Johanniter-Rittertag in Lüneburg

Nachricht Lüneburg, 25. September 2015

Der Regierende Kommendator der Hannoverschen Genossenschaft des Johanniterordens Dr. Joachim von Einem hat den Einsatz der Johanniter-Unfall-Hilfe und der Johanniter-Hilfsgemeinschaften bei der Versorgung von Flüchtlingen hervorgehoben. Wenn sich schon die Regierungen der Mitgliedsstaaten der EU nicht über die Verteilung der vielen Flüchtlinge einigen könnten, sei es „umso wichtiger, dass an der Basis tatkräftig ohne Zögern zugepackt wird“, sagte von Einem anlässlich des Rittertages mit insgesamt rund 350 Teilnehmern in Lüneburg.

Joachim von Einem würdigte in dem Zusammenhang die örtliche Johanniter-Hilfsgemeinschaft. Sie habe sich erst kürzlich am Aufbau eines großen Flüchtlingslagers im Raum Lüchow-Dannenberg bewährt. Die Johanniter sollten sich bei der Bewältigung des Flüchtlingsproblems „wo auch immer und wie auch immer einbringen“, forderte von Einem und zitierte dazu Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Wir schaffen das!“

  Rund 220 Johanniter-Ritter waren zuvor in ihren Ordensmänteln, mit Ordenskrawatte und Kreuz am langen Bande in die St. Johanniskirche eingezogen.

Das Evangelium zum „Tag des Erzengels Michael und aller Engel“ gab dem Festgottesdienst sein Gepräge. „Wollen Sie vielleicht noch über den Teufel reden“, fragte Landessuperintendent Dieter Rathing angesichts der beachtlichen Erfolgsbilanz der Johanniter im letzten Jahresbericht. Es brauche Menschen, die das Böse in der Welt beim Namen nennen, predigte Rathing. Gut und Böse dürften nicht verschwimmen, auch wenn die Linie zwischen beiden nicht immer klar sei.

  Die angebliche Komplexität der Verhältnisse sei oft eine Ausrede, gab der Regionalbischof zu bedenken. „Und wenn man dann vom einen eigentlich kein Öl mehr kaufen sollte und dem anderen vielleicht militärisch helfen müsste, dann wird die Angelegenheit richtig unbequem“.

Im Evangelium von der Vollmacht und Freude der Jünger bringe Jesus die guten Taten in Verbindung zum Himmel. Der Mut zum Handeln und die Demut vor Gott gehörten zusammen. „Aber wem sage ich das“, schloss Rathing seine Predigt: „Ich sage das helfenden Rittern, die von sich sagen: Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn.“

 

Im weiteren Verlauf gedachten die Johanniter der Verstorbenen, drei Ritter wurden neu aufgenommen. Im Auftrag des Herrenmeisters Dr. Oskar Prinz v. Preußen heftete der Kommendator verdienten Rittern das Ehrenritterkreuz an und verlieh engagierten Mitarbeiterinnen die Johanniter- Ehrennadel.

Zum weiteren Programm des jährlichen Familienfestes, das auch Angebote für rund 60 Kinder und Jugendlichen bereithielt, gehörte der Vortrag von Dr. Jens Kreuter. Sein Thema lautete: „Wir retten die Welt? Beobachtungen zur Motivation Engagierter“.

 

Zur 1864 gegründeten Hannoverschen Genossenschaft des Johanniterordens gehören 13 Untergliederungen, so genannte Subkommenden in Niedersachsen und Bremen. Allein die Johanniter-Unfall-Hilfe zählt annähernd 4.000 ehrenamtliche Mitglieder, zudem rund 1.100 Aktive in der Johanniter-Jugend und mehr als 1.500 Hauptamtliche. Hinzu kommen neun Johanniter-Hilfsgemeinschaften, die sich wie in ihren Anfangsjahren nach dem Zweiten Weltkrieg heute wieder verstärkt Flüchtlingen widmen.

 

Darüber hinaus sind sie als Grüne Damen und Herren, in ambulanten Besuchsdiensten und in der Schüler-Förderung aktiv.  Die Mitglieder des „Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem“ sehen ihre Motivation im biblischen Doppelgebot der Liebe: Eintreten für den Glauben und Einsatz für den Kranken und Hilfsbedürftigen.

Hartmut Merten