Seit zwei Jahrzehnten setzt sich die Orgelakademie in Stade bei Hamburg dafür ein, möglichst vielen Menschen die einzigartige Orgellandschaft zwischen Elbe und Weser näher zu bringen. Das solle am 18. Juni mit einem Mitmach-Programm in den Stader Altstadtkirchen St. Wilhadi und St. Cosmae gefeiert werden, kündigte der Vorsitzende des Trägervereins, Hans-Eckhard Dannenberg, am Dienstag an. Zu den Angeboten der Akademie gehören touristische Projekte wie Orgelexkursionen, Konzertreihen und Entdeckertage. Die Einrichtung gibt aber auch Publikationen heraus und organisiert Unterricht.
Zum Markenzeichen habe sich seit 2006 die Nachwuchsarbeit entwickelt, das Programm „Alte Orgeln für junge Menschen“, betonte Dannenberg. Orgelpädagogin und Musikerin Annegret Schönbeck führt Kinder und Jugendliche von klein auf mit Erlebnis- und Mitmachaktionen an die Orgeln der Region heran. Junge Organistinnen und Organisten im Alter von 12 bis 18 Jahren haben seit 2009 in der jährlichen Musikwoche „Stader Jugend-Orgelforum“ Orgelunterricht an weltberühmten Orgeln in Stade und Umgebung. Überdies wurden „Orgelkoffer“ und -modelle entwickelt. Kinderbücher und Musikvideos vermitteln Klang- und Baureichtum des Instrumentes für junge Menschen und Familien.
„Mehr als 150 Jugendliche haben bisher an den Jugend-Orgelforen teilgenommen, viele von ihnen haben sich dazu entschieden, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen“, bilanzierte Schönbeck. Darüber hinaus seien in der Zeit vor der Corona-Pandemie insbesondere Exkursionen per Bus, Schiff und Rad zu den historischen Orgeln der Region erfolgreich gewesen, ergänzte der künstlerische Leiter der Orgelakademie, Martin Böcker. Den Teilnehmenden gefalle der Mix und das ganzheitliche Erlebnis aus Landschaft, den historischen Kirchen mit ihren Instrumenten und Musik. Die Akademie starte diese Angebote gerade wieder neu.
Die Region rund um Stade ist ein wahres Orgelparadies: Alleine im Elbe-Weser-Dreieck erklingen mehr als 80 Denkmalsorgeln aus fünf Jahrhunderten. Früher hatten hier große Orgelbaumeister ihre Werkstätten. Sie konnten ihre Instrumente gut verkaufen, weil die fruchtbare Marschenregion reich war, und die frommen Bauern dafür genügend Geld übrig hatten. Männer wie Berendt Huß, Erasmus Bielfeldt, Georg Wilhelmy und vor allen der barocke Orgelbaumeister Arp Schnitger (1648-1719) begründeten den Glanz dieser Kunst.
Mit dem „Organeum“ im ostfriesischen Weener gibt es nur noch eine weitere Einrichtung dieser Art im Norden. Sowohl die Orgelakademie als auch das Organeum sind zusammen mit weiteren Partnern an „Nomine“ beteiligt, das 2003 als Portal für die Orgellandschaft in ganz Norddeutschland gegründet wurde. Nomine bietet Videoporträts besonderer Orgeln, CD-Reihen und Orgelbeschreibungen aus dem Elbe-Weser-Dreieck und dem nördlichen Niedersachsen.
Dieter Sell, Evangelischer Pressedienst