Der Not eine Sprache geben

Nachricht Lüneburg, 18. Dezember 2015

Landessuperintendent betont zu Weihnachten die Kraft des Gebets

In seinem diesjährigen Weihnachtsbrief betont Landessuperintendent Dieter Rathing die Kraft des Gebets. „Das Beten gibt der Not eine Sprache, es spricht gegen das Verstummen in existenzieller Lage“, schrieb der evangelische Regionalbischof jetzt an rund 600 kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sprengel Lüneburg, darunter die Pastorinnen und Pastoren, Diakoninnen und Diakone.

Rathing erinnerte in seinem Weihnachtsbrief an die Schreckensnachrichten dieses Jahres, unter anderem an den Germanwings-Absturz in den französischen Alpen, die Messerattacke auf die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker, die jüngsten Terroranschlägen von Paris und auch Anschläge auf Asylunterkünfte und Flüchtlings-Dramen im Mittelmeer. „Bemerkenswert wie oft in Verbindung damit vom Beten die Rede war.“

Als ein Beispiel nannte Rathing den Deutsch-Iraner Navid Kermani, der in seiner Dankesrede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche zum Gebet „für die Christen und die Freiheit Syriens und des Iraks“ aufgerufen habe. Damit habe Kermani ein Zeichen gesetzt.

„Ob in diesem Jahr mehr Menschen unsere Weihnachtsgottesdienste als Orte für ihr Beten aufsuchen werden“, fragt Rathing mit Blick auf die Ereignisse des zu Ende gehenden Jahres. In einem Weihnachtslied aus dem Evangelischen Gesangbuch werde ausdrücklich dazu eingeladen: „O lasset uns anbeten!“

Im Gebet gebe es jedenfalls nichts, was man nicht sagen dürfte, betonte Rathing. Das Gebet verlange nicht einmal Glauben. „Man kann auch ungläubig beten“, zeigte sich der Geistliche überzeugt. Zur diesseitigen Kraft des Gebets gehöre es, „dass es etwas mit demjenigen macht, der betet“. Menschen würden dadurch ruhiger, geordneter, gewisser und zudem mutiger.

Das ist für den Landessuperintendenten der elf Kirchenkreise im nordöstlichen Niedersachsen auch in der Arbeit mit Flüchtlingen deutlich geworden. Es habe in diesem Jahr wohl kein anderes kirchliches Handlungsfeld gegeben, „auf dem Beten und viel Arbeiten für ein und dasselbe Anliegen in gutem Einklang standen“, zeigte sich der Regionalbischof dankbar für vielfältiges Engagement in Kirchengemeinden. Dieser Tage werde in vielen Gottesdiensten der Flüchtlinge gedacht, und: „An nicht wenigen Orten wird mit ihnen zusammen gefeiert, in der Kirche, im Gemeindehaus, in Unterkünften oder zu Hause“.

Hartmut Merten