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St. Stephanus ist „Ausrufezeichen-Haus“

Nachricht Lüneburg, 14. Mai 2012

Landessuperintendent Rathing besucht das ökumenische Gemeindezentrum in Lüneburg

1973 wurde St. Stephanus in Lüneburg-Kaltenmoor als erstes ökumenisches Gemeindezentrum im deutschsprachigen Raum errichtet. Seither hat sich die Bevölkerungsstruktur in dem rund 9000 Bewohner zählenden Stadtteil verändert, vor allem durch den Zuzug von Migranten aus Osteuropa und mehr Menschen, die von Sozialhilfe leben. Zugleich scheiden aus Altersgründen nach und nach jene Gemeindemitglieder aus, die das Projekt seit der Anfangszeit mitgetragen und aktiv gestaltet haben. „Wohin geht es mit der Ökumene“, lautete deshalb die Frage bei einer Gesprächsrunde mit Landessuperintendent Dieter Rathing. Anlass war eine Tagestour durch Stadt und Kreis Lüneburg im Rahmen der Antrittsbesuche des Regionalbischofs für die zwölf Kirchenkreise im nordöstlichen Niedersachsen.

Von einer „Wüstenzeit“ für die ökumenischen Beziehungen sprach Christine Schmid. St. Stephanus sei mittlerweile ein „Ausrufezeichen-Haus, gerade weil wir heute viel mit eigenen Problemen beschäftigt sind“, warb die Superintendentin um Sympathie. Auch Dieter Rathing betonte den Wert von wiederkehrenden Gemeinschaftsaktionen der Konfessionen. Es sei gut, wenn man sich „geplant über den Weg läuft, man erinnert sich dann daran, dass es den anderen auch noch gibt.“ Ökumene bedeute nicht, dass der andere im Unrecht ist, nannte der katholische Dechant Carsten Menges einen Lernfortschritt: „Ökumene bedeutet: Ernstnehmen, dass der andere anders ist.“

Zu den jährlich wiederkehrenden Angeboten der katholischen und evangelischen Gemeinde in St. Stephanus gehören etwa die gemeinsame Feier der Osternacht, die ökumenische Fastenaktion und das Fest zum Gemeindegeburtstag. „Das sind Magnete, die über die Gemeinde hinauswirken und Menschen aus Stadt und Land anziehen“, berichtete der evangelische Pastor Andreas Stolze. Während das Interesse in der Anfangszeit vor allem ökumenischen Gottesdiensten gegolten habe, stehe heute die „soziale Ökumene“ im Vordergrund – eine Einschätzung, die auch der evangelische Diakon Helmut Strentzsch teilt. „Wir nehmen unsere Verantwortung für die Menschen gemeinsam wahr“, erläuterte der katholische Dechant Carsten Menges. Darüber hinaus gebe es heute eine „Anlass-Ökumene“, ergänzte Stolze. Dazu gehörten zuletzt beispielsweise gemeinsame Aktionen bei einer „Demo gegen Rechts“ oder im Zusammenhang der umstrittenen Castor-Transporte nach Gorleben.

Dass die ökumenischen Beziehungen im Kirchenkreis Lüneburg nach wie vor vielfältig sind, machte Superintendentin Christine Schmid am Beispiel des traditionellen Gottesdienstes am Pfingstmontag deutlich. Der von allen christlichen Gemeinden der Hansestadt gemeinsam gefeierte Gottesdienst sei ein „Premiumprojekt“, das jährlich mehr als tausend Menschen in den Kurpark locke.

Weitere Stationen des Besuchsprogramms von Landessuperintendent Rathing waren die City-Kirche St. Michaelis, die Dorfgemeinde Kirchgellersen sowie diakonische Einrichtungen. 

Hartmut Merten