu sehen sind.

Der spanische Maler Jorge Rando (geb. 1941) gelte in seinem Land als einer der bedeutendsten Vertreter der neoexpressionistischen Malerei. Seine  eigenwillige Wiederbelebung des Expressionismus wolle die spirituelle Kraft als Orientierung in der Welt neu sichtbar machen. Gezeigt werden 60 Gemälde. Darunter befinden sich Landschaftsbilder, die die Erde mit dem Himmel verbinden, der Zyklus „Die Passion Christi“, der den Leidensweg Christi in unsere Zeit überführe, und Bilder seiner Afrikareise der 1990er Jahre, die heute aktueller denn je seien, so Stockhaus.

Die Kuratorin ist überzeugt, dass die Werke beider Künstler sich zu einem tiefen Dialog über die existentiellen Fragen des Menschen heute verbinden und ihre Werke dem Menschen, der Natur und den Dingen jene Einzigartigkeit zurückgeben, die dem instrumentellen und materialistischen Denken abhanden gekommen seien. 

Die Kirchenvorstandsvorsitzende Hille Hunger bedankte sich im Namen der Kirchengemeinde bei den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die beim Aufbau der Ausstellung geholfen haben und die umfangreichen Öffnungszeiten ermöglichen. Das musikalische Quartett „Die Akustischen Vier“ aus Hamburg und Berlin gaben mit ihren Gesangs- und Instrumentalarrangements der Ausstellungseröffnung eine lockere und fröhliche Atmosphäre.

Den festlichen Charakter des Gottesdienstes unterstrich Stephanie Hegewald an der Orgel.