Stärke und Wissen tanken für den Kita-Alltag

Nachricht Osterholz-Scharmbeck, 30. Mai 2018

Kita-Teams aus Kirchenkreis OHZ machen sich beim Fachtag fit für die Zusammenarbeit mit Eltern

Die 100 Erzieherinnen der neun Kindertagesstätten (Kitas) im Ev.-luth. Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck möchten ihre 571 Schützlinge noch besser betreuen. Wie dies mit den Eltern gelingen kann, erlebten sie beim 2. Fachtag ihres Kita-Verbandes am Dienstag in Rotenburg zusammen mit ihren 130 Kolleginnen aus den Kirchenkreisen Verden und Rotenburg. Im Fachvortrag und 14 Workshops holten sie sich neue Impulse und Fachwissen für das Beziehungsdreieck von Kind, Eltern und Kita.   

Der Schlüssel zum Erfolg dieser Partnerschaft sind vertrauensvolle, stabile Bindungen, die alle drei beteiligten Seiten zu ihren Eltern und nahen Bezugspersonen aufbauen konnten. Das verdeutlichte die Klinik-Ärztin Sabine Lottermoser beim Impulsvortrag. „Dieses emotionale Band, das uns auch als Erwachsene Sicherheit und Weltvertrauen gibt“, werde durch Berührungen, die Stimme, die Gesichtsmimik, Gerüche und Nähe in den ersten Lebensjahren geknüpft, sagte die Psychiaterin. „Sie müssen diese Person sein, wenn das die Eltern nicht können“, verdeutlichte sie die hohe Verantwortung der Erzieherinnen. „Sie haben die Ausbildung, das Herz und ein starkes Team“.

 „Wir sollten unseren Bindungstyp und den der Kinder gut kennen“, sagte Lottermoser. Dieses Wissen könne das Kita-Team dann auch in kompetenteren und einfühlsameren Elterngesprächen und Elternabenden anwenden. Für den Umgang mit Kindern sei dieses Wissen sehr hilfreich und diene dazu, sie bestmöglich zu unterstützen. Zwei Akteure des Impro-Theaters Inflagranti (Bremen) spielten dazu Szenen aus dem turbulenten Kita-Alltag. Sie beleuchteten die Themen aus neuen Perspektiven und brachten damit eine fröhliche Leichtigkeit ins Geschehen.  

In 14 Workshops vertieften die Teilnehmerinnen der Fortbildung ihr Wissen für gelingende Gespräche mit den Eltern. „Wir müssen die Lebenssituation der Eltern verstehen, um gemeinsam mit ihnen das Kind optimal fördern zu können. Außerdem möchten wir die Erzieherinnen und Erzieher für kompetent geführte Elterngespräche stärken, damit sie selbstbewusst im Kontakt mit den Eltern für das Kind eintreten können“, nannte Bettina Paul-Renken als pädagogische Leiterin der Ev.-luth. Kita-Verbände Osterholz, Verden und Rotenburg die Ziele der Workshops. Das Themenspektrum reichte von Problematiken, die sich aus Suchterkrankungen, Trennung und Scheidung oder Interkulturalität ergeben können bis zur Gesprächsführung in Elternabenden, Elternkontakten und Konfliktgesprächen.  

Dabei geht es auch zunehmend um den Störfaktor Smartphone. Fachberaterin Regina Haak warnte vor dem „Glücksspielautomaten in der Eltern-Tasche, der wertvolle Zeit für die Kinder auffrisst und die Eltern-Kind-Bindung stört“. Ihr Rat für Elterngespräche: Keine Bildschirme für Kinder unter drei Jahren und ab Drei nur unter Elternaufsicht höchstens 30 Minuten täglich. Gegen den Smartphone-Gebrauch in der KiTa helfen sich viele Einrichtungen mit Verbotsschildern und handyfreien Zonen.

Was nehmen die Teilnehmerinnen mit in ihre Kitas? „Neue Kontakte zu Kolleginnen aus anderen Kitas und deren Erfahrungen und Strategien für die Elternarbeit“, sagt Birgit Garbes (Kita Worpswede). Ihre Kolleginnen Nicola Preibisch und Kirsten Wulff „haben viel Selbstvertrauen geschöpft, um Elterngespräche zu leiten und auch Unangenehmes selbstbewusst anzusprechen“. Die Kita-Leiterinnen Anke Kister (Schwanewede) und Tanja Eriksons (St. Marien Osterholz-Scharmbeck) nehmen Anregungen mit nach Hause, „wie unsere Kita beim Gestalten des Familiengottesdienstes Eltern und Besucher noch aktiver einbinden kann“. Auch Gottesdienste am Freitag oder Samstag, mit Kurzpredigt und mehr Raum für die Kinder, seien Ideen. Und Kristin Ahlers (St. Marien, Lilienthal) hat „mehr Sicherheit für die Konfliktbewältigung“ getankt und fühlt sich in ihrer „professionellen Haltung als Pädagogin für den Elternkontakt gestärkt“. Alle Teilnehmerinnen haben zudem Fachstellen in Kirche und Diakonie kennen gelernt, die ihnen und den Eltern bei Problemen und besonderen Herausforderungen weiterhelfen können.     

Bettina Paul-Renken sieht den Fachtag als Chance, „dass sich die Erzieherinnen des Kita-Verbandes besser kennen lernen, austauschen und als Teil der Kirche und eines starken Netzwerkes verstehen, das sie fachlich fördert und auf die wachsenden Herausforderungen vorbereitet“. Die Superintendentin und Verbandsvorsitzende Jutta Rühlemann bringt diesen Anspruch mit dem afrikanischen Sprichwort „Um Kinder zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“ auf den Punkt. Die Erzieherinnen und Erzieher seien ein wichtiger Teil dieses starken Beziehungsgeflechtes, „in dem sie die Familien kompetent und verlässlich unterstützen – gerade, weil die Kinder immer längere Zeit in der KiTa verbringen“.

Rühlemann wertete den Fachtag als wichtigen Beitrag zur Erfolgsgeschichte des 2013 gegründeten Kitaverbandes Osterholz-Scharmbeck. „Wir haben es geschafft, alle kirchlichen Kitas zu vernetzen, die Kirchenvorstände und die Kita-Teams von Verwaltungsaufgaben zu entlasten und eine Kinderbetreuung mit kirchlichem Profil und mit hohem pädagogischem Anspruch anzubieten“. Die starke Nachfrage nach den Kitaplätzen spiegele den „exzellenten Ruf der Kindertagesstätten und die hohe Motivation der Erzieherinnen“. Weitere Informationen zum Kita-Verband OHZ unter www.kitaverband-ohz.de

Roland Hofer, Öffentlichkeitsarbeit Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck