Martinstag

Ein Heiliger, ein Mantel, eine Gans und Martin Luther

Auch heute noch ist er, nicht zuletzt in Ostfriesland, im Fest-Kalender tief verankert: der Martinstag.

Verbreitet ist vor allem das Singen von Martinsliedern zu "Martini", wenn Kinder kostümiert von Haus zu Haus zu gehen und um eine "milde Gabe" bitten. Etliche der jungen Sänger vermögen dabei auch noch Texte zu Gehör zu bringen, die historische Anklänge aufweisen, etwa auf "Martinus Luther, den glaubensstarken Mann".

Ursprünglich geht dieser Tag freilich nicht auf Martin Luther, sondern vielmehr auf Martin von Tours (ca. 316/7 - 397) zurück. Dieser fühlte sich schon früh zum Christentum hingezogen, mußte aber Soldat werden. Mit 18 Jahren wird er getauft und scheidet aus der kaiserlichen Gardereiterei aus.

Danach lebt er unter anderem als Einsiedler in Italien.Im Jahre 361 gründet er bei Poitiers (Frankreich) das erste gallische Kloster. Bischof von Tours wird er 10 Jahre später. Energisch setzt sich Martin von Tours durch Predigt, Wunder und die Zerstörung heidnischer Heiligtümer, die er oft durch Kirchen ersetzt, für die Verbreitung des Christentums unter der Landbevölkerung Galliens ein.

Nach seinem Tod, sein Grab befindet sich in Poitiers, wurde Martin der Schutzpatron des fränkischen Reiches und einer der volkstümlichsten Heiligen.

"Sein" Tag ist der 11.11. Von daher erklärt sich auch der Vorname Luthers. Dieser, am 10.11.1483 in Eisleben geboren, wurde am Tag darauf, dem 11.11., auf den Namen des "Tagesheiligen", das war Martin von Tours, getauft.

Mit dem Heiligen Martin von Tours verbinden sich zahlreiche Legenden. Die wohl bekannteste berichtet davon, dass Martin als Soldat vor dem Stadttor von Amiens seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt habe.

Was die Martinsgans betrifft, so ist diese laut "Brockhaus" als Festspeise am Martinstag erstmals 1270 im schweizerischen Thurgau nachweisbar. Die Legende bringt die Gans mit Martin von Tours dadurch in Verbindung, dass dieses Tier Martin, der sich vor dem Bischofs-Amt "drücken" will und sich deshalb versteckt, durch ihr Geschnatter verrät.

Andere Volksbräuche,die sich mit "Martini" im Laufe der Zeit verbanden, sind die Martinsfeuer, die am Vorabend abgebrannt wurden, und Umzüge der - oft vermummten - Kinder mit Martinslampen und Martinsliedern.

Diese Lieder waren bis ins späte Mittelalter Lieder, die bei Gelagen am Tag des Heiligen Martin gesungen wurden. Später wurden es Kinder- oder Brauchtumslieder für die "Heischegänge" um eine milde Gabe am Martinstag. Schließlich verstand und versteht man darunter "moderne" Lieder für die Martinsumzüge,die z.T. auf Martin Luther bezogen sind. Dieser ist als "Kurrende-Sänger" ja auch während seiner Magdeburger Zeit (1496/7) von Haus zu Haus gezogen,um auf diese Weise ein "Zubrot" zu erhalten.

Bliebe festzuhalten, dass der Martinstag ursprünglich der 11.11. war und dem Heiligen Martin von Tours galt,der an diesem Tag im Jahre 397 begraben wurde. Als evangelischer Martinstag wird er am 10. November, dem Geburtstag Martin Luthers, begangen.