Die kleine Kirchengemeinde Gilten kämpft um ihre Selbstständigkeit

Nachricht Gilten, 17. Oktober 2012

"Wir wollen nicht untergehen"

St. Pauli im Kirchenkreis Walsrode ist eine lebendige 850-Seelen-Gemeinde. Drei historische Kirchen laden zur Besinnung ein. An die 120 der insgesamt 1200 Bewohner der Ortschaften Gilten, Nienhagen, Norddrebber und Suderbruch engagieren sich dort ehrenamtlich. Posaunenchor, Kirchenchor, Gemeindeausflüge und Seniorennachmittage gehören zum Angebot. Doch wenn der heutige Pastor im Mai 2013 in den Ruhestand geht, könnte das Licht im Pfarrhaus ausgehen. Ähnlich wie anderen kleinen Kirchengemeinden droht St. Pauli die Fusion mit der benachbarten Kirchengemeinde Schwarmstedt. „Wir wollen nicht untergehen“, bringt Wilken von Bothmer die Sorge vieler Dorfbewohner auf den Punkt. Der Patron, dessen Familie seit mehr als 500 Jahren mit der Kirche verbunden ist, befürchtet: Ohne eigenen Pastor würde der Ort ein wertvolles Stück seiner Identität verlieren.

Um das zu verhindern, hat Wilken von Bothmer das 1977 erloschene Patronat vor zwei Jahren wieder aufleben lassen - im Einvernehmen mit allen Beteiligten. Der Kirchenpatron blickt zurück: Mehr als 200 Hektar gehörten einst zur Dotation der Kirchengemeinde. Land, für das bis heute jährlich an die 30.000 Euro Pachteinnahmen erzielt werden. „Doch das nützt der Kirchengemeinde nicht mehr viel“, bedauert Wilken von Bothmer. Das Geld gehe größtenteils an den Kirchenkreis. Am Grundgedanken der Solidarität mit den Nachbargemeinden zweifelt er nicht. „Die Frage ist, ob das Maß noch richtig ist.“

Eine halbe Stelle für die nächsten Jahre

Auch Friedrich Sternberg erinnert sich an bessere Zeiten. „Als ich vor zwölf Jahren in den Kirchenvorstand kam, hatten wir hier eine volle Pfarrstelle“, erzählt der Vorsitzende. Bis jetzt steht Gilten mit 50 Prozent im Stellenplan des Kirchenkreises, ab 2013 wird es nur noch eine viertel Pfarrstelle sein. Um die halbe Pfarrstelle und den Status als selbstständige Kirchengemeinde zu erhalten, haben Giltener einen Förderkreis ins Leben gerufen und die „Stiftung der Kirchengemeinde Gilten“ gegründet. Zudem habe die Gemeinde bei der Küsterstelle gespart, betont Friedrich Sternberg die Bemühungen vor Ort. Eine gemeindeeigene Wohnung bringe weitere Einnahmen. „Jetzt sind wir so weit, dass es für die Aufstockung reicht“, verkündet der Kirchenvorstandsvorsitzende stolz. Jedenfalls für die nächsten Jahre.

Sofern dem Antrag auf Wiederbesetzung der Pfarrstelle stattgegeben wird, könnte ein Pastor - oder eine Pastorin - bereits im nächsten Sommer anfangen. „Doch wie finden wir eine Person, die zu uns kommen würde“, fragen sich Friedrich Sternberg und Wilken von Bothmer. Dabei müsste der Pastor oder die Pastorin nicht zwingend vor Ort wohnen. Wenngleich das Pfarrhaus - laut Sternberg „in bester Lage“ - einen wunderbaren Ausblick biete. Das Landleben müsse man schon mögen, gibt Wilken von Bothmer zu. Dafür lasse sich in Gilten etwa beim traditionellen Mai-Singen sowie beim Schützen- und Erntedankfest „unverfälschte Dorfgemeinschaft“ erleben. „Bei uns gehört die Kirche noch zum Dorf“, betont Friedrich Sternberg. Und fügt hinzu: „Und der Pastor!“

Landessuperintendent Dieter Rathing zeigt sich beeindruckt: „Ich habe großen Respekt vor dem Engagement in Gilten.“ Die engere Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde werde trotzdem notwendig, denn eine halbe Pfarrstelle bedeute zugleich „halbe Dienstzeit“. „Dennoch wünsche ich der Kirche in Gilten Erfolg bei der Suche nach einem Pastor, der auch auf halber Pfarrstelle ganz für die Giltener da ist“, unterstützt der Regionalbischof das Engagement der Dorfgemeinde.

Hartmut Merten 

Wie finden wir einen Pastor?

Sofern dem Antrag auf Wiederbesetzung der Pfarrstelle stattgegeben wird, könnte ein Pastor - oder eine Pastorin - bereits im nächsten Sommer anfangen. „Doch wie finden wir eine Person, die zu uns kommen würde“, fragen sich Friedrich Sternberg und Wilken von Bothmer. Dabei müsste der Pastor oder die Pastorin nicht zwingend vor Ort wohnen. Wenngleich das Pfarrhaus - laut Sternberg „in bester Lage“ - einen wunderbaren Ausblick biete. Das Landleben müsse man schon mögen, gibt Wilken von Bothmer zu. Dafür lasse sich in Gilten etwa beim traditionellen Mai-Singen sowie beim Schützen- und Erntedankfest „unverfälschte Dorfgemeinschaft“ erleben. „Bei uns gehört die Kirche noch zum Dorf“, betont Friedrich Sternberg. Und fügt hinzu: „Und der Pastor!“

Landessuperintendent Dieter Rathing zeigt sich beeindruckt: „Ich habe großen Respekt vor dem Engagement in Gilten.“ Die engere Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde werde trotzdem notwendig, denn eine halbe Pfarrstelle bedeute zugleich „halbe Dienstzeit“. „Dennoch wünsche ich der Kirche in Gilten Erfolg bei der Suche nach einem Pastor, der auch auf halber Pfarrstelle ganz für die Giltener da ist“, unterstützt der Regionalbischof das Engagement der Dorfgemeinde.

Hartmut Merten