noch immer - immer noch

Nachricht Bremerhaven, 09. Juli 2018

Eine künstlerische Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt an Mädchen, Jungen und Frauen von Renate Bühn

Datum: 19. August bis 6. September Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 15 – 17 Uhr sowie Mittwoch und Samstag 9:30 – 12 Uhr Ort: Pauluskirche, Hafenstr. 124, 27576 Bremerhaven Veranstalter: Kulturkirche Bremerhaven

Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit von Renate Bühn ist die Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt und dem gesellschaftlichen Täter/innenschutz (Anteil der Täterinnen ca. 20 Prozent). Nicht irgendwo weit weg, sondern im eigenen Umfeld, im eigenen Dorf, in der eigenen Stadt, der eigenen Familie leben betroffene Mädchen und Jungen. Die Dunkelziffer ist seit Jahrzehnten unverändert hoch. Wie ist das möglich? Wer macht dies möglich? Diese dissoziierte Alltäglichkeit versucht Renate Bühn in ihren Arbeiten zu erfassen. Dabei thematisiert sie auf vielschichtige Weise den Mangel an alltäglicher Wahrnehmung und Handeln als weltweiter Bestandteil in allen gesellschaftlichen Strukturen.

Bühn: „Meine künstlerische Arbeit ist für mich ein persönliches und politisches Ringen um Sprache, Sichtbarkeit und Veränderung. Ich möchte deutlich machen, was viele in ihrem Alltag nicht wahrhaben wollen: Jede und jeder kennt Betroffene. Jede und jeder kennt Täter und zum Teil auch Täterinnen. Genaues Hinsehen und alltägliches Erinnern ist mir wichtig. Was bedeutet es für ein kleines Mädchen, einen kleinen Jungen, in einer sexuellen Gewaltsituation zu leben und zu überleben? Wie ist es möglich, am Tisch dem Vater (oder einer anderen nahen Bezugsperson) und Vergewaltiger beim Frühstück gegenüber zu sitzen? Was muss an Spaltungen, Nicht-Spüren, alltäglichen Kraftanstrengungen von einem kleinen Kind aufgebracht werden, um zu essen und zu überleben?“

In der Arbeit „Frühstück mit Papi“ liegen auf zwei hölzernen Frühstücksbrettchen zwei mit Honig bestrichene Brötchenhälften. Der Honig ist mit toten Fliegenleibern übersät. Frühstück, Alltag, Foltersituation für betroffene Kinder und Jugendliche.

In ihren Stecknadel-Lavabo-Arbeiten beschäftigt Renate Bühn sich mit den sexuellen Übergriffen in der katholischen Kirche, die die Dimension und Vielschichtigkeit der Übergriffe, aber auch den offensiven Täterschutz bis in den Vatikan erfasst. Bühn: „Jeder Übergriff, aber auch das eigene Nicht-wissen-wollen, Wegschauen, Leugnen, Vertuschen oder Bagatellisieren, sind Nadelstiche im Fleisch der Betroffenen, im Fleisch der Familie, der Kirche, der Gesellschaft.“

Künstlerin
Renate Bühn: Künstlerin, Sozialpädagogin, Mitglied im Betroffenenrat beim Unabhängigen Beauftragten sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM)
www.renatebuehn.de

Begleitveranstaltungen
Sonntag, 19. August, 17 Uhr Gottesdienst zur Eröffnung | im Anschluss Grußworte und Gespräch mit der Künstlerin
Predigt: Pastorin Andrea Schridde | Kulturkirche Bremerhaven
Lesung: Henning Bäcker | Stadttheater Bremerhaven
Musik: Mikael Börresen (Klarinette), Ilia Bilenko (Flügel)
Im Anschluss sprechen Michael Frost (Stadtrat für Schule und Kultur) und Cindy Dagott (Präventionsbeauftragte in der Ansprechstelle für Opfer sexualisierter Gewalt der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers) Grußworte und Renate Bühn führt im Gespräch in ihre Ausstellung ein.

Sonntag | 26. August 2018 | 10 Uhr
Gottesdienst zur Ausstellung
Lektorin Manon Veit, Annelie Liebert, Christiane Koschinsky

Sonntag | 2. September 2018 | 10 Uhr
Gottesdienst zur Ausstellung
Pastorin Andrea Schridde
Dienstag | 4. September 2018 | 15 Uhr
Öffentliche Führung durch die Ausstellung und anschließendes Gespräch
Führung durch die Künstlerin Renate Bühn; Anschließendes Gespräch mit der Künstlerin und Mitarbeitenden des Ev. Beratungszentrums Bremerhaven; Informationen zur Gewaltprävention durch Polizeioberkommissarin Pamela Koellner von der Polizei Bremerhaven

Donnerstag | 6. September 2018 | 19 Uhr
Finissage
Musik: Tomoyo Ueda (Percussion)
Worte: Künstlerin Renate Bühn und Kooperationspartner/innen
Alle Veranstaltungen: Pauluskirche, Hafenstr. 124, Bremerhaven