Erste Hilfe leisten für Herz und Seele

Nachricht Osterholz-Scharmbeck, 07. Juni 2022

Pastor Hans Jürgen Bollmann wurde feierlich als Krankenhausseel-sorger verabschiedet

Am vergangenen Freitag wurde Pastor Hans Jürgen Bollmann als Krankenhausseelsorger aus seinem Dienst verabschiedet. Er wird künftig im Zentrum für Seelsorge und Beratung der Landeskirche tätig sein. Wie blickt er auf seine Zeit im ev.-luth. Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck zurück? Welche Bedeutung hat für ihn die Krankenhausseelsorge?

Hierzu erzählt der scheidende Krankenhausseelsorger Hans Jürgen Bollmann gerne eine Begegnung mit einem Arzt. Sie wirft ein bezeichnendes Licht auf die Arbeit des Pastors im Kreiskrankenhaus Osterholz. Ein junger Arzt, so Bollmann, habe sich mal erkundigt, was denn überhaupt dessen Aufgabe sei. Nach dem Gespräch habe der Arzt dann gesagt: „Ich glaube, das ist gut, dass Sie hier sind. Wir haben hier nämlich viele Patienten, die kommen hierher mit Herzbeschwerden. Die haben aber nichts am Herzen, sondern etwas auf dem Herzen.“

Dieses Gespräch gab der 57-Jährige bei seiner Verabschiedung in der Cafeteria im Kreiskrankenhaus am Freitagnachmittag wieder. Er selbst veranschaulichte mit einer Geschichte aus dem Alten Testament seine Motivation zur Krankenhausseelsorge. Hierin sucht eine Frau bei einem Propheten Hilfe, da ihr Mann gestorben sei und sie sich in finanzieller Not befinde.  

Der Prophet habe sich dabei „an dem Bedarf seines Gegenübers“ orientiert. Das sei auch für ihn maßgebend, sagte der Seelsorger. „Für mich heißt das: zuhören, aushalten und begleiten. Ich bin jetzt für dich da.“ Insofern sei der Prophet für ihn vorbildlich, der nach den eigenen Quellen der Frau gesucht habe, was ihr gut tue.

Für Bollmann besteht der Unterschied zwischen Gemeindeseelsorge und der Krankenhausseelsorge eben darin, dass er es hier mit einem Patienten zu tun habe. „Sonst passiert das schon mal zwischen Tür und Angel.“ Bei der Krankenhausseelsorge gehe es auch um ein Mitwirken an einem Heilungsprozess.

Im Mai 2002 begann der Geistliche mit einer Viertel-Stelle im Kreiskrankenhaus. Damals absolvierte er auch eine Krankenhaus-Seelsorge-Ausbildung. Die Präsenz im Krankenhaus beschränkte sich auf zwei halbe Tage beziehungsweise auf einen ganzen Tag. Per Handy befand er sich in Rufbereitschaft. Zu den weiteren Aufgaben gehörte der monatliche Seminartag mit den Grünen Damen und der monatliche Gottesdienst. Dazu kamen Aussegnungen und hin und wieder Abendmahlsfeiern am Krankenbett.

Aufgrund von Veränderungen im Landeskirchenamt und im „Zentrum für Seelsorge und Beratung“ ist Bollmann nach seinen Worten gefragt worden, ob er sich vorstellen könne, in dieses Zentrum zu wechseln. „Ich habe zugestimmt und bin seitdem dabei, die Übergänge zu organisieren.“ Jetzt ist er Beauftragter mit einer halben Stelle für die Seelsorgeausbildung von ehrenamtlich Tätigen am Zentrum für Seelsorge und Beratung in Hannover. Darüber hinaus bleibt er Beauftragter für Notfallseelsorge im Sprengel Stade mit einer halben Stelle.

In seinem Rückblick auf sein Engagement sagte der Pastor: „Ohne die Grünen Damen wäre vieles nicht möglich gewesen.“ Die Grünen Damen sind Ehrenamtliche in der stationären Gesundheits- und Krankenpflege. Sie sind in der Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe e. V. organisiert. Der Name Grüne Damen bezieht sich auf die Farbe der grünen Kittel, die sie früher einmal trugen.

Im Kreiskrankenhaus sind jeweils montags, dienstags und donnerstags zwei Frauen unterwegs, um Patienten zu besuchen und zu begleiten. „Sie sind motiviert, weitaus mehr zu leisten, als es für eine Grüne Damen so üblich ist“, lobte der Pastor seine Unterstützerinnen. Es sei „einzigartig im Kreiskrankenhaus, wie hier die Grünen Damen und die Krankenhausseelsorge eng zusammenarbeiten“.  

Als wichtigen Meilenstein sieht der 57-Jährige das Ethikkomitee, das 2015 mit Hilfe von Stationsleiter Nicolas Dunkel etabliert wurde. Durch dessen Mitglieder und die heterogene Mischung des Teams wurde die Möglichkeit zu einem intensiven und zielführenden Austausch über notwendige Entscheidungen und Perspektiven geschaffen.

Einschneidend sei weiter die Veränderung der Liegezeiten von drei Wochen auf rund fünf Tage gewesen. „Die kurzen Liegezeiten haben deshalb nur einen einmaligen Besuch erfordert.“

Auch die Corona-Pandemie hatte den Alltag zeitweise verändert. „Deshalb gab es keine Andachten mehr. Zudem war die Begleitung von Angehörigen von Patienten, die keine Besuche machen konnten, die große Herausforderung in dieser Zeit“, sagte Bollmann.           

Neben dem Dank an die Grünen Damen richtete Bollmann ihn auch an Rolf Weiß von der Pflegedienstleitung des Krankenhauses sowie an Gabriele Ziebell von der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention des Diakonischen Werks. „Wir haben uns gut ergänzt. Das gilt ebenso für die Anliegen der beiden Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunkts.“ Besonders gut seien ihm dabei auch die Ausflüge mit den Grünen Damen in Erinnerung, sagte der Pastor. Nikolas Dunkel rahmte die Verabschiedung mit seinem Englischen Horn musikalisch ein.

In ihrem Abschiedswort sagte Superintendentin Jutta Rühlemann, dass die Klinikseelsorge im Kreiskrankenhaus „geradezu selbstverständlich“ geworden sei. Sie treffe auch auf eine „Situation, wo Worte fehlen, aber nötig sind“. Als Unterrichtender in der Pflegedienstschule habe Bollmann einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, „für die Verletzlichkeit der Seele zu sensibilisieren“.  

Krankenhausleiter Klaus Vagt zitierte Hermann Hesses Gedichtzeile, dass jedem Anfang ein Zauber innewohne. „Sie freuen sich auf Ihre neue Aufgabe“, hatte der Krankenhausleiter ausgemacht. „Sie sind auch der richtige Mann dafür“, gab er dem Seelsorger mit auf den Weg. Als Dankeschön überreichten er und Jutta Rühlemann kleine Geschenke, die an den Landkreis Osterholz erinnern.  

Roland Hofer, Öffentlichkeitsarbeit Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck