Erklärung der niedersächsischen Bischöf zur aktuellen Situation in der Corona-Pandemie

Nachricht Hannover, 26. Oktober 2020

„Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.“ (Jesaja 40, 1)
Die sich verschärfenden Entwicklungen der Corona-Pandemie stellen unser Zusammenleben auf eine harte Probe. Schmerzliche Erfahrungen und Verluste ziehen sich seit Monaten durch alle Bereiche unserer Gesellschaft.
Zugleich erleben wir einen Geist der Solidarität, ja, der Nächstenliebe. Ohne diese Mitsorge für den Nächsten können wir die Pandemie nicht bewältigen. Dankbar sehen wir die Hilfsbereitschaft und den großartigen Einsatz von Menschen an vielen Orten: in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Kindertagesstätten und Schulen, Behörden und Gemeinden sowie innerhalb der Nachbarschaften.
Als Kirchen fühlen wir uns verantwortlich, im Geist Jesu Christi Menschen in unserem Land Trost und Hilfe zu geben. Wir bemühen uns in den fast 2400 Kirchengemeinden sowie in zahlreichen kirchlichen Einrichtungen mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, in kirchlichen Räumen und Netzwerken, mit Wort und Tat Menschen zu helfen und ihre Not zu lindern.
Besonders verbunden sind wir mit den alten Menschen, die allein bleiben oder einsam sterben müssen, sowie mit den jungen Menschen, deren Zukunft ein Stück gefährdet wird.

„Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht“ Matthäus 25,36
Kranken und sterbenden Menschen beizustehen, ist ein Akt der Barmherzigkeit. Mit hohem Respekt sehen wir den außerordentlichen und vielfältigen Einsatz von Pflegerinnen und Pflegern in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Wir bitten darum, dass alles dafür getan wird, Kontaktmöglichkeiten von Angehörigen, nahestehenden Personen und Seelsorgenden auch in Zukunft zu erhalten. Bei der Suche nach medizinisch und pflegerisch verantwortbaren Konzepten setzen wir wie bisher auf eine enge Zusammenarbeit mit Behörden und Einrichtungsleitungen, auch um Möglichkeiten für die Arbeit der Seelsorgenden zu erhalten.

„Wenn dein Kind dich morgen fragt“ 5. Mose 6,20
Was werden wir nachfolgenden Generationen erzählen, wenn sie uns zu dieser Zeit der Pandemie befragen werden? Haben wir gesellschaftlich ihre Belange ausreichend in den Blick genommen, ihnen zugehört und für sie Partei ergriffen? Kinder und Jugendliche müssen jetzt weiterhin den Sozialkontakt zu Gleichaltrigen halten können. Sie brauchen Möglichkeiten, sich eigenständig zu treffen und sich ehrenamtlich zu engagieren. Der gerechte Zugang zur Bildung verlangt nach besonderen Angeboten für diejenigen, die nur eine begrenzte Unterstützung beim Lernen erfahren. Insbesondere Kirchengemeinden bieten dafür weiterhin Räume an und Menschen, die zuhören, begleiten und anregen auch dann, wenn es erneut zu Schließungen von Kindertagesstätten und Schulen kommen sollte.

„Wenn wir aber im Licht wandeln, so haben wir Gemeinschaft untereinander.“ 1. Johannes 1,7
In diesen ungewissen Zeiten suchen Menschen Orientierung. Das verstärkte Risiko einer Erkrankung und die damit verbundene Erfahrung der Begrenztheit menschlichen Lebens ebenso wie das Angewiesensein auf einen gesellschaftlichen Zusammenhalt rühren viele Menschen an. Sie erleben sich als verletzlich, sterblich und trostbedürftig.
So werden wir auch in Zukunft unsere Kirchen als Trosträume für alle offenhalten zur Besinnung und zum Gebet - selbstverständlich mit der gebotenen Verantwortung und Vorsicht. Wir sind beeindruckt und dankbar, mit welcher Sorgfalt die Verantwortlichen in unseren Gemeinden die notwendigen Regelungen zum Schutz aller umsetzen.

Wir wollen Gemeinschaft erfahrbar machen, Messen und Gottesdienste feiern; an Allerheiligen und am Ewigkeitssonntag mit der Erinnerung an die Gestorbenen, im Advent mit der Vorfreude auf das Kommen Gottes und Weihnachten mit der Hoffnung, dass Gott uns nahe bleibt:
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die wohnen im finstern Land, scheint es hell.“ (Jesaja 9,1)
Thomas Adomeit
Dr. Franz-Josef Bode
Dr. Martin Heimbucher
Dr. Karl-Hinrich Manzke
Ralf Meister
Dr. Christoph Meyns
Wilfried Theising
Dr. Heiner Wilmer

Pressestelle der hannoverschen Landeskirche