Historisches Kloster künftig spirituelles Bildungszentrum

Nachricht 07. Oktober 2014

Kloster Neuenwalde wird am 12. Oktober dem Evangelischen Bildungszentrum Bad Bederkesa übergeben

Neuenwalde/Kr. Cuxhaven (epd). Das Kloster in Neuenwalde zwischen Bremerhaven und Cuxhaven steht vor den größten Umbrüchen seiner Geschichte unter dem Besitz der Ritterschaft des Herzogtums Bremen: Am kommenden Sonntag übergibt die Ritterschaft nach einem Gottesdienst ihre Anlage an das Evangelische Bildungszentrum Bad Bederkesa. Mit Investitionen von insgesamt rund einer Million Euro seien in dem Komplex Räume für ein spirituelles Bildungszentrum geschaffen worden, sagte Ritterschafts-Präsident Eduard von Reden-Lütcken am Mittwoch dem epd.

Künftig können Gäste in dem einzigen noch betriebenen Kloster zwischen Elbe und Weser wenige Kilometer von Bad Bederkesa entfernt Angebote wie
Oasen- oder Einkehrtage buchen. Bisher und schon seit Jahrhunderten wird das vor knapp 800 Jahren gegründete Benediktinerinnen-Kloster einzig als evangelisches Damenstift genutzt. Früher seien Wohnplätze für alleinstehende Frauen begehrt gewesen, sagte Ritterschafts-Präsident von Reden-Lütcken. Doch das habe sich in den zurückliegenden 20 Jahren geändert. Derzeit leben noch fünf ältere Frauen mit lebenslangem Wohnrecht auf dem Gelände.

Das Kloster und sein Garten bleiben zwar im Besitz der Ritterschaft, werden jetzt aber in weiten Teilen vom Bildungszentrum genutzt. Zu diesem Zweck wurden unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes 13 Appartements und Seminarräume geschaffen. In der ehemaligen Zehntscheune gibt es nun eine moderne Küche und einen Speisesaal. Künftig könnten noch behindertengerechte Zimmer dazukommen, hieß es. Allein 230.000 Euro habe der Brandschutz gekostet, ergänzte der Jurist und ehemalige Oberstadtdirektor von Reden-Lütcken.

Die Ritterschaft beteiligt sich überdies an der Finanzierung einer Pfarrstelle in Neuenwalde, die in die Studienleitung des Hauses eingebunden ist. Viele Menschen hätten Sehnsucht nach einem Ort der Ruhe und der Einkehr, sagte der Stader Landessuperintendent Hans Christian Brandy, Chef des Leitungsgremiums im Evangelischen Bildungszentrum Bad Bederkesa. Er hofft, dass sich das Kloster zu einem "geistlichen Leuchtturm" entwickelt. Das Gebäude habe viel Atmosphäre und biete große Chancen für spirituelle Erfahrungen in Kursen oder durch eine Auszeit.

Denkbar seien Angebote für Gruppen und Einzelreisende, aber auch für Institutionen und Unternehmen, sagte der Leiter des Bildungszentrums, Jörg Matzen, dem epd. "Ausruhen, innehalten, in Ruhe über neue Perspektiven nachdenken - darum wird es im Kloster gehen."

Ritterschaften wurden ab 1300 als politischer Zusammenschluss des Adelsstandes gegründet und sind bis heute Körperschaften des öffentlichen Rechts. Die Ritterschaft des Herzogtums Bremen trat 1397 erstmals urkundlich in Erscheinung. In ihrem Besitz sind eine Privatbank in Stade, Immobilien, landwirtschaftliche Flächen und ein Klosterforst, der bewirtschaftet wird. Erlöse werden nach den Worten ihres Präsidenten gemeinwohlorientiert investiert.

Info: Am Sonntag (12. Oktober) ab 1500 Gottesdienst in der Neuenwalder Heilig-Kreuz-Kirche, danach Festakt zur Übergabe der Klosteranlage an das Evangelische Bildungszentrum Bad Bederkesa im Kloster (Bederkesaer Straße 19, 27606 Neuenwalde-Langen).

 

Kloster Neuenwalde

Neuenwalde/Kr. Cuxhaven (epd). Das Benediktinerinnen-Kloster Neuenwalde bei Cuxhaven wurde 1219 im benachbarten Midlum gegründet. Der Bremer Erzbischof Giselbert von Brunkhorst verlegte es 1282 nach Altenwalde in die Nähe einer Wallfahrtskapelle, die ein Anziehungspunkt für Pilger war. Durch den Mangel an Äckern, Gewässern, Holz und Mühlen regte der Konvent bereits 50 Jahre später einen erneuten Umzug nach Neuenwalde an, der 1334 von Erzbischof Burchard Grelle genehmigt wurde. Dort siedelte sich das Kloster an einer Wassermühle an.

Seitdem ist die Ortschaft Neuenwalde ständig gewachsen und mit dem Kloster eng verbunden. Es ist das einzige noch betriebene Kloster im Elbe-Weser-Dreieck und heute ein Damenstift, in dem noch fünf ältere Frauen leben. Seit 1683 ist es im Besitz der Ritterschaft des ehemaligen Herzogtums Bremen.

Nach der anfänglich beschlossenen Klosterordnung bestand die Aufgabe des Klosters in der christlichen Erziehung und der "nothdürftigen Unterhaltung adelicher Jungfrauen". Heute ist der denkmalgeschützte historische Komplex mit seinem sehens-werten Garten Heimat für alleinstehende evangelische Frauen und künftig noch mehr als bisher ein geistliches und kulturelles Zentrum der Region.