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"Starke Persönlichkeiten, die etwas erreichen wollen"

Nachricht Lüneburg, 09. Mai 2012

Landessuperintendent Dieter Rathing empfängt Staffelläufer der Celler Hermann-Reske-Schule

Staffelläufer der Celler Hermann-Reske-Schule, einer zur Lobetalarbeit gehörenden Tagesbildungsstätte für Menschen mit geistiger Behinderung, haben am Donnerstag, 10. Mai, bei Landessuperintendent Dieter Rathing Station gemacht. Rathing begrüßte die 13 Schülerinnen und Schüler im Alter von acht bis 20 Jahren samt ihren Begleitern in der Landessuperintendentur am Hasenburger Weg, servierte Obst, Getränke und Müsli-Riegel. „Der Leistungswille imponiert mir“, sagte der Regionalbischof für die zwölf Kirchenkreise im Nordosten Niedersachsens und fügte hinzu: „Er zeigt mir die Lobetaler Schülerinnen und Schüler als starke Persönlichkeiten, die etwas erreichen wollen.“ Als „kleinen Motivationsschub“ zog Rathing seine Laufschuhe an und lief die nächste Etappe bis Melbeck mit.

Die jugendlichen Läufer waren am Montag, 7. Mai, in Celle zu ihrem fünftägigen Staffellauf gestartet. Ziel ist am Freitag, 11. Mai, Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Wurzeln der Lobetalarbeit liegen. Die diakonische Einrichtung, in der heute rund 800 Menschen mit einer geistigen bzw. mit einer geistigen und einer körperlichen Behinderung betreut werden, wurde vor 65 Jahren gegründet. Dieses Jubiläum nahmen die Organisatoren zum Anlass, Ziele anzulaufen, an denen die Lobetalarbeit tätig war oder ist. So führt die Strecke zum Beispiel über Gut Sunder bei Meißendorf, Hof Beutzen und Hetendorf bei Hermannsburg und Stübeckshorn bei Soltau.

Je nach Leistungsfähigkeit laufen die Teilnehmer zwischen drei und zehn Kilometer am Stück, bevor der Staffelstab weitergereicht wird. Drei- bis viermal am Tag kommen die Einzelnen dran. Fünf Begleiter unterstützen die Schülerinnen und Schüler und laufen selbst mit oder begleiten die Läufer mit dem Fahrrad. Wer gerade nicht selbst läuft, kann sich in Begleitfahrzeugen ausruhen und auf den nächsten Einsatz vorbereiten.

Für Dieter Rathing ist es die Verbindung von Einzel- und Mannschaftsleistung, die den Staffellauf ausmacht. „Ich trage etwas zum Erfolg meiner Gruppe bei, und meine Gruppe motiviert mich zu eigener Leistung.“ Als passionierter Läufer, der indes gestand, sein früheres Trainingsprogramm von zwei einstündigen Läufen pro Woche im neuen Amt noch nicht wieder erreicht zu haben, zollte Rathing den Schülerinnen und Schülern Respekt: „230 Kilometer in fünf Tagen sind ein großes Ziel.“

Hartmut Merten

Hintergrundinformationen zur Geschichte der Lobetalarbeit

Die Lobetalarbeit in Celle hat ihre Wurzeln in Mecklenburg-Vorpommern. Am Rande der Elbtalauen liegt die „Lindenstadt“ Lübtheen. 1928 hatte sich dort um die Diakonisse Erna Biedermann eine Schwesternschaft gebildet, die sich um geistig behinderte, aber auch sozial vernachlässigte Kinder sowie betagte Menschen kümmerte. Die Einrichtung, die sich in Anlehnung an eine alttestamentliche Erzählung (2. Chronik 20, 26) Lobetal nannte, betreute bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bereits 153 Heimbewohner.

Wie andere diakonische Wirkungsstätten geriet auch Lobetal ins Visier des verbrecherischen Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten. Trotz aller Bemühungen und Einwände wurden die Häuser im April 1941 aus „wehrtechnischen Gründen“, wie es damals hieß, binnen einer Woche zwangsenteignet und geräumt. Die dort lebenden 56 geistig behinderten Kinder wurden von Wehrmachtsbussen abgeholt und später umgebracht.
Ein Teil der Schwesternschaft konnte mit einigen Bewohnern fliehen und fand in Hetendorf bei Hermannsburg eine neue Heimat. Als Flüchtlinge fanden hier auch Pastor Hermann Reske und seine Familie Zuflucht. Bald übernahm Pastor Reske, der nach dem Krieg auch als Flüchtlingspfarrer für den Landkreis Celle wirkte, die Verantwortung für Lobetal.

Am 4. Mai 1947 wurde in Hetendorf die Lobetalarbeit e.V. als eigenständige Einrichtung gegründet. Pastor Hermann Reske leitete sie dann 30 Jahre lang. Die Gründungsurkunde unterschrieben damals 20 Personen, darunter fünf Lübtheener Schwestern. Auch die Arbeit in Lübtheen konnte durch Schwester Erna Biedermann fortgesetzt werden.

Streckenverlauf:

1. Lauftag

führt über Altencelle zum Osterberg, weiter zum Haus Horeb - Hehlentorstift - Winsen- Gut Sunder - Meißendorf - Walle - Hassel Grünewald = ca. 57 km

2. Lauftag

Hassel - Sülze - Hof Beutzen Oldendorf - Hetendorf - Müden - Fliegerhost Faßberg - Munster nach Stübeckshorn = ca. 51 km

3. Lauftag

Munster, Bahnhof - Brockhöfe - Bode - Altenebstorf - Kloster Ebstorf - Hanstedt - Velgen - Melbeck = ca. 57 km

4. Lauftag

Von Dahlenburg/Harmstorf zurück über Thomasburg - Wendhausen nach Lüneburg, südlich Richtung "Hasenburger Teich" bis zur "Landessuperintendentur" - weiter geht es bis zum gestrigen Zielpunkt "Melbeck" = ca. 36 km

5. Lauftag

führt von Harmstorf - Neu Darchau über die Elbe - Darchau nach Neuhaus - weiter über Gudov bis zum Kirchplatz nach Lübtheen und weiter zu den Lobetal-Häusern = ca. 30 km.