Obstbauversuchsanstalt an der Esteburg stellt ihre Arbeit vor
Jork/Elbe-Weser-Raum. Vertreter von Kirche und Landwirtschaft trafen sich in diesem Jahr im Alten Land in der Obstbauversuchsanstalt (OVA) zu ihrem regelmäßigen Austausch.
„Es ist eine gute Tradition, im Vorfeld des Erntedankfestes zu diesem Gespräch einzuladen“, so Klaus-Hinrich Breuer, Geschäftsführer des Landvolks im Bezirksverband Stade. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Bezirksverbands Johann H. Knabbe begrüßte er 60 Teilnehmende aus dem gesamten Elbe-Weser-Raum, unter ihnen auch den Stader Landessuperintendenten Dr. Hans Christian Brandy.
Einen Einblick in die Arbeit der Esteburg präsentierte Jörg Hilbers, Leiter des Beratungsteams des Obstbauversuchsringes (OVR). „Wir beraten nicht nur die Obstbauern, sondern züchten auch neue Sorten und betreiben ein eigenes Labor.“ Das Alte Land vor den Toren Hamburgs ist mit 10.000 Hektar das größte geschlossene Obstanbaugebiet Deutschlands. Laut Hilbers stammt jeder dritte deutsche Apfel aus dieser Region, 300.000 Tonnen allein im letzten Jahr. Der Obstanbau biete 4.000 Arbeitsplätze, die Saisonkräfte nicht eingerechnet. „Unser Ziel ist es, für die Verbraucherinnen und Verbraucher qualitativ hochwertiges Obst zu guten Preisen zu produzieren“, so Hilbers, der mit seinem Team auch international vernetzt und tätig ist.
Aus Sicht der Landwirte sei eine Vermittlung der eigenen Arbeit und der ethischen Maßstäbe immer wieder notwendig, erläuterte Johann H. Knabbe. „Wir sollten nicht immer nur dem Skandal auf der Spur sein, sondern der Wirklichkeit.“ Landwirte lebten täglich ihre Verantwortung. Er räumte allerdings auch ein, dass im Verhältnis von Mensch und Nutztier „nachjustiert“ werden müsse, „denn ein Nutztier ist nicht nur ein Wirtschaftsfaktor.“ Daher sei ethisches Verhalten auch in der Landwirtschaft immer wieder neu zu diskutieren.
„Wir brauchen einen Dialog zwischen Verbrauchern und der Landwirtschaft“, bekräftigte auch Hans Christian Brandy. Der Theologe ist Landessuperintendent im Sprengel Stade und damit als Regionalbischof zuständig für die evangelisch-lutherischen Gemeinden im Elbe-Weser-Raum. „Die Landwirtschaft prägt unsere Region nach wie vor und wir müssen als Gesellschaft darüber sprechen, wie wir leben und uns ernähren wollen.“ Mit Blick auf das Erntedankfest sei es ihm wichtig, dass Landwirte sich nicht zusätzlich unter Druck gesetzt fühlten. „Für unsere gesamte Gesellschaft gilt: Wer für Wohlstand und Ernte dankt, der wird die Armen nicht vergessen“, so Brandy. „Denn gerade in diesem Jahr können wir die Flüchtlinge bei uns und die Kriegs- und Armutsgebiete, aus denen sie kommen, nicht übersehen.“
Neben Vertretern von Landvolk und Kirche diskutieren Beauftragte der Landfrauen, der Landjugend sowie Politiker aus Kommunen und Landesparlament jährlich mit, wenn Kirche und Landwirtschaft zum Gespräch laden.
Stade, 7. September 2015 Sonja Domröse