Frieden erinnern - Landessynode und Reformationstruck in Osnabrück

Nachricht Osnabrück, 24. November 2016

Gedanken von Landessuperintendent Dr. Klahr

Seit Anfang November ist der Reformationstruck ein halbes Jahr lang auf dem Weg durch Europa von Genf nach Wittenberg. Seine erste Station in Deutschland führte ihn nach Osnabrück. Mich freut es sehr, dass die erste Station in Deutschland die Stadt des Westfälischen Friedens sein durfte. Osnabrück mit Münster stehen dafür, dass ein Friedensschluss möglich ist, wenn die richtigen Verhandlungspartner ernsthaft daran interessiert sind.

Einfach ist der Weg, der den Frieden sucht, nie. In Osnabrück und Münster hatte man fünf Jahre gebraucht, um einen tragfähigen Friedensvertrag auszuhandeln. Mit diesem Vertrag endete in weiten Teilen Europas endlich ein dreißig Jahre währender Krieg, der als Kampf zwischen Katholiken und Protestanten geführt, aber mit den Machtinteressen der Landesfürsten und Könige aufs Engste verknüpft wurde. Über Religion lässt sich streiten - mit ihr leider auch. Diese Erkenntnis gehört zur Geschichte der Reformation und sollte, ja muss, als Mahnung erinnert werden.

Wie sehr es bei kriegerischen Auseinandersetzungen auch heute um Religionen geht, ist bekannt. Und damals wie heute sind Machthaber am Werke, die nur zu gerne Religion für ihre Interessen instrumentalisieren. Ob in Böhmen, wie bei Beginn des Dreißigjährigen Krieges, oder heute in Syrien: Es leiden alle Menschen eines Landes unter den Folgen eines Krieges, welcher Religion auch immer sie angehören.

Osnabrück und Münster haben eines deutlich werden lassen: Es kann beim Frieden nicht um den  Sieg  einer Religion über die andere gehen. Frieden bewährt sich, wo verschiedene Religionen mit- und nebeneinander bestehen dürfen in einer Toleranz, die durch die Staaten gewährt und geschützt  wird. Diese Einsicht von Osnabrück und Münster hat auch heute noch Gültigkeit, sie hat Europa  viele Jahre Frieden geschenkt.

Im Jahre 1529 hat Martin Luther sein Friedenslied „Verleih uns Frieden gnädiglich“ geschrieben, das in vielen Kirchengemeinden zum Beschluss des Gottesdienstes gesungen wird. Das Gebet um den Frieden ist zu allen Zeiten nötig und wohl immer auch der erste wichtige Schritt, der unsere Gedanken und Füße auf den Weg des Friedens lenken kann.