"Jesus reloaded"

Nachricht 13. Oktober 2013

Ausstellung in Stader Kunsthaus

Stade (epd). Das Christusbild im 20. Jahrhundert ist Thema einer Ausstellung, die vom 12. Oktober an im Kunsthaus Stade bei Hamburg zu sehen ist. Unter dem Motto "Jesus Reloaded" zeigt die Schau, wie sich die künstlerische Darstellung des Christus parallel zur modernen Bildsprache verändert hat. Unter den etwa 130 zumeist druckgrafischen Werken sind den Angaben zufolge Arbeiten weltberühmter Künstler wie Paul Gauguin, Oskar Kokoschka, Marc Chagall, Pablo Picasso und Joseph Beuys.

Die Ausstellung sei keine theologische Aufarbeitung der Werke, sagte Kuratorin Andrea Fromm. "Wie ist das Werk in die persönliche Biografie einzuordnen? Was trieb den Künstler an? - das sind Fragen, die uns interessiert haben." So spielten bei den meisten Künstlern die beiden Weltkriege, aber auch die Auseinandersetzung mit den neuen Formen der Kunst in der Moderne und der Postmoderne eine wichtige Rolle.

Stets sei die Wahl eines biblischen oder christlichen Themas ein Zeichen für die Suche des Künstlers nach Sinn und spiritueller Heimat, sagte Mitkurator Tom Beege. "Die Künstler sind auf der Suche nach einem Ort im Durcheinander der Welt." Was das Motiv angeht, so ist vor allem Christus am Kreuz ein wiederkehrendes Bildthema, das etwa bei Emil Nolde oder Ernst Barlach in ausdrucksstarken Holzschnitten aufgegriffen wird.

Auch mit Antlitzdarstellungen und mehrteiligen Passionszyklen greifen die Künstler der Moderne das Christusmotiv oft und vielfältig auf.
Etliche identifizieren sich dabei mit dem Bild des Ausgestoßenen und Unverstandenen und beschäftigten sich wie Nolde bereits am Vorabend des Ersten Weltkriegs mit christlichen Themen.

Besonders nach dem Krieg mit seinen verheerenden Material-schlachten entstanden viele Christusbilder, in denen sich unter anderen Max Beckmann, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff oder Otto Dix biblischen Motiven zuwandten. Andere Künstler wie George Grosz und ein halbes Jahrhundert später der DDR-Maler Bernhard Heisig geißelten mit der Christusfigur den Missbrauch der Religion für politische Zwecke.

Deutlich wird in der Schau überdies, dass sich das Christus-bild auch durch unterschiedliche Techniken ändert, die in den Ateliers angewandt wurden. So zeigt die Ausstellung, die bis 19. Januar in Stade zu sehen ist, einen Querschnitt grafischer Methoden, die von der Radierung über den Holzschnitt bis zur Lithographie reichen. Sämtliche Werke von insgesamt 41 Künstlern hat die Stiftung Christliche Kunst Lutherstadt Wittenberg zur Verfügung gestellt.

Info: Öffnungszeiten Kunsthaus Stade: Dienstags, donnerstags und freitags von 10 Uhr bis 17 Uhr, mittwochs zwischen 10 Uhr und 19 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 10 Uhr bis 18 Uhr (Kunsthaus Stade, Wasser West 7, 21682 Stade).

Buchhinweis: Ina Hildburg, Sebastian Möllers (Hg.), "Jesus reloaded. Das Christusbild im 20. Jahrhundert", Wienand-Verlag Köln, 179 Seiten, 29,80 Euro (im Museum 24,90 Euro).