Regionalbischof Brandy entschieden gegen aktive Sterbehilfe

Nachricht 10. September 2014

Bremervörde (epd). Der Stader Regionalbischof Hans Christian Brandy hat Forderungen nach einer aktiven Sterbehilfe in Deutschland entschieden zurückgewiesen. "Wir brauchen nicht mehr Sterbehilfe, sondern mehr gute Begleitung für Menschen auf ihrer letzten Wegstrecke", sagte der leitende evangelische Theologe am Mittwoch bei einer Begegnung zwischen Kirche und Landwirtschaft in Bremervörde. Dazu gehörten der Ausbau der Palliativmedizin genauso wie ambulante und stationäre Hospizdienste.

Theologen und Landwirte trafen sich in einem stationären Hospiz, das der hannoversche Landesbischof Ralf Meister im Frühjahr eingeweiht hatte.
Die kirchliche Einrichtung ist die einzige ihrer Art im Elbe-Weser-Raum und wurde mit Investitionen in Höhe von rund 3,2 Millionen Euro am Engeoer Wäldchen in Bremervörde errichtet. Das Hospiz bietet zehn Gästezimmer für Sterbende sowie ein Angehörigenzimmer.

Das Hospiz sei ein Beispiel dafür, wie mit Sterben und Tod gut umgegangen werden könne, betonte der Stader Landessuperintendent. "Als Kirchen lehnen wir jede aktive Sterbehilfe ab", bekräftigte Brandy.
"Auch alle Formen von organisierter oder gar kommerzieller Beihilfe zum Suizid halten wir nicht für gut."

An dem Hospiz beteiligen sich neben dem evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Bremervörde-Zeven die Stadt Bremervörde sowie Lebenshilfe und Krebsfürsorge. Auch eine katholische und eine reformierte Kirchengemeinde gehören neben der eigens für das Hospiz gegründeten Förderstiftung zu den Partnern.

Info: Spenden für das Bremervörder Projekt sind möglich unter dem Stichwort "Stationäres Hospiz" auf dem Konto 75119883 bei der Sparkasse Rotenburg-Bremervörde (Bankleitzahl 24151235) (IBAN DE35 2415 1235 0075
1198 83).

Das Stichwort: Palliativmedizin

Bremervörde (epd). Palliativmedizin ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO die "ganzheitliche Behandlung von Patienten, die an einer fortschreitenden Erkrankung mit einer begrenzten Lebenserwartung leiden". Wie ein schützender Mantel, lateinisch "Pallium", legt sie sich um unheilbar kranke Menschen. Mediziner, Pflegende, Seelsorger und weitere Fachleute kümmern sich dabei um Symptome wie Atemnot und Angst, Schmerz und Unruhe, um soziale und psychische Probleme, aber auch um die Angehörigen.

Im engeren Sinne wird darunter vor allem eine Schmerztherapie bei Schwerstkranken und Sterbenden verstanden, insbesondere bei Krebspatienten. Ziel ist es, die Lebensqualität unheilbar Kranker zu bewahren und ihnen ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Das heißt: Es geht nicht mehr um eine Heilung wie bei der kurativen Medizin. Aktive Sterbehilfe lehnen die Vertreter der Palliativmedizin strikt ab.

Noch 1990 gab es bundesweit nur drei Palliativstationen und drei stationäre Hospize. Inzwischen sind es nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin mehr als 400 Palliativstationen und stationäre Hospize. Hinzu kommen nach Angaben des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen bundesweit etwa 150 Verträge für spezialisierte ambulante Palliativversorgung, die zu Hause oder auch in Altenpflegeheimen hilft. Darauf gibt es seit 2007 einen gesetzlichen Anspruch. Kritiker verweisen allerdings auf Wartelisten und monieren, der Bedarf sei noch längst nicht gedeckt.