Kirchenkreis-Visitation

Nachricht 06. November 2018

Regionalbischöfin besucht Kirchenkreis Grafschaft-Schaumburg

Superintendent Andreas Kühne-Glaser zeigt Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr zwei Wochen lang die kirchliche Arbeit im Kirchenkreis Grafschaft-Schaumburg (Foto: F. Gartmann)

Seit Montag visitiert Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr den Kirchenkreis Grafschaft-Schaumburg. Zwei Wochen lang sind etliche Gesprächstermine u.a. mit den Gremien des Kirchenkreises, mit Pastoren, Krankenhausseelsorgern, Lektoren und Prädikanten angesetzt. Zudem besucht die leitende Theologin kirchliche und diakonische Einrichtungen. Aber auch der außerkirchliche Austausch mit Vertretern aus Politik, Schule, Religion und Kultur ist ein fester Bestandteil des Programms.

„Bei einer Visitation geht es nicht allein um Aufsicht, sondern vielmehr darum, ein Gespür dafür zu bekommen, was Land und Leute in der Kirche vor Ort bewegt und wo die künftigen Herausforderungen kirchlicher Arbeit liegen“, erklärt die hannoversche Regionalbischöfin zu Beginn ihres Besuchs. „Ein Blick von außen tut gut und schützt vor Betriebsblindheit. Wir freuen uns daher auf die Gespräche und die Anregungen, die daraus folgen. Wir hoffen, gestärkt in die Zukunft gehen zu können, um unseren kirchlichen Auftrag wahrzunehmen.“, sagt Superintendent Andreas Kühne-Glaser.

"Kirchenkreis-Rundreise"

Gisbert Haver vom Netzwerk für gegenseitige Hilfe, Kirchenvorsteher Horst Söffker und Pastor Justus Conring begrüßten Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr und Superintendent Andreas Kühne-Glaser am Montag in der Kirchengemeinde Großenwieden (Foto: F. Gartmann).

Einstieg in die Visitation war am Wochenanfang eine Kirchenkreis-Rundreise: Superintendent Andreas Kühne-Glaser führte die Landessuperintendentin zu besonderen kirchlichen Orten, Gemeinden und Initiativen, um die vielfältige Arbeit im Kirchenkreis zu verdeutlichen. Erste Station war die Kirchengemeinde in Großenwieden direkt an der Weser. Nicht nur die gotische St. Matthaei-Kirche mit ihren kunstvoll bemalten Gewölben aus dem 13. Jahrhundert, sondern vor allem die aktuelle Gemeindearbeit beeindruckte. In einem „Netzwerk für gegenseitige Hilfe“, für das sich alle Menschen unabhängig von Alter und Konfession engagieren können, versammeln sich 70 aktive Ehrenamtliche und mehr als 100 Unterstützende. „Ziel ist es Projekte anzuschieben und Leute zu finden, die sie selbstverantwortlich weiterführen.“, erläutert Gisbert Haver vom Netzwerk die Grundidee. „Der Wechsel gehört zum Programm. Man muss sich von manchen Angeboten wieder verabschieden, wenn es keinen Bedarf mehr gibt. Es ist zentral darauf zu hören, was die Leute vor Ort brauchen.“, fügt Pastor Justus Conring hinzu. Neben einem Mittagstisch, einem Tagestreff und verschiedenen Gartenprojekten bietet eine Gemeindeschwester kostenlos Hilfe und Beratung bei Pflegefragen. Neuestes Projekt ist der Umbau der alten Pfarrscheune in eine behindertengerechte Senioren-Wohngemeinschaft. „Hier werden Lebensgeister geweckt. Das Netzwerk ist ständig im Fluss. Kirche ist hier ein großes Dach, unter dem Menschen beständig zusammenkommen.“, fasst Superintendent Kühne-Glaser die Arbeit des Hilfe-Netzwerks zusammen.

"Gradwanderung zwischen touristischer Erschließung und der Bewahrung der Würde des Ortes"

Äbtissin Katrin Woitack erklärt Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr die Stiftsanlage anhand eines Modells (Foto: F. Gartmann)


„Früher war das Frauenstift nur adeligen Damen zugänglich. Das blieb auch nach der Reformation im 16. Jahrhundert beim Wechsel zum evangelischen Glauben so. Erst 1957 wurde die erste bürgerliche Kandidatin aufgenommen“, erzählt Woitack aus der Stiftsgeschichte. Die beurlaubte Pastorin leitet das Damenstift seit 2015 als Äbtissin und bildet mit sieben weiteren Frauen, die älteste unter ihnen ist 97, das sogenannte Kapitel, weswegen die Stiftsdamen auch als Kapitularinnen bezeichnet werden. Heutige Kandidatinnen müssen nicht mehr adelig sein. Voraussetzung ist es aber, zur evangelischen Kirche zu gehören, alleinstehend zu sein und natürlich Interesse am Zusammenleben in einer geistlichen Gemeinschaft mitzubringen. „Die heutigen Stiftsdamen sind profilierte Frauen mit interessanten Biografien, die oft auch in Führungspositionen gearbeitet haben und dann eine neue, sinnerfüllte Perspektive suchten.“, sagt die Äbtissin mit ein wenig Stolz in der Stimme.

"Bauen an der Zukunft"

In der christlichen Frauengemeinschaft geben Gebetszeiten den Tagesrhythmus vor. Hier halten die Stiftsdamen gemeinsam mit dem Visitationsbesuch ein Mittagsgebet in der Krypta, dem Gewölberaum unter der Stiftskirche (Foto: F. Gartmann).

Die größten Herausforderungen sind der Erhalt und die Verwaltung der Gartenanlagen und der zahlreichen Gebäude aus den verschiedensten Jahrhunderten. „Ohne Fördermittel und die Unterstützung der Klosterkammer geht es nicht“, betont Woitack. Die Gärten wie auch der zum Stiftsbesitz gehörende Forst werden ökologisch und nachhaltig bewirtschaftet werden. Auch in Sachen Medien gehen die Stiftsdamen neue Wege. „Plakate drucken wir nicht mehr, weil wir erleben, dass Plakate nicht mehr aufgehängt und kaum gelesen werden. Wir wollen Papiermüll vermeiden und sind daher sind auch auf Facebook und Twitter aktiv.“, sagt die Äbtissin selbstbewusst und nennt das „Bauen an der Zukunft“. Kraftschöpfen können die Kapitularinnen bei den Andachten und Stundengebeten. Zum täglichen Morgengebet um 9 Uhr, der Mette, wird öffentlich eingeladen. Zum Abschluss des Besuches konnte Regionalbischöfin Petra Bahr gemeinsam mit Superintendent Andreas Kühne-Glaser auch am Mittagsgebet im Kerzenschein in der Krypta, dem Gewölberaum unter der Kirche, teilnehmen, um das weitere Visitationsprogramm gestärkt fortzusetzen.

Stift Fischbeck

(Text: F. Gartmann)