Dokumentartheater schildert Arbeitsalltag auf See

Nachricht 06. Juli 2014

Schauspieler wollen mit Klischees aufräumen

Selten befasst sich ein Theater mit dem Job der Besatzungen von Handelsschiffen. Die norddeutsche Theatergruppe "Das Letzte Kleinod"
packt das Thema jetzt an und will klar machen: Wir alle profitieren von Seeleuten.

Bremerhaven (epd). Der Arbeitsalltag auf See steht im Mittelpunkt eines Dokumentartheaters, das die norddeutsche Schauspielgruppe "Das Letzte Kleinod" in den kommenden Wochen an der Nordseeküste zeigen will. "Um uns herum nur nichts" lautet der Titel der Produktion, die am 10. Juli in Brunsbüttel uraufgeführt werden soll. "Wir wollen mit dem Klischee vom Seebären aufräumen, der durch die Kneipen zieht und in jedem Hafen eine Braut hat", sagte Autor und Regisseur Jens-Erwin Siemssen (50) am Dienstag am Rande der Probearbeiten in Bremerhaven.

Das Stück entsteht in Kooperation mit der Deutschen Seemannsmission. Für die Recherche sei er mehrere Wochen zur See gefahren, beschrieb Siemssen. Im Gespräch mit Offizieren, Maschinisten und Decksleuten sei deutlich geworden, wie isoliert und bis aufs Äußerste beanspruchend der Job an Bord sei. Seeleute seien "Raumfahrer jenseits von unserer Welt, die riesige Maschinen bedienen und dabei sehr einsam sind."

Die Crews stammen meist aus mehreren Nationen. Ihre Rechte sind Siemssen zufolge durch internationale Seeabkommen nur dürftig geschützt. "Durch immer effizientere Ladeabläufe verringern sich die Liegezeiten der großen Containerschiffe auf wenige Stunden, bevor es wieder weiter geht", hat der Theatermann bei seinen Touren auf See etwa von Suez durch das Mittelmeer und die stürmische Biskaya in das südfranzösische La Pallice erfahren. Weltweit gibt es nach Angaben der Deutschen Seemannsmission rund 1,5 Millionen Seeleute, die auf 65.000 Schiffen unterwegs sind.

Das Stück wird in der Regel unter freiem Himmel vor den Kulissen der Häfen und einfahrender Frachter aufgeführt. "Jeder von uns braucht Seeleute", betonte Siemssen. Fast alle Waren der Konsumgesellschaft würden an Bord von Schiffen über die Meere transportiert.

"Das Letzte Kleinod" mit seinem Stützpunkt in Schiffdorf bei Bremerhaven ist für ungewöhnliche Inszenierungen bekannt. Seine Themen findet Siemssen in der Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Kulturlandschaft an der Küste. Meist bearbeitet das Theater maritime Themen. Siemssen ist in dieser Hinsicht vorbelastet: Als 16-Jähriger fuhr er als Ferienjobber mit einem Containerschiff über die Niederlande und England nach Nigeria und sagt heute: "Das ist wie ein Virus. Wenn man einmal auf See war, will man auch wieder zurück auf das Meer."

Info: Dokumentartheater «Um uns herum nur nichts»: Urauffüh-rung am 10.
Juli um 20 Uhr in Brunsbüttel, Seemannsheim, Kanalstraße 8. Weitere Vorstellungen folgen in Hamburg, Stade-Bützfleth, Emden, Wilhelmshaven, Bremerhaven und Cuxhaven. Information und Vorverkauf bei der Theatergruppe «Das Letzte Kleinod», 04749/102564.

Internet: www.das-letzte-kleinod.de; www.seemannsmission.org (epd
Niedersachsen-Bremen/336/01.07.14)