In den Fängen der "Krake"

Soltau/Lüneburg. „Da sein, wo die Menschen sind“: Wie sich das Motto des Kirchenkreises Soltau in der praktischen Arbeit mit Touristen darstellt, konnte der Lüneburger Landessuperintendent Dieter Rathing kürzlich bei seinem Antrittsbesuch in der Region erleben. Begleitet von Vertretern des Kirchenkreis-Ausschusses für Kirche und Tourismus sowie Diakon Klaus Stemmann und Pastorin Marion Römer vom Haus kirchlicher Dienste (HkD) ließ sich der Regionalbischof das Arbeitsfeld vorstellen. Sein Fazit: „In der Erlebniswelt Heide öffnet sich durch die Kirche im Tourismus für viele Menschen auch eine neue Erlebniswelt Kirche.“

Den Auftakt des ganztägigen Besuchsprogramms bildete Bispingens „Ole Kerk“. In der 600 Jahre alten Kirche erlebte Rathing eine „hervorragende geistliche Kirchenführung“ mit Christa Dittmer. Die von der Abteilung Kirche im Tourismus im HkD angebotene Ausbildung sei beispielhaft, lobte der Landessuperintendent.

Weitere Stationen Rathings waren der Center Parcs Bispinger Heide, der Campinglatz Südseecamp in Wietzendorf und das Heide Park Resort Soltau. „Nirgendwo in Europa liegen so viele Freizeitparks nebeneinander wie in der Lüneburger Heide“, informierte Anke Rieper den Landessuperintendenten über die Bedeutung der Region, eine vergleichbare Konzentration gebe es allenfalls in Orlando in den USA. Während ihr Kollege Bernd Knobloch vor allem auf dem Campingplatz Südseecamp tätig ist, liegt ein Arbeitsschwerpunkt der Diakonin im Heide-Park.

„In der Urlauberseelsorge erreicht man Menschen, die sich für die Kirche sonst nicht interessieren“, beschreibt Rieper die Chance der Arbeit von Kirche im Tourismus. „Im Urlaub sind die Leute einfach entspannter“, hat die als „Anker-Anke“ bekannt gewordene Kirchen-Mitarbeiterin beobachtet. Kirche im Tourismus sollte „rausgehen zu den Leuten“, „dranbleiben an den Menschen“ und auch „Servicetankstelle“ sein.

Der Kirchenkreis Soltau gehe mit seinen Angeboten von Gottesdiensten und kirchlichen Veranstaltungen offensiv auf Menschen zu, die vordergründig erst einmal nur Abwechslung und Event suchen, würdigte Rathing den Dienst der Tourismusseelsorger. Ein Engagement, das übrigens auch Hannes Mairinger vom Heide Park Resort schätzt. Die Besucher nähmen dankbar Kontrapunkte zu Event und Nervenkitzel an, hat der Tourismusmanager festgestellt. Zum Beispiel in der kleinen Kapelle auf dem Gelände, wo Anke Rieper Angebote macht.

Auch das alte Ritual der Gute-Nacht-Geschichte, zu der Diakon Bernd Knobloch auf dem Campingplatz in Wietzendorf abendlich einlädt, werde gern angenommen, hat der Regionalbischof erfahren. Für die Kirche sei es eine Chance, solche neu entstandenen Orte wahrnehmen, an denen Menschen in großer Zahl zusammenkommen und eine „neue Aufgeschlossenheit für geistliche Fragen und christliche Traditionen“ zeigten.

In der kirchlichen Diskussion sei viel von Mission und einem neuen Zugehen auf die Menschen die Rede, sagte Rathing. „Das wird im Kirchenkreis Soltau in gelingender Weise praktiziert.“

Hartmut Merten