Netzwerk gegründet: "Christen bei Volkswagen"

Nachricht Wolfsburg, 09. Juli 2015

Rathing würdigt Gebetskreise als verantwortliches "Mundwerk"

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Pastor Peer-Detlev Schladebusch (r.) spricht mit Teilnehmern der Gebetskreise in den VW-Werken Wolfsburg und Hannover über ihre Motive, v.l.: Stephan Vahldiek, Henning Nathow, Lothar Brune, Karl-Heinz Forytta. (Foto: Hendrik Peusch, www.fotostudio-gifhorn.de)

Seit mehr als 20 Jahren treffen sich VW-Mitarbeitende regelmäßig in Gebetskreisen, jetzt feierten die „Christen bei Volkswagen“ (CVW) die Gründung ihres Netzwerkes mit einem ökumenischen Gottesdienst in der St. Christophoruskirche.

Verantwortliches Handeln geschehe bei VW etwa „im Kümmern um Arbeitsschutz oder indem einer sich den Kopf um CO2-Reduzierung macht“, lobte Landessuperintendent Dieter Rathing in seiner Predigt. Auch der Einsatz für die Produktsicherheit oder die Mitarbeit im Betriebsrat gehörten dazu. Man könne aber auch in der Arbeitswelt und für die Arbeitswelt beten, betonte der evangelische Regionalbischof für den Sprengel Lüneburg. „Jeder von uns weiß, wieviel Arbeit aus christlicher Verantwortung heraus unbezahlbar ist.“ Das Gebet sei gegenüber dem Handwerk „Mundwerk“: „Wir bringen ein eigenes Anliegen vor Jesus oder wir machen ein fremdes Anlegen zu unserem eigenen.“

Die Gruppe CVW trifft sich an den Standorten Wolfsburg und Hannover in der Regel wöchentlich in Arbeitspausen. "Sie beten füreinander und für Herausforderungen bei der Arbeit und auch für die Kollegen und die Vorgesetzten", erläuterte Peer-Detlev Schladebusch, Pastor für Kirche, Wirtschaft und Arbeitswelt im Haus kirchlicher Dienste der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. „Vom Bandarbeiter bis zum Topmanagement sind Mitarbeiter dabei.“ Die „Christen bei Volkswagen“ wollten ihren christlichen Werten im Alltagsleben Ausdruck verleihen.

„Faires Miteinander, Ehrlichkeit, Vergebung und Neuanfang, wenn mal etwas schief läuft: Das haben wir erlebt“, sagte ein VW-Mitarbeiter im Gottesdienst und betonte: „Uns liegt unser Unternehmen am Herzen, wir können einen wichtigen Beitrag zur Unternehmenskultur leisten.“ Dass die „Christen bei Volkswagen“ auch von anderen Kollegen in Anspruch genommen werden, belegt die Erfahrung eines anderen Mitarbeiters: „Es kommt auch mal jemand und sagt: Ihr trefft Euch doch da, könnt Ihr da auch mal für mich beten?“

Christliche Werte sind für die aus verschiedenen Kirchen kommenden Christen unverzichtbar für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg. Mit ihren Gebeten, aber auch mit anderen Veranstaltungen wie Vorträgen, Seminaren und Workshops wollen sie ihren Beitrag dazu leisten.

CVW gehört zu den „Christen in der Automobilindustrie“ (CAI), die sich ihrerseits als Teil der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland verstehen. „CAI will eine Plattform zur Begegnung von engagierten Christen bieten“, erklärt Peer-Detlev Schladebusch. Gerade in Krisenzeiten habe sich bewährt, „als Christen Verantwortung am Arbeitsplatz wahrzunehmen und auch im Gebet für die eigene Unternehmensleitung und Mitarbeiterschaft einzutreten“, so der Pastor für Führungskräfte und Unternehmensleitungen der hannoverschen Landeskirche.

Landessuperintendent Rathing erinnerte an die Geschichte: 1951 wurde in Wolfsburg mit der Christuskirche eine der ersten Kirchen nach dem zweiten Weltkrieg neu gebaut, unterstützt durch einen Zuschuss des Volkswagenwerks. Danach gab es Bestrebungen, ein Industriepfarramt einzurichten. Seit 1960 besteht die industriediakonische Einrichtung „Die Arche“ und bald danach begann der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt unter anderem mit Bildungsurlauben für italienische Mitarbeiter. „Ich freue mich, dass mit dem nun offiziell gegründeten Netzwerk sich hier in Wolfsburg die Geschichte von Christen in der Arbeitswelt auf schöne Weise fortsetzt“, so Rathing.

In anderen Unternehmen der Automobilindustrie gibt es ähnliche Gruppen. So treffen sich bei Daimler-Benz regelmäßig mehrere Hundert Mitarbeitende unter dem Motto „Gott lieb(t) Daimler“. „Bet Mal Wieder“ heißt die Losung der Christen beim Autobauer BMW. Auch bei Ford, Opel oder Zulieferern wie Bosch haben sich Christen zusammengetan.

Einmal jährlich feiern die Gruppen bei der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt eine gemeinsame Andacht nach Messeschluss. Diesmal am Donnerstag, 17. September, 19 Uhr im Raum „Concorde“ in der Halle 4C, der vom Verband der deutschen Automobilindustrie für diesen Zweck kostenlos zur Verfügung gestellt wird.

Hartmut Merten