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KDA-Empfang erinnert an Geschichte des 1. Mai

Nachricht Lüneburg, 30. April 2012

Mai-Plakate des Deutschen Gewerkschaftsbundes seit 1950 stellte Wulf Gräntzdörffer beim traditionellen Vorabendempfang zum 1. Mai des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA) in Lüneburg vor. So präsentierte der Sozialsekretär für die Region Niedersachsen Nord zum Beispiel ein Plakat von 1954, das erstmals die Nelke als Symbol für die Arbeiterbewegung zeigte. Ende der 1960er Jahre kam laut Gräntzdörffer die Familie in den Blick, der Slogan 1969 lautete: „Samstags gehört Vati mir“. Die Massenarbeitslosigkeit war das große Thema der 80er Jahre, die Forderung hieß „Arbeit für alle“. Neben der Geschichte nahmen die Redner bei der vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Hansestadt Lüneburg mit verantworteten Veranstaltung Bezug auf das aktuelle DGB-Motto: „Gute Arbeit für Europa: Gerechte Löhne, soziale Sicherheit“.

Wenn etwa in Spanien die Hälfte der Jugendlichen keine Arbeit habe, sei dies ein Thema der globalisierten Ökonomie, rechtfertigte Lennard Aldag, Geschäftsführer der DGB-Region Nord-Ost-Niedersachsen, die europäische Perspektive. Mehr Gerechtigkeit forderte Peer-Detlev Schladebusch im Blick auf die vergleichsweise schlechte Entlohnung von Leiharbeitern. Weitere Beispiele sind für den Industriepastor die weder der Ausbildung noch der Verantwortung entsprechende Bezahlung von Erzieherinnen sowie die unzureichende Vergütung von vollen Stelleninhabern, die in der Folge zu so genannten „Aufstockern“ würden. „Gerechtigkeit heißt auch, nicht zu schweigen zu dem, was uns ungerecht vorkommt“, mahnte Schladebusch.

Für Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge stellen gerechte Löhne und soziale Sicherheit die Basis der Demokratie dar. Gegenüber einem zügellosen Kapitalismus sieht Landrat Manfred Nahrstedt auch die Kirche gefordert: „Wir Christen haben die Aufgabe, eine Arbeitspolitik zu schaffen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt“.

Dass für den Menschen nicht etwa der Zustand rastlosen Arbeitens erstrebenswert ist, machte Landessuperintendent Dieter Rathing deutlich. „Jüdischer Sabbat und christlicher Sonntag halten fest, dass es Ruhezeiten geben muss“, sagte der Regionalbischof für den Sprengel Lüneburg in seinem Grußwort. „Das setzt Fragezeichen an Sonn- und Feiertagsarbeit da, wo sie nicht nötig sind“. Fragwürdig seien auch die unbegrenzte Ausweitung des Ladenschlusses und der Zwang zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit. „Zur guten Arbeit gehört auch die Ruhe davon: zum Abend eines Tages, zum Ende einer Woche, zum fortgeschrittenen Alter eines Lebens“, so Rathing. Für den Theologen betrifft die Forderung nach einem angemessenen Lohn nicht nur das Gehaltskonto: „Ein Zeitrhythmus im Alltag, eigener Lebenssinn und soziale Anerkennung sind ebenfalls Löhne“. Die Begabung durch Gott gebiete es, Menschen zu fördern, zu bilden und ihre Kompetenzen zu stärken.

Hartmut Merten